Donnerstag, 12. März 2015

Ida




Pawel Pawlikowski, Polen 2014 - 9.5/10

Dieser Film hat den Oscar 2015 für den besten ausländischen Film gewonnen, deshalb dürfte manch einer von euch von ihm gehört haben. Ich persönlich habe vor etwa einem halben Jahr den Trailer durch Zufall gesehen und war von den kargen, dabei aber enorm ausdrucksstarken schwarz-weiß-Bildern begeistert. Diese Begeisterung ist geblieben und der Film hat mich ohne Frage umgehauen, obwohl er eine scheinbar ganz einfache Geschichte, ohne viel Drumherum. Aber das ist es gerade, was diesen Film so besonders macht.

Ein Kloster im Polen der 1960er-Jahre. Eine junge Novizin namens Anna (Agata Trzebuchowska, in ihrem Film Debüt) erfährt beim Gespräch mit der Oberschwester, dass sie eine Verwandte hat, eine Tante, mit der sie Zeit verbringen soll, bevor Anna ihr Gelübde zur Ordensschwester ablegen wird. Widerstrebend geht sie zu ihrer Tante Wanda (Agata Kulesza) und die beiden verbringen den Tag miteinander, Anna will jedoch ziemlich schnell wieder zurück, sie sitzt allein in der fremden Wohnung, während Wanda als Richterin arbeitet. Am Abend sitzt Anna an der Bushaltestelle und Wanda sieht sie und beschließt, sie noch einmal zu sich einzuladen. Die beiden unterhalten sich über Annas Mutter - also Wandas Schwester - und deren Geschichte. Anna konnte gar nichts über sie wissen, weil sie im angesprochenen Kloster aufwuchs. Hier erfährt sie, dass sie Jüdin ist und "Ida" heißt.

Was darauf folgt, werde ich nicht weiter beschreiben, denn das würde viel von der Atmosphäre des Films wegnehmen, der überraschend spannend ist. Die 1960er Jahre wurden perfekt eingefangen, sei es die Kleidung, die Kulissen und die Inneneinrichtung, es ist vor allem die Musik, die prominent zum Einsatz kommt, vor allem in der Form eines jungen Saxophon-Spielers, den die beiden treffen. Pawlikowski versteht es in langen Einstellungen, bei denen zum Großteil die Köpfe der beiden Hauptfiguren im Fokus stehen, eine unfassbare Stimmung zu schaffen, bei der man nicht wegsehen kann. Vor allem eine Szene, bei der Anna in einem Tracking Shot verfolgt wird, erinnert mich sehr an Bela Tarrs "Werckmeister Harmonies", dem großen, faszinierenden Meisterwerks des legendären Regisseurs.

Der Film endet mit einem überraschenden Moment, auf den ich NATÜRLICH nicht eingehen werde, aber ich saß mit heruntergeklappter Kinnlade vor dem Fernseher, eine Szene, die ich nicht habe kommen sehen. Die beiden Hauptdarstellerinnen spielen überragend, sowohl "Anna" /"Ida" in ihrer ersten Rolle, als auch Wanda, Agata Kulesza, die schon in 47 Filmen mitgewirkt hat.

Ein enorm faszinierender Film, an dem nicht jeder Gefallen finden wird, aber bei nur einer perfekten Laufzeit von 80 Minuten, gibt es keine Entschuldigungen, dieses Meisterwerk nicht zu sehen. Klickt auf die Überschrift, schaut euch den Trailer an.

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