Dienstag, 22. April 2014

Akte X - Der Film

Here I am in the middle of nowhere, Texas, chasing phantom tanker trucks.



The X Files - Fight The Future (Rob Bowman) 8.25/10

Liebe Leute, wer es bislang noch nicht getan haben sollte, der hole es so schnell wie möglich nach: Schaut euch die Original-Serie aus den 90er Jahren an, auch heute ist sie noch unglaublich spannend, besonders die Teile, die eine globale Verschwörung umspannen (aber auch die "monster of the week-Episoden" sind sehenswert). Denn ohne sie macht dieser Film nicht allzu viel Sinn.

Es treten alle bekannten Figuren auf, allen voran Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson), das fast-Traumpaar des amerikanischen Fernsehens und unzertrennlich wie eh und je. Im Film werden sie zu einem Einsatz nach Dallas gerufen.Kurzer Rückblick auf das Ende der sechsten Staffel, die unmittelbar an den Film anknüpft: Mulder hat's verbockt und die X-Akten sind zugeschlossen worden, der Cigarette-Smoking Man (der NATÜRLICH auch im Film vorkommt) hat gewonnen. Mulder und Scully wurden strafversetzt, Scully schwebt ein Wechsel nach Salt Lake City vor, wenn sie nicht wieder herausgefordert wird.

Zurück zum Film: In Dallas angekommen findet Mulder eine Bombe, die spektakulär in die Luft geht (als Elfjähriger war ich total fasziniert und auch heute sieht die Szene noch atemberaubend aus und hat nichts von ihrer - haltet euch fest - EXPLOSIVITÄT verloren (haha, Knaller)). Wie ihr es euch schon gedacht habt, war das natürlich kein Unfall, sondern es wurden Beweise vernichtet, die mit einem neuen Ausbruch des schwarzen Öls zu tun hat - Kenner der Serie werden jetzt aufhorchen (nur leider kommt Alex Krychek nicht vor). Was das allerdings mit einem Schwarm Bienen, einem Loch im Norden Texas und der Antarktis zu tun hat, werde ich hier nicht weiter ausführen. Favoriten aus der Serie wie Skinner, der Well-Manicured-Man (und noch mehr Mitglieder des Syndikats), oder auch die Lone Gunmen kommen alle vor. Man freut sich ebenfalls über die Auftritte solcher Schauspielgrößen wie Martin Landau und Armin Müller-Stahl, die hier gewichtige Rollen ausfüllen.

Der Charme der Serie kommt zum großen Teil rüber, die Mystery ist größteils beibehalten worden und beim ersten mal werden vor allem Neulinge in den Bann gezogen (bei mir persönlich hat es gut funktioniert). Kenner der Serie werden aber etwas enttäuscht werden. Die ganze Problematik mit dem schwarzen Öl ist nicht stimmig gehalten, klar, es muss neu eingeführt werden, aber dabei die ganze Nebenstory mit den Testpersonen auszuklammern und neue Symptome einzuführen (die Menschen werden zu Glibber), halte ich für nicht passend.

Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn wer einen Thriller sehen möchte, dessen Story zwar etwas durcheinander geraten ist, aber Unmengen Spaß machen kann, der ist hier genau richtig. Vor allem macht der Film Appetit auf die Serie und das kann nur gut sein.

Freitag, 18. April 2014

The LEGO Movie

Hier ist alles super // RAUMSCHIFF, RAUMSCHIFF!!!



Phil Lord, Christopher Miller (USA, 2014) - 9/10

Ich hatte im Grunde gar keine Lust auf diesen Film, denn was erwartet man schon von einem LEGO-Film, außer einem hundert-minütigen Werbespot? Die Kritiken aus den USA allerdings - wo er schon seit dem 07. Februar läuft - waren durchweg positiv, viel positiver, als ich es von einem "Mainstream-Animationsfilm" gewohnt bin. Solche Noten erhalten sonst eher Werke von Miyazaki oder Pixar. Wieso dieser Film aber so gut geworden ist, werdet ihr im folgendem erfahren.

Zunächst einmal ist es der gesamte Stil, in dem der Film gehalten wurde, der ihn so besonders macht. Er ist zwar zu 100% am Computer entstanden, jedoch wirkt es wie Stop-Motion, also dass die Steine für jede Einstellung neu verrückt wurden. Dadurch entwickelt sich ein sehr angenehmes Gefühl beim Anschauen, nämlich, dass man jede Szene auch selbst hätte drehen können. Die Steine sind nicht steril, neu ausgepackt und zusammengesetzt, sonder wirken, als wären sie aus einer Truhe gezogen. Sie haben Macken an allen Enden - vor allem beim witzigen 80er Jahre Astronauten - was die ganze Sache sehr sympathisch macht. Das ist auch die Message des Films (die am Ende vielleicht etwas zu dick aufgetragen wurde): SEI KREATIV!!!

Die Handlung ist schnell erzählt (komplex wäre auch schlecht, ist es ja zuvorderst ein Kinderfilm): Der Bauarbeiter Emmet Brickowsky (Geiler Name, im Original von "Parks & Rec"s Chris Pratt gesprochen) findet einen geheimen Baustein, der sein geregeltes Leben in der City durcheinanderwirbelt. Sonst bestand jeder Tag aus Aufstehen, Frühsport, Arbeit und Feierabend, alles eben nach Anleitung, die er ohne Hinterfragen befolgt (na, wer kann sich schon denken was dann wohl passieren wird?). Doch dann erscheinen die mysteriöse Wyldstyle und BATMAN (ja, Batman)- Die Handlung nimmt so richtig an Fahrt auf. Zahlreiche bekannte Figuren wie Lincoln, Michelangelo (der Künstler und Turtle), oder auch Gandalf haben alle Kurzauftritte - bei manchen hätte ich mir mehr erhofft (aber es wird ja auch garantiert Fortsetzungen geben). Aber die Hauptfiguren sind durchweg gut gelungen, auch der Antagonist ist richtig schön fies geraten. Die Story hat so gut wie keinerlei Hänger und der Film ist deshalb im Nu um.

Der Film ist wie gesagt sehr gut gemacht und ein Gag jagt wirklich den nächsten. Meine Freundin und ich haben wie erwartet mehr gelacht als die Kinder im Kino (wir waren nachmittags in einer 2D-Vorführung), was zum Beispiel daran liegt, dass diese Kids noch nie im Leben einen "Dark Knight"-Film gesehen haben. Es gibt insgesamt sehr viel zu sehen und der Film wurde mit einer extremen Liebe zum Detail gemacht. Die Songs passen auch, vor allem der Hauptsong "Everything is awesome", der bestimmt fünfmal gespielt wird. Danach kann man ihn nicht mehr vergessen. Zum Schluss wird der Film sogar noch richtig meta. Was es damit aber auf sich hat, wird hier natürlich nicht verraten.

Wenn ihr einen unterhaltsamen Film sehen wollt und ihr habt als Bonus als Kind mit LEGO gespielt, ja dann seid ihr hier absolut richtig. Manche Gags machten im Deutschen keinen Sinn ("Bat-Pun" get it?!), die englische Version wird von mir mit Sicherheit noch höher bewertet werden. Aber ihr werdet den Besuch nicht bereuen, das garantiere ich.

Mittwoch, 16. April 2014

Captain America: The Winter Soldier

 Gut gemacht Captain, zwei Flieger sind erledigt, jetzt noch einer! (Im Hintergrund klatsche ich mir mit der Hand vor die Stirn)



The Return Of The First Avenger, Anthony & Joe Russo - 6.25/10

Eins vorab: Ich halte nichts vom deutschen Titel "The Return Of The First Avenger". Klar ist, dass manche Zuschauer eher auf den Namen "Avenger" im Titel aufmerksam werden, als auf "Captain America", aber da fehlen doch immerhin solche Helden wie Iron Man, Hulk oder Thor, um den Titel recht zufertigen. Nähreres später.

Kommen wir also zum zweiten Teil des Captains, den ersten habe ich sehr genossen, war er doch so richtig bescheuert, sowohl von der Handlung ("wir machen böse Nazis platt"), als auch besonders von den Figuren her (Red Skull), mehr könnt ihr hier nachlesen. Zu Beginn des neuen Teils wird "der Cap" (wieso die Abkürzug, liebe Drehbuchschreiber?) auf eine Mission von SHIELD geschickt. Diese Mission allerdings erinnert doch sehr an ein Level von Call Of Duty und passt meiner Meinung nach nicht in das Captain America Universum, obwohl ich jetzt kein Experte der Comics bin.

Ein ebensolcher "Experte" hat mir Erläuterungen zu meinem zweiten großen Kritikpunkt geliefert: Wieso müssen Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Natasha Romanov aka. Black Widow (Scarlett Johannson) mit von der Partie sein, kann der Captain nicht alleine einen ganzen Film tragen? In den Comics zu dieser speziellen Geschichte im Marvel-Universum - in der Jetzt-Zeit (Der Captain war ja auf Eis gelegt worden) und den Einsatz der Avengers in New York City - kommen diese beiden aus ebenjenen Avengers Figuren auch vor, also muss man sich damit abfinden. Aber ich halte es trotzdem für unnötig sie zu implementieren, sie treiben die Handlung voran, aber man merkt an allen Ecken und Enden, dass dies ein Film ist, der als Bingeglied zwischen den beiden Avengers-Teilen sein soll, was ich für sehr schade halte. (Etwas nähere Erläuterungen dazu am Ende der Kritik, aber Lesen auf eigenen Gefahr!!!

Kommen wir dann zu den Dingen, die mir gut gefallen haben und ich deswegen diesen Film nicht komplett zerreissen will. Hat man sich denn erst einmal an den düsteren Ton gewohnt und die holprigen Dialoge in der ersten Hälfte, dann kann man sehr viel Spaß an diesem zweiten Teil haben. Chris Evans macht seine Sache wieder ausgezeichnet und gibt dem amerikanischsten aller Superhelden (wer hätte es gedacht?!) sehr viel Charisma und Charme mit. Als der neue Antagonist eingeführt wird, geht es dann auch so richtig ab, die Action-Szenen (vor allem die auf dem Highway) wissen zu überzeugen. Ein Problem ist noch, dass der Winter Soldier mit seiner langen Mähne doch sehr an Fabio aus der Old Spice-Werbung erinnert, was für eine paar unfreiwillige Lacher meinerseits geführt hat.

Die Story um S.H.I.E.L.D. ist extrem spannend gehalten (wem die Organisation schon immer mysteriös erschien, ist hier genau richtig) und hätte des Manns mit Mähne gar nicht bedurft, denn der eigentliche Star des Films ist auch der "mit dem größten Namen": Robert Redford. Als knorriger Boss kann er seine Qualitäten ausspielen und hat einige tolle Szenen, die ich hier aber natürlich nicht preisgeben möchte. Die Effekte sind natülich, wie man es bei so einer Produktion erwartet, über alle Zweifel erhaben und ein paar Sprüche, vor allem vom Captain zünden auch. Doch blieb bei mir ein fahler Beigeschmack, der hoffentlich mit dem nächsten Teil (der nach dem enormen Erfolg dieses Teils nicht ausbleiben wird) ausgelöscht werden wird.
 
Meine Befürchtungen des Trailers haben sich leider bewahrheitet, viel vom vorherigen Charme ist abhanden gekommen, was zum einen am erhofften Aktualitätsversuch liegt, aber auch an die etwas gewollt wirkende Hinzunahme von Avengers-Charakteren. Wer allerdings unkritisch ins Kino gehen will und fast zwei Stunden Action sehen möchte, ist hier trotzdem gut aufgehoben.





 

 

 

SPOILER!!!!

In heutigen Actionfilmen, darf wohl kein Charakter mehr "richtig" sterben, ohne dass er in einer Fortsetzung wieder auferstehen kann, bzw. wie durch ein Wunder überlebt hat? Insgesamt hätte die Figur des "Winter Soldier" komplett rausgelassen werden können, die Machenschaften von S.H.I.E.L.D. bieten genug Stoff. Vor allem die Szene, in der dieser mysteriöse Bösewicht plötzlich im Hauptquartier eindringt war extrem lieblos und man dachte nur: "Ach guck, jetzt bist auch noch du am Start. Hast ja gerade noch gefehlt." und erinnert nicht die gesamte Idee der Gefangennahme von Verbrechern, bevor sie zugeschlagen haben nicht etwas zu sehr an Spielbergs "Minority Report"???

Mittwoch, 2. April 2014

her

I feel like I can be anything with you


Spike Jonze, 2013 USA - 9.75/10

Ein Mann verliebt sich in sein Computer Betriebssystem. Das ist im Grunde die Story dieses Films, der vierte von Regisseur Spike Jonze und man muss mit dieser Prämisse erst einmal zurecht kommen und akzeptieren. Denn das ist das Ziel des Films: Man muss über die anfängliche Absurdität der ganzen Situation hinwegsehen, um ihn zu genießen und oh boy, habe ich diesen Film genossen. Er ist einer der besten, den ich seit langem gesehen habe und er liefert sich mit "12 Years A Slave" einen Kampf darum, welcher Film der beste 2013 war (aktualisierte Liste wird in den nächsten Tagen folgen). Beiden hätte ich gut und gerne die Höchstwertung verleihen können. Da ich sie aber erst einmal jeweils gesehen habe, mache ich das noch nicht.

Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) ist ein einsamer Mensch. Er lebt seit fast einem Jahr getrennt von seiner Frau, weigert sich aber bislang die Scheidungspapiere zu unterschreiben, denn er kann noch nicht mit seiner Vergangenheit abschließen. Desillusioniert streift er nach getaner Arbeit bei der Firma "your-handwritten-letter.com" (super Idee!!, was es aber genau damit auf sich hat, will ich nicht weiter verraten) durch das futuristische Los Angeles und wird auf ein neues Betriebssystem aufmerksam, dass er sich kurzerhand zulegt. Nach schneller Installation meldet sich dann Samantha (gesprochen von Scarlett Johannson) mit einem schüchternen "Hey" bei ihm. Kommunizieren kann er mit ihr durch einen kleinen Stöpsel im Ohr und der Kamera seines Smartphones. Nach dem Kennenlernen gewinnt Theo immer mehr Vertrauen zu diesem fremden Wesen und auch Samantha wird immer neugieriger (aber sie kann auch auf alle Daten von ihm zugreifen) und will immer neue Dinge in der Welt sehen. So kommen die beiden sich näher und verlieben sich ineinander.

Aber ist das die wahre Liebe? Dies ist die zentrale Frage, die in diesem sensationellen Film gestellt wird. Was macht die Liebe aus? Muss man im direkten Kontakt zu einer Person stehen, oder muss sie sogar einen Körper haben? Und woher kommt "Samantha" überhaupt? Kann man sie mit einem Menschen vergleichen??? Wenn ihr jetzt denkt: "Ach komm, was für ein Quatsch, sowas kann nie passieren!", dann geht es euch so wie mir. Das dachte ich auch, bevor ich den Film gesehen habe. Wie meine Meinung danach aussieht, werde ich natürlich nicht preisgeben, aber ich wurde sehr zum Nachdenken angeregt. "her" schafft es, unsere heutige Kultur und insbesondere die Kultur der Medien und des Internets sehr geschickt zu hinterfragen und ist in gewisser Weise auch eine sehr feine Satire auf die heutigen elektronischen Trends. Die Zukunft, die dargestellt wird, ist nicht weit weg (fliegende Autos oder so etwas gibt es nicht) und wird für viele Anhänger zum Beispiel des Apple-Booms ein feuchter Traum sein, so "schick" sieht alles aus. Interessant ist zu wissen, dass die meisten Szenen im heutigen Shanghai gedreht wurden, welches das Los Angeles der Zukunft darstellt.

Joaquin Phoenix spielt in seiner ersten Rolle nach dem Kraftakt "The Master" (eine Kritik wird dazu noch folgen, ich muss ihn mir noch einmal ansehen), quasi das genaue Gegenteil der dort dargestellten Figur. In jeder Szene schwingt eine unglaublich tiefe Traurigkeit und Melancholie mit und man kann Theodore nur gern haben. Ich hätte mir eine Oscar Nominierung für Phoenix gewünscht, doch in 2013 gab es viel zu viele sehr gute Leistungen, mindestens zehn Schauspieler standen in der engeren Auswahl. Ebenso weiß Scarlett Johannson zu überzeugen, auch wenn wir sie gar nicht sehen. Allein die Szene, in der die Leinwand komplett in schwarz gehüllt ist und nur noch ihre und Theodores Stimme zu hören sind, zeigt, wie gut sie ihre Rolle meistert, sie ist sowohl von Neugier geprägt, als auch unglaublich betörend. Amy Adams dient als Theos Nachbarin als Katalysator, der ein Gleichgewicht zwischen Theos Enthusiasmus und Catherines (Theos Ex-Frau, gespielt von Rooney Mara) Zweifel darstellt. Sie hat nicht viele Szenen, aber löst sie alle mit Bravour, kein Wunder, ist sie doch eine der besten Darstellerinnen, die Hollywood zur Zeit hat, fünf Oscar Nominierungen in acht Jahren sprechen für sich selbst.

Der wahre "Held" des Films ist jedoch der Regisseur und Drehbuchautor Spike Jonze, der hier zum ersten mal allein für Buch und Regie verantwortlich ist (bei seinen vorherigen Projekten war meistens Charlie Kaufmann mit von der Partie). Sein Ideenreichtum ist wieder einmal fast überbordend, doch er hält sich diesmal auf einem für den Zuschauer annehmbaren Niveau und wurde mit seinem besten Film belohnt. Denn die Ideen, die er hier versammelt hat münden in nichts anderem als eine der großen Liebesgeschichten des Kinos des 21. Jahrhunderts und eigentlich auch noch viel mehr als dieses. Fast jeder kann sich in der Figur Theos wiederfinden und gerade deshalb ist ihm ein wichtiger Kommentar zur Rolle des Menschen im allgemeinen gelungen, denn es ist die Einsamkeit, die ein jeden treffen kann und aus der man letztendlich einen Ausweg findet, sei es auch mit der Hilfe eines Computerprogramms.




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