Samstag, 7. März 2015

Baymax - Big Hero 6

Hello. I am Baymax, your personal healthcare companion.


Don Hall, Chris Williams, USA 2014 - 7.25/10

Dieser Film wäre als Kurzfilm so viel besser gewesen. Denn einige Szenen, vor allem zu Beginn gehören zu den witzigsten Abschnitten in einem Animationsfilm, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die zweite Hälfte allerdings ist dermaßen beliebig geraten, ein typischer Superheldenfilm, der absolut nicht überraschen und nur teilweise begeistern kann. Junge Zuschauer dürften trotzdem ihren Spaß haben, aber für mich war es so beliebig, wie es selten ein Film dieses Genres war.

"Big Hero 6" spielt im fiktiven San Fransokyo (!) eine Stadt, die - ihr habt es erraten - eine Mischung aus San Francisco und Tokyo, die spektakulär aussieht; ein feuchter Traum für Architektur-Fans. Dort sehen wir den jungen Hiro bei einem Untergrund-Roboter-Kampf, den er trotz eines merkwürdig, unscheinbar aussehenden Roboters gewinnt. Allerdings ist dieser Kampf illegal und Hiro sollte viel eher etwas Sinnvolles mit seiner Zeit anfangen, beispielsweise seinem großen Bruder Tadashi nacheifern, der an der Universität Roboter entwickelt.

Kurzentschlossen gehen die Brüder dorthin und Hiro ist total begeistert, er will so etwas auch machen. Die vier Freunde Tadashis entwickeln auch alle interessante Roboter und Gadgets und ermutigen Hiro denselben Weg einzuschlagen, Professor Callaghan ermuntert ihn ebenso: Wenn Hiro einen interessanten Roboter auf der jährlichen Konferenz präsentiert, dann könne Hiro an der Universität studieren.

Das beste Element am Film ist aber gar nicht die Geschichte um Hiro, oder Tadashis Freunde, sondern Tadashis Erfindung: Ein Roboter, der andere Menschen heilt. Er heißt Baymax und ist unglaublich cool, süß und einfach sensationell geworden. Seine Art ist langsam aber effektiv, wie man es von einem Gesundheitsprogramm erwarten sollte. Er wird aktiv, wenn in seinem Umfeld eine Person Schmerzen signalisiert, seien sie physisch, oder seelisch. Baymax sieht im Grunde aus wie ein laufender Marshmallow und hat eine extrem entspannte Stimme, die dabei auch noch extrem naiv spricht und handelt, was ihn nur noch charmanter macht.

Würde der Film hier enden, dann wäre es der beste Kurzfilm der letzten Jahre, Baymax ist so ein liebenswerter Charakter, dass es eine Freude ist ihm zuzusehen. Aber... es kommt anders. Ein Unglück geschieht und Hiro sieht sich gezwungen, Superheld zu spielen. Der Actionanteil wird deutlich erhöht, der Originalitäts-Level leidet ungemein. Baymax wird in einen Anzug gesteckt um das Böse zu besiegen... und ich so: "Na toll..."

Ich will nichts spoilern, also halte ich mich zurück, aber die nun sechs Helden - deshalb auch der Titel "Big Hero 6" - sind langweilig, haben zwar alle eine coole Fähigkeit, die schon vorher im Universitätslabor eingeführt wurde. Der plötzlich auftretende Antagonist ist zwar halbwegs überraschend, aber ansonsten ist das alles uninspiriertes Gekloppe, das mich nicht fesselt. Das ganze wird durch lustige Sprüche der Bande und Baymax aufgelockert, aber die gesamte zweite Hälfte war sehr ernüchternd.

Technisch ist der Film hervorragend. Es gibt ein paar Flugphasen, die mit denen aus "Drachenzähmen leicht gemacht" verglichen werden können. Die Gebäude und Figuren-Animationen sind über alle Zweifel erhaben, vor allem die Bewegungen des Michelin-Männchens Baymax ist ausgezeichnet gelungen.

Dass dieser Film den Oscar gewonnen hat, kann ich nicht verstehen, "Der LEGO-Film" hätte gewinnen müssen, der aber noch nicht einmal nominiert wurde, aus merkwürdigen Gründen, die ich schon einmal beschrieben habe. Alle Szenen mit Baymax sind super - Slapstick pur - , der Rest nicht so. Aber wenn ihr den Film einmal auf DVD ausleihen wollt, dann könnt ihr nicht viel falsch machen.

Noch ein letzter Satz -  Der deutsche Titel ist wieder einmal katastrophal: "Baymax - Riesiges Robowabohu" WTF?! Wer kommt auf so etwas??? Schon klar, dass man mit "Big Hero 6" scheinbar nicht viel anfangen kann in Deutschland, aber sowas???

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