Dienstag, 29. Juli 2014

Before Sunrise

Alright, I have an admittedly insane idea, but if I don't ask you this it's just, you know... it's gonna haunt me the rest of my life.



Richard Linklater, USA, 1995. 8.25/10

Der erste Teil der "Before-Trilogie" von Richard Linklater mit Julie Delpy und Ethan Hawke. Ein im Grunde von der Idee her so simpler Film, dass ihn jeder hätte drehen können und er hat auch trotz seiner Kürze ein paar Längen (später dazu mehr), aber vor allem zum letzten Drittel des Filmes hin wird er so dermaßen romantisch, dass man gar nicht will diesen, dass dieser Film jemals zu Ende geht. Als Bonus: Im Film kann man so viele Sachen aus den Neunziger Jahren entdecken, dass es ein Traum ist. Kein Wunder, kam er ja auch vor fast 20 Jahren in die Kinos.

Die Geschichte ist ganz einfach: Der Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) trifft die Französin Celine (Julie Delpy) im Zug durch Österreich. Sie kam vom Besuch ihrer Oma in Ungarn und er ist auf der Durchreise in Europa unterwegs, am nächsten Morgen geht sein Flieger zurück in die Staaten. Sie beginnen sich zu unterhalten über alle möglichen Dinge und plötzlich kommen sie in Wien an. Er muss aussteigen, sie muss weiter nach Paris. Eigentlich. Denn er nimmt all seinen Mut zusammen und fragt sie spontan, ob sie nicht mit ihm den Tag in Wien verbringen will. Ihr könnt euch bestimmt denken was sie antworten wird...

NATÜRLICH verbringen sie den Tag zusammen, es ist ja schließlich kein Kurzfilm. Sie sehen sich kulturelle Höhepunkte an, besuchen einen Plattenladen, gehen zusammen essen, das typische Wiener Kaffeehaus darf selbstverständlich auch nicht fehlen. So vergeht der Tag, wird zur Nacht und am nächsten Morgen geht Jesses Flugzeug.

Da ja ein ganzer Tag dargestellt wird, reden die beiden extrem viel, manches ist interessanter als das andere, aber man muss die Darsteller loben, dass sie so viel Text behalten haben - ich vermute, dass sie zwischenzeitlich improvisiert haben, denn die Szenen, beispielsweise in der Tram durch die Neustadt, sind äußerst lang geworden.

Wie bereits in meiner Einleitung erwähnt: Die beiden wachsen einem ans Herz, vor allem im Moment als die Nacht zum Tage wird und die gemeinsamen Stunden sich dem Ende zu neigen. Linklater versteht es seinen Film mit interessanten Momenten festzuhalten, dabei den beiden Darstellern sehr viel Raum für eigene Ideen zu lassen und sich von der Situation leiten zu lassen. Als Beispiel: Es stand mit Sicherheit nicht sowas im Skript wie: "Jesse macht alberne Bewegungen, während Celine wie gebannt auf die Bauchtänzerin starrte." Teilweise ging mir persönlich Jesse auf die Nerven, mit seiner Besserwisserei, aber das soll euer Vergnügen nicht schmälern, vielleicht denkt ihr ja anders über ihn.

Ich habe die übrigen beiden Teile noch nicht gesehen, bin sehr gespannt, wie sich das Wiedersehen der beiden entwickelt, ihr hört dann übermorgen wieder von mir!

Montag, 28. Juli 2014

Wie der Wind sich hebt

Who has seen the wind? Neither I nor you: But when the leaves hang trembling, the wind is passing through.



風立ちぬ (Kaze Tachinu), Hayao Miyazaki, Japan, 2013. - 9.75/10 (Tendenz steigend, neben "Boyhood" der beste Film, den ich dieses Jahr im Kino sehen durfte)

Dies ist der letzte Film vom Großmeister Hayao Miyazaki, der im Westen vor allem für "Chihiros Reise ins Zauberland" bekannt sein dürfte, aber noch für viel mehr sensationelle Werke wie "Mein Nachbar Totoro", "Prizessin Mononoke", oder auch "Das wandelnde Schloss" verantwortlich ist. Nicht nur, dass seine Filme unfassbar anzusehen sind und eine mitreißende Dynamik entwickeln - sei es beim Ritt auf dem Rücken einen Wolfes durch den Wald, oder auf Luftschiffen zu fliegenden Bauten - ist es vor allem das riesige Herz, das jeder Film innehat. Man wird so dermaßen mitgerissen und erlebt emotionale Höhen und Tiefen, die man von solchen Filmen nur ganz selten gewohnt ist. Anders ist es nicht bei seinem letzten Film.

Erzählt wird die Geschichte von Jiro Horikoshi, einem japanischen Ingeneur, der letztlich die Kamikaze Kampfflieger entworfen haben wird. Die Handlung beginnt im Jahr 1918, nach dem ersten Weltkrieg, der junge Jiro ist da schon von der Luftfahrt fasziniert, importiert ausländische Flugmagazine, in welchen besonders von Graf Caproni, einem italienischen Luftfahrtpionier berichtet wird, den er kurz darauf in einem seiner Träumen begegnet (das fantasievollste am ganzen Film, der Miyazaki-untypisch sehr realistisch gehalten wurde). Der Graf ermutigt ihn Flugzeuge zu entwickeln, da er wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht selbst Pilot werden kann. Beim großen Kanto Erdbeben von 1923, bei dem Tokio fast komplett zerstört wurde, trifft er auf eine unbekannte junge Dame, die später noch eine entscheidende Rolle spielen wird...

Der Zuschauer verfolgt Jiro über die kommende Jahre und sieht eindrucksvoll wie Japan damals wohl ausgesehen hat. Die Umgebung bleibt den ganzen Film hinüber abwechslungsreich, weil auch andere Gegenden als Tokio besucht werden. Allein die Landschaftszeichnungen sind das Eintrittsgeld wert. Es wurde mit einer typischen Liebe fürs Detail gearbeitet, aber diesmal ist die Handlung sehr viel ernster als man es sonst von den übrigen, bereits erwähnten Filmen gewohnt ist. Ich muss auch ganz klar sagen, dass deshalb der Film auch nichts für Kinder ist, seine Thematik befasst sich schließlich mit dem Zweiten Weltkrieg und lustig ist dies in keinster Weise.

Ich habe kaum etwas an diesem Film auszusetzen, ich war von vorne bis hinten begeistert. Nicht nur, dass seine Bilder umwerfend waren, die Handlung dahinter und die Emotionen, die vermittelt wurden, habe ich bisher selten in einem Zeichentrickfilm beobachten können. Schade, dass er für nicht mehr Preise im letzten Jahre nominiert worden war (den Oscar hat "Frozen" gewonnen), denn ich hätte es ihm gewünscht. Ihr werdet mit dem Besuch dieses Filmes nichts falsch machen, er läuft noch für kurze Zeit im Kino.

Sonntag, 27. Juli 2014

Non-Stop

I'm not highjacking this plane! I'm trying to save it!!!



Jaume Collet-Serra, USA, 2014. - 7.5/10

Oh ja, Liam Neeson versucht einen Irren in einem Flugzeug, hoch über dem Atlantik, aufzuhalten. Wenn dieser Bösewicht nicht 150 Millionen Dollar auf ein bestimmtes Konto überwiesen wird, dann stirbt alle 20 Minuten ein Fluggast. Wer einen hoch komplexen, mysteriösen Thriller erwartet, der ist hier falsch. Zwar bleibt der Täter die ganze Zeit unbekannt, viele Gäste tauschen mysteriöse Blicke oder sehen einfach von sich aus äußerst verdächtig aus. Wer ist es, der US Air-Marshall Bill Marks (richtig geraten: Liam Neeson) auf seine eigentlich nur für den Sicherheitsdienst zugelassenen Leitung Nachrichten schickt? Fragen über Fragen, aber eigentlich ist es ein klassisches Kammerspiel, wie es im Bilderbuch steht.

Wer diesen Film sieht, der weiß was auf einen zukommt und ich muss direkt sagen: Für das, was er will, ist er wirklich gut gelungen. Das Set sieht extrem realistisch aus, auch die Auswahl der Fluggäste ist gut gewählt worden. Aus allen Schichten sind sie zusammengewürfelt, wobei besonders zwei Rollen ärgerlicherweise als extrem klischeehaft und eben ohne weiteren Merkmale herausstechen, die ich aber hier zwecks Spoiler nicht zu sehr beschreiben will. Haben die Passagiere einmal ihre Plätze eingenommen und der Flieger seine angepeilte Flughöhe erreicht, geht buchstäblich die Post ab, fast ohne Pause bis zum Ende dieses kurzweiligen Films.

Leider bleiben zu viele Fragen unbeantwortet - WIESO SITZT EIN KLEINES KIND EINFACH SO OHNE BEGLEITUNG IN EINEM FLUG VON NEW YORK NACH LONDON??? - und das Ende ist bei richtiger Betrachtung äußerst lachhaft, doch will man einen schnellen Actionreißer sehen, dann ist man hier richtig. Die Rolle Neesons wird nach und nach mit Informationen gefüttert und dem Zuschauer werden einige Fährten gelegt, bei denen er selbst entscheiden muss, ob man sie annimmt, oder eben nicht. Es bleibt sehr lange nicht eindeutig, wer der Täter sein kann, was sich äußerst positiv auf den Spannungsbogen auswirkt. Es wimmelt auch nur so von bekannten Schauspielern an Bord. Zum einen sind es der bereits angesprochene Neeson in einer für ihn in den letzten Jahren typischen Rolle als furchtloser Actionheld (schon erstaunlich, was er sich mit 61 Jahren für Actionszenen aufhalst). Dann ist es Juliane Moore als freundliche (tatsächlich??) Hilfe unseres Marshalls, Cory Stoll als nicht durchschaubarer Fluggast (man kennt ihn als Ernest Hemingway aus "Midnight in Paris"), Michelle "Lady Mary Crowley of Downton" Dockery und die frisch gebackene Oscargewinnerin Lupita Nyong'o, als Flugbegleiterinnen. Große Namen für teilweise kleine Rollen, aber gut, man freut sich bekannte Gesichter zu sehen.

Ein mehr als solider Actionfilm, der zwar einige Macken hat, aber durchweg unterhaltsam ist.

Dienstag, 22. Juli 2014

Blue Jasmine





Woody Allen, USA 2013 - 8.25/10

Jasmine (Cate Blanchett) hat alles verloren. Sie lebte bislang ein privilegiertes Leben als reiche New Yorker Gattin eines erfolgreichen Investors (Alec Baldwin), der allerdings im Zuge der Finanzkrise vom FBI wegen unlauterer Geschäfte festgenommen. Der ganze Reichtum dahin und ein Nervenzusammenbruch ihrerseits als Sahnehäubchen obenauf. Jasmine weiß sich nicht anders zu helfen als zu ihrer Schwester (Sally Hawkins) nach San Francisco zu fliegen - NATÜRLICH erste Klasse, das versteht sich doch von selbst - und bei ihr zu bleiben, bis sie selbst eine Arbeit findet. Erwährt werden muss auch, dass Jasmine kaum Kontakt zu ihrer Schwester hat, die das komplette Gegenteil von ihr darstellt (so macht es zumindest am Anfang den Eindruck). Dies ist alles sehr neu für sie, denn sie lebte in ihrem enormen Anwesen und musste bis jetzt noch nie für ihren Lebensunterhalt aufkommen, alles kam ihr quasi zugeflogen. So ist es natürlich ein großer Schock, als sie mit fünf maß angefertigten Louis Vuitton-Koffern in Gingers Wohnung aufkreutzt, dort erstmal zwei brüllende Kinder rumrennen und sie auf den Boden der Realität angekommen ist. Wie gut, dass Ginger eine Flasche ihres geliebten Martini im Regal stehen hat, vielleicht kann sie ja auch einen Streifen Zitrone ergattern...

Ihr merkt, Jasmine ist eine absolut verabscheuungswürdige Person und Woody Allen weiß es mit Hilfe seines Scriptes und der Regie sie in möglichst unvorteilhafte Situationen erscheinen zu lassen. Zu Beginn kann sie einem noch etwas leid tun, denn sie konnte ja im Grunde nichts für das kriminelle Wesen ihres Mannes, der zwar einen flotten Spruch bei jeder Gelegenheit zum Beste gab, dann aber auch beispielsweise bei Wohltätigkeitsveranstaltungen die eigenen Taschen aufmachte. Ginger auf der anderen Seite versucht sich durchzuschlagen, ihre einzige Chance im Leben einmal Geld zu haben, wurde vernichtet (wie das passierte, werde ich hier nicht näher beschreiben). Anders als Jasmine nimmt sie Dinge locker und freundet sich schnell mit Menschen an, wohingegen ihre Schwester am liebsten zuerst den Kontostand ihres Gegenübers sehen möchte, bevor sie sich mit dieser Person näher bekannt macht.

Eins muss man Allen und dem Team lassen: Sie schaffen es, Reichtum darzustellen. Die Villen, in denen die reichen Figuren leben, sind spektakulär, auch die Kleidung und Schmuck sind weltklasse. Auf der anderen Seite wurde der San-Francisco-Style gut getroffen, der komplett in dezenten orange-Tönen gehalten wurde. Gingers Wohnung sieht einladend aus, ganz anders als beispielsweise die Strandvilla, die einfach nur protzig und nichtssagend rüberkommt.

Dieser Film ist vor allem eine One-Woman-Show von Cate Blanchett, die jegliche Register zieht. Völlig zurecht hat sie jeglichen Preis für diesen Film gewonnen, den eine Schauspielerin gewinnen konnte. Den Fall von höchsten finanziellen Höhen bis zum schmutzigen Erdboden verwirklicht sie in unfassbarer Manier. Auf der einen Seite versucht sie klar zu kommen und in San Francisco Fuß zu fassen, doch hat sie solch eine arrogante Art, die sie auch auf ihr direktes Umfeld (vor allem Ginger) ablädt, dass ihr Untergang unausweichlich scheint.

Leider springt der Film etwas zu viel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, in der der Film stattfindet. Eine stringentere Handlung hätte dem Film besser zu Gesicht gestanden, so muss man ihn öfter sehen, um ihn letztlich greifen zu können. An Allens Regiearbeit lässt sich rein gar nichts kritisieren, auch das Script ist wie gewohnt hoch amüsant und bietet viele Seitenhiebe auf das moderne Alltagsleben.

Ein toller Film, bei dem man aber auch in der richtigen Stimmung sein muss, denn wenn man ihn nicht als einzige große Satire sehen will, dann ist man verloren und das viele Schreien der Figuren kann einem schnell auf die Nerven gehen. Nie war Blanchett besser als in diesem Film und allein für ihre Darstellung lohnt es sich den Film anzusehen. Viel Vergnügen!


PS.: Klickt den Link an, ihr werdet es nicht bereuen!!

Donnerstag, 17. Juli 2014

Merida - Legende der Highlands

Leave me be woman, I look fiiiiiine.



Brave. Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell. USA, 2012 - 8.5/10

Bevor ich wieder über die Klassiker schreibe, die dieses Jahr ihr Jubiläum feiern, werfe ich den Blick heute auf einen Film aus dem Pixar / Disney-Studio, der mir im Erscheinungsjahr entgangen ist: "Merida" bzw. "Brave" im Original, das mir überraschend gut gefallen hat. Wieso das so ist, werdet ihr in den nächsten Abschnitten herausfinden. Eine Anmerkung vorweg: Ihr MÜSST den Film im Original sehen, der Akzent, der im Film gebraucht wird ist einmalig und macht mindestens 50% des Charms aus.

Merida ist die Tochter von König Fergus, dem Chef der vier Clans in einem im Mittelalter angesiedelten Schottland. Anders als es ihre Mutter, die Königin, geplant hat, findet Merida viel mehr Gefallen an männlichen Hobbies wie Bogenschießen, Schwertkämpfen und durch die Gegend reiten. Ihre Mutter will sie viel lieber bein sticken, Laute spielen und beim "sich-einfach-wie-eine-Prinzessin-verhalten" sehen. Da ja auch irgendwann einmal die Thronfolge geklärt werden muss, werden die drei erstgeborenen Söhne der drei anderen Clan-Chefs zu großen Feierlichkeiten und Highland-Games eingeladen. Merida wird in ein passendes Kleid gesteckt und schaut sich genervt die Darbietungen der mehr oder weniger talentierten Burschen an, bis ihr selbst eine Idee in den Sinn kommt, die alles verändert...

Die Story ist ziemlich einfach gestrickt - zumindest zu Beginn - wird aber durch viele (sehr gute) Montagen aufgelockert. Es wird schnell deutlich, worauf die Story hinausläuft, doch das macht nicht so viel aus, denn die Figuren sind wie immer in einem Pixar-Animationsfilm sehr abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet. Da haben wir zum einen die Hauptfigur, die rebellische Merida, ein prototypisches Vorbild für junge Mädchen, die ihren eigenen Willen durchsetzen und ihre Träume ausleben wollen. Die Mutter Elinor auf der auf der anderen Seite will zwar das Beste für ihre Tochter, doch übersieht sie dabei sträflich, dass Merida absolut nicht einverstanden ist mit ihren Plänen eine feine Lady zu werden und viel lieber "Jungs-Sachen" machen will.

Hier kann man natürlich eine Diskussion über Gender-Strukturen ansteuern, die sehr viel Sinn macht, denn was definiert Männlichkeit und was Weiblichkeit? Aber da wir es mit einem vornehmlichen Film für Kinder zu tun haben, erwartet nicht allzu komplexe und philosophische Abhandlungen. Es kann viel mehr über die ausgezeichnete Situationskomik gelacht werden. Für die meisten Lacher sind die männlichen Bewohner zuständig. Auf der einen Seite König Fergus, der neben einem unfassbaren Akzent ("Feeerrrgiiiss") sehr viel Humor beweist und mit der Art seiner Tochter sehr viel besser umgehen kann als seine Frau. Er reißt sogar einige Witze mit ihr beim Turnier und ist heimlich stolz auf ihr können beim Bogenschießen und Schwertkampf. Die Drillinge auf der anderen Seite sind, weil sie eben noch so jung sind, stumm und haben deshalb einige Szenen mit klassischer Situationskomik. Ihre Einführung in den Film, die ich hier jetzt nicht vorwegnehmen will, ist sensationell und einer der Gründe, wegen derer ich mich ärgere den Film nicht in 3D im Kino gesehen zu haben, denn dort hätte er sehr gut gewirkt.

Die Landschaften sind wunderschön und man möchte am liebsten gleich nach Schottland reisen und sich selbst ein Bild von der Szenerie machen. Es tritt auch eine mysteriöse alte Dame in einer abgelegenen Hütte im Wald auf, die für sehr viele Lacher gut ist. Leider hat sie nur zehn Minuten "screentime", da wäre mehr drin gewesen. So verliert der Film zwischendurch einiges an Schwung, der von Anfang an konstant gehalten wird. Der große Wendepunkt wird hier selbstverständlich nicht verraten, doch ist er gut gewählt worden - ab dort läuft der Film vom Tempo her wieder sehr stimmig - ich sah so etwas nicht kommen, macht euch also auf eine Überraschung gefasst.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass, wenn ihr des Englischen mächtig seid und einfach neunzig Minuten lang amüsiert werden wollt, ihr bei "Merida" genau richtig seid. Ihr müsst nur eure Vorurteile gegenüber Disney-Animationsfilme ablegen und ihr entdeckt sehr viele Gags, die man als Kind absolut nicht wahrgenommen hat, genauso wie es bei Klassiker wie "Die Schöne und das Biest" der Fall ist.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Die neun Pforten

"LCF? Who is LCF?" - "Lucifer himself!"



The Ninth Gate, Roman Polanski, USA 1999 - 8.5/10

Okay, ich erweitere meine Reihe mit Jubiläen - nach den 10 Jahren (2004) werde ich nun auch Filme aus 1999 besprechen, die 15 Jahre alt geworden sind. Heute beginne ich mit einem Film, den viele für viel zu lang und unspannend halten, Roman Polanskis "Die neun Pforten" mit Johnny Depp. Ich halte den Film für außerordentlich gut gelungen, trotz seiner ganzen Fehler. Der Film um den mysteriösen Buchhändler Dean Corso hat gerade deshalb einen ganz eigenen Charme und eine schwer zu definierbare Spannung.

Antiquar und "Bücherdetektiv" Dean Corso (Johnny Depp) - der auf der Jagd nach seltenen Werken auch vor Betrügereien nicht zurückschreckt - erhält vom Sammler Boris Balkan (Frank Langella) den Auftrag drei Bücher auf Echtheit zu überprüfen: "Die neun Pforten ins Reich der Schatten". Auf seiner Suche nach den Werken trifft er immer wieder auf merkwürdige Gestalten, die auch Gewalt anwenden, um ihn bei seiner Suche aufzuhalten. Das Buch besitzt einige Holzstiche, die, sind sie in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt, eine diabolische Kraft an den Tag bringen, die unfassbare Konsequenzen haben kann. Corso erhält ebenso Unterstützung von einer - ihr habt es erraten - MYSTERIÖSEN jungen Dame, die einige geheime Fähigkeiten besitzt, die gut im Kampf gegen Bösewichte helfen, welche Corso an den Kragen wollen.

Die Story an sich ist 08/15. Man kann fast jede Wendung voraussehen, die Besitzer der Bücher schweben alle in Lebensgefahr. Fast jedes okulte Klischee wurde bedient. Was den Film allerdings ausmacht ist die sensationell gute Ausstattung. Die zahllosen Buchhandlungen und Sammlungen sehen dermaßen realistisch aus, das man selbst für Stunden in ihnen stöbern will und vielleicht selbst auf seltene Meisterwerke treffen kann. Die Orte quer über Europa in denen gedreht wurde sind abwechslungsreich gewählt worden, es gibt viel zu sehen in jeder einzelnen Szene, der Film wurde mit einer großen Sorgfalt gedreht.

Das größte Problem ist, dass der Film zwischenzeitlich so dermaßen an Spannung verliert, dass es fast komisch ist. In einzelnen Szenen wird eine hohe Spannung produziert, die aber danach sofort wieder im Keim erstickt wird, weil diese Übergangszenen zum nächsten interessanten Handlungsort viel zu lang sind. Ein besserer Schnitt hätte Wunder gewirkt. Über das Ende muss ich gar nicht viele Worte verlieren, es bleibt merkwürdig, da hätte ich persönlich mehr erwartet. Ebenso ist es ärgerlich, dass eine Person häufiger K.O. geschlagen wird und das scheinbar ohne jeden Grund. Ein billiges Mittel, um Spannung zu erzeugen, auch hier wäre mehr möglich gewesen.

Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Depp spielt souverän den zu rastlosen "Bücherdetektiv", der eigentlich viel zu viel Energie für einen Antiquar besitzt, den man sich im Grunde als träge vorstellt. Auch dass er ständig raucht, während unbezahlbare Bücher vor ihm auf dem Schreibtisch liegen, ist eine idiotische Wahl der Drehbuchschreiber gewesen. Frank Langella als Balkan hat erkennbare Freude an seiner Rolle, schade, dass er in der Mitte des Films kaum auftaucht.

Wer einen Thriller sehen möchte, der zwar nicht ohne Fehler ist, dafür aber ungemein spannend sein kann, der ist hier genau richtig, vor allem auch, wenn man an Büchern interessiert ist.

Sonntag, 6. Juli 2014

Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Sand is overrated. It's just tiny little rocks.



Vergiss mein nicht (was für ein lahmer deutscher Titel, deshalb ausnahmsweise den Originaltitel in der Überschrift), Michel Gondry USA 2004 - 9.75/10

In meiner zweiten Folge über Filme aus 2004 geht es um einen der besten (im Grunde streitet er sich nur mit einem anderen um diesen Titel, auf diesen werde ich demnächst eingehen). Ein Film, der so vielfältig aufgebaut ist, dessen Story so komplex, aber dabei ungemein fesselnd, dabei aber auch ergreifend ist und einige Szenen beinhaltet, die zu den besten der letzten zehn Jahren gehört, es kann sogar darüber diskutiert werden, ob es nicht eine der besten Liebesfilme aller Zeiten ist. Wieso ich mit diesen Superlativen hier ankomme, werdet ihr in den nächsten Abschnitten erfahren.

Joel (Jim Carrey!!!) ist ein einsamer Mensch. In der ersten Szene des Films steht er verlassen am Gleis und wartet auf seinen Zug. Er nuschelt sich einen in seinen stoppeligen Bart und macht einen miserablen Eindruck, der graue Himmel verstärkt nur noch diesen Eindruck. Aber tada, im Zug kommt Farbe in sein Leben: Die blau haarige Clementine (Kate Winslet) spricht ihn an. Damit beginnt der Film richtig an Fahrt aufzunehmen. Der Zuschauer sieht im folgendem eine Aneinanderreihung von Szenen, in denen Joel und Clem eine gewöhnliche Beziehung führen. Bis zu dem Tag, als alles anders wird und Joel Clem sieht, wie sie einen anderen Mann küsst. Von diesen Ereignissen schockiert, beschließt er einen radikalen Schritt zu unternehmen und alle Erinnerungen an Clem - mit Hilfe des Lacuna Unternehmens und ihren merkwürdigen Mitarbeitern - löschen zu lassen. Dies gelingt allerdings nicht so ganz...

Ab hier wird der Film einmalig. So viele Ideen sind hier eingebaut worden, dass es eine Freude ist, Gondrys Meisterwerk so of wie möglich zu sehen. Das Drehbuch von Charlie Kaufmann wurde völlig zurecht mit einem Oscar bedacht, es hat eigentlich auch jeden einzelnen Preis in der Kategorie "Bestes Original-Drehbuch" in diesem Jahr gewonnen. Wenn man die Handlung einmal komplett durchschaut hat, dann wird einem deutlich, dass das Ende so unfassbar traurig ist, dann aber auch Hoffnung macht. Die Idee, seine Gedanken an eine Person auslöschen zu können ist faszinierend und man kann sich nach dem Ansehen des Films noch stundenlang Gedanken machen. Gehört der Schmerz einer Trennung dazu, oder kann man ihm entgehen?

Kate Winslet wurde für ihre Performance als beste Hauptdarstellerin bei den Oscars nominiert. Sie macht ihren Job ganz hervorragend, durchlebt alle menschenerdenklichen Emotionen und bleibt dabei unfassbar menschlich, alle Handlungen sind nachvollziehbar, auch wenn es man anfänglich nicht diesen Eindruck hat. Wer mir aber noch besser in seiner Rolle gefällt ist der Spaßvogel Jim Carrey, der hier seine beste Rolle seit Truman in - ihr habt es erraten - "Die Truman Show" gespielt hat. Von anfänglicher Deprimiertheit, über Lebenslust, hin zu wiedermaliger Niedergeschlagenheit, Joel durchlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle (sorry, diese Metapher MUSSTE ich bringen). Carrey hätte alle Preise in diesem Jahr verdient gehabt, seine Performance ist überragend. Insgesamt wäre dieser Film in heutiger Zeit noch viel häufiger nominiert worden als die bereits erwähnten zwei mal. Das Klima in der Academy hat sich auf Bezug zu innovativen Filmen extrem gewandelt ("her" beispielsweise wurde für sechs Preise nominiert).

Ein Extralob gebührt noch Gondry, der es schafft, das verschachtelte Drehbuch in unfassbare Szenen zu fassen. Die beste am Strand möchte ich hier als kleines Schmankerl anheften. Wenn ihr nicht abwarten könnt den ganzen Film zu sehen, schaut euch diesen Ausschnitt an. Die letzte Stunde ist ein einziger Rausch von einfallsreichen Aneinanderreihungen, die von Minute zu Minute faszinierender werden.

Wenn ihr immer noch nicht überzeugt an, fasse ich es hier zusammen: Wenn ihr einen Film über die Liebe schauen wollt, in dem bekannte Schauspieler in ihren besten Rollen in Jahrzehnten zu sehen sind und ihr vor einer anspruchsvollen Geschichte nicht zurückschreckt, dann schaut ihn euch an. "Vergiss mein nicht" ist einer der besten Filme der letzte zehn Jahre.




Samstag, 5. Juli 2014

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

 We need your help

X-Men: Days of Future Past, Brian Singer USA, 2014 - 7/10

Wer noch nie einen X-Men Film gesehen haben sollte, wird hier absolut nicht enttäuscht werden. Die Actionszenen sind erstklassig, die Tricks verblüffend wie immer und auch das Tempo stimmt. Doch vergeudet der Film so viele goldene Möglichkeiten, dass es schon weh tut. Was ich damit meine und wieso es so einen großen Einfluss auf die Wertung hat, werdet ihr in den kommenden Absätzen erfahren.

Für diejenigen, die bislang noch nicht vertraut mit dem X-Men Universum sind, hier eine kleine Zusammenfassung. Zwischen 2000 und 2006 gab es eine reguläre Filmtrilogie, bei der es ganz gewöhnlich um die X-Men ging, also zb Magneto (Ian McKallen), Wolverine (Hugh Jackman) und Professor X (Patrick Stewart). Der letzte Teil war allerdings ziemlich schlecht, da aber immer noch sehr viel Kohle mit der Franchise gemachte wurde, kam es zu zwei Spin-Offs über Wolverine und letztlich ein Prequel (also Vorgeschichte) zur regulären Trilogie namens "X-Men: Erste Entscheidung" (First Class) von 2011.

Dieser Film ist entscheidend, denn er hat die bekannten Figuren der Trilogie mit jüngeren Schauspielern ersetzt und die Handlung wurde auch mehr als 30 Jahre vorverlegt, ins Jahr 1962. Charles macht gerade seinen Abschluss an der Uni und kann auch noch laufen, Magneto ist auf Rachetour, noch ohne Sturzhelm und auch Raven aka. Mystique sieht noch "ganz harmlos" aus. Sie treffen zum ersten mal auf junge Mutanten und gemeinsam besiegen sie einen Schurken, der nicht mehr so viel mit dem aktuellen Fall zu tun hat. Nur so viel: In der letzten Szene wird Charles X. Xavier von einer Kugel in den Rücken getroffen, woran Magneto mitschuld trug. Von nun an ist er querschnittsgelähmt und an den Rollstuhlt gefesselt.

Eine ganz schön komplizierte Hinführung zum eigentlichen Film, der leider auch zu komplex geraten ist. Ich habe nichts gegen anspruchsvolle Filme, ganz im Gegenteil, doch wäre hier weniger mehr gewesen. Es gibt eine Zeitreisegeschichte mit dem üblichen "Veränder bloß nichts, das wird Auswirkungen haben"-Dilemma, welches man seit "Zurück in die Zukuft" kennt. Der Zuschauer befindet sich in einer apokalyptischen Welt, die unsere Erde in naher Zukunft dastellen soll. Wieder einmal Apokalypse, ich kann es nicht mehr sehen. Kreativ ist anders.

Aber weiter im Text: Die alten Recken aus der originalen X-Men Trilogie finden wieder einmal zusammen, Magneto und Professor X reunited once more. Der Effekt davon lässt schon etwas sehr nach, denn das haben sie schon im sehr guten zweiten Teil gemacht. Insgesamt ist eines der größten Probleme des Films, dass man so viele Szenen so ähnlich schon einmal vorher gesehen hat. Auch dass es tötende Roboter sind, lässt mich total kalt. Dass sie zum Schluss wie in der Schlussszene von "Matrix" ins Hauptquartier einbrechen ist so ein abgesdroschenes Zitat, dass sich der Filmkenner gegen seine Stirn schlägt. Diese Roboter haben die Fähigkeit Mystiques sich in jede erdenkliche Form zu verwandeln und damit sind sie unbesiegbar. Also wird Wolverine in die Vergangenheit geschickt, um den Bau dieser Maschinen zu stoppen (und auch, um die Handlung aus "Erste Entscheidung" weiterzuführen).

Wolverine wurde ausgewählt, um diesen Job zu erledigen, denn er ist ja im Grunde unkaputtbar und kann die Strapazen überstehen. Sein Körper bleibt in der Jetzt-Zeit während sein Geist wieder in den Sechzigern ist. Ich muss ihn wohl von nun an "Neo" nennen, denn genauso wie in "Matrix" sind sein Körper und Geist getrennt. Da wurde dreist das Material geklaut. Es ist aber auch clever von den Filmemachern Wolverine ausgewählt zu haben, denn er ist klar der beliebteste Mutant (was der Erfolg seiner beiden Spin-Offs beweist).

In der Vergangenheit angekommen treffen wir auf die Mutanten aus "Erste Entscheidung" unter ihnen Magneto (Michael Fassbender) und Mystique (Jennifer Lawrence). Die beiden Schauspieler werden sich mit Sicherheit geärgert haben einen Vertrag über mehrere Folgen in der Franchise unteschrieben zu haben. Denn nach ihren Oscar-Erfolgen in den letzten Jahren (12 Years a Slave, Silver Linings Playbook, American Hustle), wären sie mit Sicherheit in hochklassigeren Filmen eher zu Hause gewesen, als bei dieser Comic Franchise. Vor allem Fassbender spielt die ganze Zeit - ob bewusst ins Drehbuch geschrieben oder unbewusst aus eigenem Antrieb heraus - mit solch einer Null-Bock-Visage, dass man sich fragt, wo sein Problem liegt, denn gut bezahlt wird er mit Sicherheit.

Die erneute Einführung von Professor X (James McAvoy) ist ausgezeichnet gelungen. Er hat sich "gehen lassen" über die Jahre, kann mit seinen neu gewonnenen Fähigkeiten nicht umgehen, die "Stimmen in seinem Kopf" lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Mithilfe eines Serums von Beast / Hank (Nicholas Hoult), werden seine Fähigkeiten abgewürgt, mit einem Nebeneffekt, der hier allerdings noch geheim bleiben soll. Er zeigt sich extrem störrig und erinnert in seiner Art und seiner Erscheinung an den "Dude" aus Big Lebowski der Coen Brüder. Ich habe mich in diesen Szenen köstlich amüsiert, hier hat der Film seine besten Momente.

Die kommenden Schlachten in beiden Zeitebenen sind ausgezeichnet choreographiert und wissen zu gefallen, doch sind sie so beliebig geraten. Wie am Anfang gesagt: Wenn man ohne Vorwissen in den Film geht, kann man begeistert das Kino verlassen. Doch denkt man etwas genauer nach, wird der schöne Schein schnell ärgerlich. Die "alte Truppe" um Stewart, McKellen und auch Halle Barry hat nur eine Statistenrolle. Außer zu kämpfen, haben sie nicht viel zu tun. Das liegt auch am Drehbuch aber als Zuschauer ist es sehr ärgerlich zu beobachten, dass solch ein weltklasse Cast so falsch eingesetzt wird. Auch die jüngeren Mutanten aus der apokalyptischen Jetzt-Zeit haben kaum Dialoge, ein Feuer-Mutant hat gar keine Sprechrolle, sondern kämpft für zwei Minuten, dann ist er wieder weg.

Es ist kein schlechter Film, nur man hätte mit diesem Cast so viel mehr mit machen können. Insgesamt war es eine große Enttäuschung und wenn ein Film nur darauf baut, dass alte Bekannte wiederkommen, dann ist es schlampiges Filmemachen, das kritisiert werden muss. Damit kann man Geld verdienen, aber der Zuschauer wird an vielen Stellen für dumm gehalten, was extrem ärgerlich ist.


Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Tiefseetaucher

I want you on Team Zissou

The Life Aquatic with Steve Zissou, Wes Anderson, USA 2004. 9.25/10

Willkommen zu einer neuen Reihe, in der ich Filme aus dem Jahr 2004 bespreche, die, ihr habt richtig gerechnet, dieses Jahr zehn Jahre alt werden!! Den Anfang macht ein Film von Wes Anderson, der gar nicht so geliebt wird, wie seine anderen Klassiker.

Sehr viele Kritiker können mit diesem Film nichts anfangen. Er sei zu lang, habe keinen gewohnten Anderson-Humor und das Thema spreche sie auch nicht an. Ich kann all diese Punkte verstehen. Nachdem ich ihn zu ersten mal sah, ging es mir ähnlich. Vor allem im Deutschen kommt keinerlei des Humors und der Absurdität rüber, der diesen Film auszeichnet. Was ich damit meine, werdet ihr in der kommenden Kritik erfahren.

Der Meeresbiologe und Dokumentarfilmer Steve Zissou (Bill Murray) sitzt hinter einem Tisch vor der Leinwand in einem italienischen Kino, auf dem kurz zuvor sein neuester Film Premiere gefeiert hatte. Ein Mitglied der Presse fragt ihn, wieso er den sagenumwobenen Jaguar-Hai umbringen wolle, der seinen alten Freund Esteban auf den Gewissen hatte. Seine Antwort ist eindeutig: RACHE! Kurz darauf schreitet er zur Tat. Mit seiner erfahrenen Crew (unter anderem Willem Dafoe, Waris Ahluwalia und Seu Jorge - der auch für den Soundtrack zuständig ist) bricht er auf, bekommt dabei aber Unterstützung von einem Piloten aus Kentucky (Owen Wilson), einer schwangeren, britischen Reporterin (Cate Blanchett) und einem konkurrierenden Kapitän (Jeff Goldblum). Gelingt es ihm den Hai zu finden, oder auch nur neue exotische Wesen aus dem Meer seinem Publikum näher zu bringen?

Dieser Film ist ein typischer aus dem Hause Wes Anderson. Die Kostümierung und Ausstattung sind wie gewohnt über alle Zweifel erhaben. Der Film schafft es einen eigenen Look zu schaffen, hier sind es blaue Trainingsanzüge mit originalen, passenden Adidas Sneakern und dazu die passende rote Wollmütze, die natürlich - wie der ganze Film - eine Hommage an den legendären französischen Meeresforscher, Dokumentarfilmer und Biologen Jacques Cousteau ist. Dass für den Film eigens ein U-Boot gebaut wurde, ist schlichtweg sensationell. Mit heutiger Technik würde alles am Green-Screen entstehen, aber Anderson war stets jemand, der selbstgemachte Dinge bevorzugt, was man in jeder einzelnen Szene bemerken kann.

Bill Murray liefert hier eine seiner gleichzeitig humorvollsten, aber auch dramatischsten Performances ab. Er schaut in jeder Szene wie der traurigste Mensch auf Erden - kein Wunder, er hat seinen besten Freund verloren - reißt dabei aber einen Witz nach dem nächsten. Der Situationshumor und Dialoge sind erstklassig, ich kann aber auch diejenigen verstehen, die nicht einmal im gesamten Film lachen werden. Diese Form von Absurdität, wie sie im Film dargestellt wird, ist schwer zu beschreiben. Aber wer des Englischen halbwegs mächtig ist, der muss ihn im Original sehen: "Is this my espresso-machine? How did you guys..." - "Well, we fucking stole it, man!" KNALLER!!

Zum Ende wird der Film etwas konfus und wäre auch gut ohne die Extra-Portion Action ausgekommen. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. Ich kann diesen Film nur empfehlen, er kommt zwar nicht an die Klassiker Andersons (Rushmore, Moonrise Kingdom, Royal Tenenbaums) heran, aber man wird zwei Stunden erstklassig unterhalten.



PS: Und wenn ihr jetzt doch noch denken solltet: Der Film interessiert mich so gar nicht, dann tut euch trotzdem einen Gefallen und schaut euch diese Szene hier an. Eine der besten der letzten fünfzehn Jahren, sie packt mich jedes mal, einfach perfekt.


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