Montag, 29. Dezember 2014

Musik-SPECIAL!! Die besten Alben 2014




Liebe Leute, heute kommt mal etwas komplett anderes. Wer mich kennt, der weiß, dass ich auch sehr viel Musik höre, SEHR VIEL. Deshalb möchte ich diesen Post nutzen, um euch auf die besten Alben des Jahres aufmerksam zu machen. Wie immer: Schön auf die Überschriften klicken, um mehr zu erfahren. Viel Spaß!!

Ohne weitere Vorreden, meine Top 10 der besten Alben 2014:

Platz 10: Swans - To Be Kind



Ein dermaßen komplexes Album kann man natürlich nicht so nebenbei hören, es verlangt die volle Aufmerksamkeit des Hörers und selbst dann kann man sich nicht sicher sein, dass dies ein angenehmer Zeitvertreib darstellen soll. Michael Gira und seine Mannen liefern einen kalten Brocken, der in seiner Intensität an "The Seer" von 2012 anknüpft und dies mit keinerlei Kompromissen. Lyrics werden reingeschrieen und häufig kommen zwei Drumsets zum Einsatz. Lässt man sich allerdings auf diesen Kraftakt ein, dann wird man von dessen Wucht nicht nur überwältigt, sondern auch zwangsläufig belohnt. Kaum ein anderes Album hat solch eine Kraft und Komplexität zu bieten, noch Jahre später werde ich zu dieser Platte zurückkehren und ihr zwei Stunden widmen.

Platz 9: The Pains Of Being Pure At Heart - Days Of Abandon



Dies ist nicht mehr dieselbe Band, die den scheinbar schnell dahin produzierten, selbstbetitelten Erstling und das (meiner Meinung nach) noch bessere Zweitwerk "Belong" veröffentlichte, nur noch Mastermind Kip Berman ist übrig geblieben. Das macht allerdings gar nichts, denn eingängige, im Kopf sich einnistende Melodien sind geblieben. Auch wenn man sich nach dem Konsum der neuesten Platte fühlt, als hätte man fünf Zuckerwatten verspeist, die Melodien bleiben, vor allem bei Krachern wie "Eurydice" und "Simple and Sure" (aus der Überschrift), die man nie mehr vergessen kann. Die epische Breite der Songs, wie es noch bei "Belong" der Fall war, ist leider nicht mehr vorhanden, aber der Charme und die Raffinesse bleiben.



Eines der langerwartetsten Alben des Jahres, kein Wunder, bei dessen Vorgänger. "An Awesome Wave" von 2012 schlug schließlich ein wie eine Bombe, gewann diverse Kritikerpreise unter anderem den begehrten "Mercury-Award" für das beste britische Independent Album. Ich muss gleich sagen: So gut wie der Vorgänger ist es nicht geworden, aber um dessen Klasse zu erkennen, brauchte ich bald zwei Jahre. Die Qualität kann also noch wachsen und es sind einige sehr gute Songs dabei, vor allem das ruhige "Warm Foothills", das ihr nach Anklicken der Überschrift hören könnt. Insgesamt gibt es kaum einen Ausfall, aber man muss in einer bestimmten Stimmung sein, um die wahre Größe dieses Albums entsprechend würdigen zu können, nur nebenbei macht es keinen Sinn, den Plattenspieler anzustellen (und holt euch das Album bloß als Vinyl, schön buntes Artwork). Wer aber aufregende Popmusik hören möchte, der ist hier genau richtig. Sehr eingängig, aber es passiert so viel in den einzelnen Songs, dass es jedes mal etwas neues zu entdecken gibt.

Platz 7: D'Angelo & The Vanguard - Black Messiah


Nächstes Jahr werde ich mich höchstwahrscheinlich über diese Platzierung kaputt lachen, aber was soll's, dafür habe ich das erste Album von D'Angelo seit 14 Jahren bislang viel zu wenig gehört. Der Meilenstein "Voodoo" gehört zu den wichtigsten Alben der Black Musik und des R'n'B der letzten 20 Jahren (im Grunde einer der besten Alben dieser Zeit im allgemeinen) und es war eine riesige Überraschung, als das neue Werk plötzlich nach minimaler Ankündigung erhältlich war. So ist es wie bei "Voodoo": Ich persönlich erkenne das Potenzial aller Songs, aber richtig gezündet haben erst ein paar bislang, allen voran "The Charade" (siehe Überschrift). Garantiert werden die Songs wachsen, aber ich hätte es nicht gut gefunden, hätte ich dieses Werk aus meinen Top 10 gelassen. Viele von euch werden noch nie von ihm gehört haben und auch deshalb: Versucht es mit "Voodoo" und eben seinem neuen Werk "Black Messiah", das vor dem Hintergrund der hirnlosen Taten gegenüber schwarzen Bürgern in den USA so plötzlich erschien.



Wenn ihr euch bislang dachtet: Hä? Wer ist das denn?, tja dann werdet ihr jetzt endlich mal sagen können: Jo, den kenn ich. Denn ihr solltet alle den Song "Keep Your Head Up" aus Ben Howards Erstling "Every Kingdom" kennen, er lief häufig genug im Radio. Dies hier ist nun sein Zweitwerk und es ist noch besser als das Debüt geworden. Hört euch nur den Song aus der Überschrif - "Small Things" - an und ihr merkt schon, wieso das so ist. Seine Art zu singen ist ganz eigen und schwer zu beschreiben, aber dabei komplett faszinierend. Das beste Singer/Songwriter-Album des Jahres besticht durch dessen Kargheit, die aber jedes mal auf ein neues melodisches Level gehoben wird und eine Klanglandschaft erzeugt, in die man eintauchen will und dies problemlos machen kann. Augen zu und Kopfhörer aufdrehen.



Dan Snaith hat es wieder einmal geschaftt. Nach dem enormen Erfolg von "Swim" und dessen Single "Odessa" veröffentlichte er unter dem Pseudonym sein neues Werk "Our Love" und was soll ich sagen? Solch eingängige, dabei aber elektrisierende, melancholische und einfach überwältigende elektronische Musik hat in diesem Jahr sonst niemand veröffentlicht. Dabei hat er auch den Song des Jahres produziert: "Can't Do Without You" (siehe Überschrift) wird man in zwanzig Jahren noch hören und jedes mal aufs neueste eskalieren, wie es die Meute in Paris macht, wenn die Luftballons von der Decke fliegen. Diese Musik bereitet mir ein breites Grinsen und das macht auch der Zauber von Musik aus: Man fühlt sich einfach besser, wenn man sich eine Stunde ihr hingibt. Mit diesem Album kann man dies problemlos machen.



Ein verwackeltes Foto eines Kornfeldes. Die ersten Klänge erklingen. "Oh Carissa when I first saw you, you were a lovely child. And the last time I saw you, you were fifteen and pregnant and running wild." Ruhige Gitarrenklänge und Mark Kozelek singt weiter, spricht fast seine lange Geschichte: "Carissa burned to death last night in a freak accident fire." Das Thema dieses Albums ist der Tod und man beendet es mit einem großen Klos im Hals, so ergreifend und dabei komplett schamlos erzählt er von all seinen Freunden und Verwandten, die ihn über das letzte Jahr verlassen haben. Manchmal scheint der Text fast naiv, aber das macht dieses Album aus: Ohne Komplexe Worte spricht Sun Kil Moon zum Herz jedes Hörers und lässt ihn über sein eigenes Leben nachdenken. Wann hat ein Album so etwas das letzte mal geschafft? Ein Triumph.



Die schottische Band The Twilight Sad hatte zwar schon vor Veröffentlichung dieses Albums (ihr fünftes) einen stattlichen Fankreis, dieser hat sich aber enorm ausgebreitet, denn ihr neuestes Werk ist phänomenal. Interpol-spährische Gitarren treffen auf die große Dunkelheit von Joy Division und dabei endet fast jeder Song in einem epischen Finale. Was kann man da nicht mögen? Sie bringen Hits mit, eigentlich jeder Track bleibt im Ohr hängen, bei mir persönlich ist es "I Could Give You All That You Don't Want", das ich seit Veröffentlichung des Albums nicht mehr aus dem Kopf bekommen (ja, Kylie, genau so). Dies ist das Album, das Interpol seit mehr als zehn Jahren nach ihrem epochalen Debüt machen wollten. The Twilight Sad haben es geschafft, danke.



Das wichtigste politische Statement des Jahres erschien als freier Download in Form eines sensationellen, druckvollen, explosiven Hip-Hop Meisterwerks, dem zweiten der Combo aus dem schwarzen Killer Mike und dem weißen El-P. Was dort einen um die Ohren fliegt hat sonst kein anderes Werk dieses Jahr geschafft. Mit der Hilfe von Rage Against The Machine's Zach de la Roche wird "Close Your Eyes" noch ansteckender, der Flow war schon immer da, jetzt wird es noch politisch mit dem Schreihals aus LA. Diese Wendung zur Politik bringt nochmal ein ganz neues Level zu diesem sensationellen Album, das genau richtig schon nach 38 Minuten wieder vorbei ist. So ist dieses Werk wie ein Schlag ins Gesicht eines jeden, der sich nicht unter der derzeitigen Situation schwarzer Bürger in den USA vorstellen kann. Wake up and listen.




Doch am Ende bleibt der Traum. Die sphärischen Klänge, die Adam Granduciel und seine Band hier produziert erschaffen Welten, die mir kein anderes Album dieses Jahr ermöglicht hat. Neben druckvollen Nummern wie "Red Eyes" (Überschrift) sind es vor allem solche Breitwand-Gemälde wie "Eyes To The Wind" oder "Burning", die ich mir hunderte male anhöre kann, dabei aber nie langweilig werden. Dabei ist es auch extrem melancholisch und traurig, vergisst man die Klänge und widmet sich den Texten. Isolation, Einsamkeit und Ratlosigkeit sind die Themen, die jeden betrifft. Dieses Werk allerdings schafft es einen Ausweg aus diesen Dingen zu schaffen. Augen zu und anhören, ihr werdet in einer anderen Welt versinken.





Sonntag, 21. Dezember 2014

TOP 10 Filme 2014




Das Jahr geht zu Ende und wieder einmal ist es an der Zeit für eine meiner Lieblingsaufgaben: Die besten zehn Filme des Jahres werden gekürt. Genauso wie bei meiner Top 10 Liste 2013 muss gesagt werden: Es fehlen so viele Filme, die noch anlaufen werden (Birdman, Wild, Selma, The Imitation Game, The Theory Of Everything, Whiplash, Foxcatcher), oder aber ich habe ein paar bislang noch nicht sehen können (Mr. Turner, Ida, Nightcrawler). Weil es wie gesagt letztes Jahr auch so war, werde ich erst einmal eine überarbeitete Version liefern. Also ohne weitere Vorrede:

Top 10 2013 (Version 2.0)

10. American Hustle

9. The World's End

8. Inside Llewyn Davis

7. The Wolf Of Wall Street

6. Prisoners

5. Gravity

4. The Wind Rises

3. 12 Years A Slave

2. Short Term 12

1. her

Ihr merkt: Es hat sich einiges getan, mit zwei Neueinsteigern beispielsweise, die ich erst dieses Jahr gesehen habe (Wolf und her), aber wegen ihrem Erscheinungsdatum nicht zur diesjährigen Liste dazuzählen konnte. "Short Term 12" kann ich euch nur ans Herz legen, ihr werdet mit Sicherheit noch nie etwas von ihm gehört haben. Die DVD ist vor kurzem in Deutschland erschienen, die Anschaffung lohnt sich, einfach nur sensationell, lest euch meine Kritik durch.

Kommen wir zur eigentlichen Liste:

Platz 10: Drachenzähmen leicht gemacht 2 (Dean DeBlois)


Hier sieht man, wie eine Fortsetzung richtig funktioniert. Alle Figuren sind bereits etabliert und so fällt es ungemein leicht, sich in der Welt von Berk zurecht zu finden. Die neuen Figuren wurden alle mühelos in die Handlung integriert und die Fans kriegen dennoch genug von ihrem Liebling Ohnezahn mit. Der Film nimmt eine angenehme Wendung, die ich so nicht erwartet habe, aber ihn gerade deshalb so viel besser macht, als viele 08/15 Kinder-3D-Filme. Speaking of: Die 3D-Passagen, wie die Flüge auf dem Drachen sind wieder einmal äußerst spektakulär geworden, vor allem sind sie wieder mit der Musik von Sigur Rós Frontmann Jonsí unterlegt.

Platz 9: The Lego Movie (Phil Lord, Christopher Miller)


Meine größte Überraschung des Jahres. Wie bereits in der Kritik angedeutet, habe ich absolut nichts gutes von diesem Film erwartet, quasi ein langer Werbespot für eine LEGO-Bausteine. Aber weit gefehlt, dieser Film macht alles richtig (auch wenn er vielleicht einen Tacken zu lang geraten ist). So viele Gags in so kurzer Zeit ist man sonst nur von "Nackte Kanone"-Klassikern gewohnt und als Sahnehäubchen auf dem Milkshake of awesomeness gibt es in jeder einzelnen Szene enorm viel zu entdecken. Ich habe beispielsweise minutenlang gelacht, als Emmet mit seiner toughen Kollegin Wyldstyle in der Western-Welt ankommt (DIE PFERDE!!!). Die unterhaltsamsten und kurzweiligsten 100 Minuten des Jahres.

Platz 8: Edge of Tomorrow (Doug Liman)



Über diesen Actionkracher habe ich erst vor kurzen geschrieben. Gut, dass ich ihn noch gesehen habe, bevor das Jahr zu Ende ging, denn es wäre mir ein sehr cleverer Film entgangen. Die Formel ist zwar bekannt, nach der er agiert, aber die Art und Weise, wie jedes mal auf neueste in dieselbe Falle getappt wird ist hochspannend mit anzusehen. Blunt und Cruise (der letzte übriggebliebene Actionheld) liefern hervorragende Leistungen in einem Film, der einfach sehr viel Spaß macht.

Platz 7: Interstellar (Christopher Nolan)


Insgeheim hätte ich gehofft, dass dieser Film mich noch etwas mehr mitnimmt und dabei ist er bereits der emotionalste im Nolanschen Film-Kosmos. Die eine Szene, auf die ich natürlich nicht näher eingehen werde, gehört zu den besten, die ich das ganze Jahr sehen durfte und wird mich wahrscheinlich mein Leben lang noch genauso packen. Aber das Ende des Film... ich bin damit nicht zurecht gekommen und meiner Meinung nach macht es viel kaputt, was in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut wurde. Nichtsdestotrotz ein technisch überragender Film mit dem omnipräsenten Frontmann Matthew McConaughey, dem MVP 2013/2014 (zb. "True Detective")


Platz 6: Snowpiercer (Bong Joon Ho)


Dieser Film hat eine der faszinierendsten Stories des Jahres und eine nette Variante zum scheinbar Nr.1 Thema Hollywoods: Der Endzeit. Wieder einmal geht es der Erde schlecht, diesmal kommt eine neue Eiszeit. Da die Menschen sonst einfrieren würden, müssen sie sich bewegen, Auftritt "Snowpiercer". Ein Zug, der ununterbrochen um die Welt fährt, mit einer Mikro-Gesellschaft in dessen Abteilen: Die Armen hinten, die Reichen vorne. Es kommt zur Schlacht, welche spektakulär inszeniert wurde und dermaßen atmosphärisch und gleichzeitig phantasievoll präsentiert wird, dass einem als Zuschauer der Atem stockt - vor allem beim Kampf in völliger Dunkelheit. Anders als in meiner ursprünglichen Kritik muss ich sagen, dass mir Chris Evans' performance doch um einiges besser gefällt, als ich es vorher bemerkt habe. Seine stoische Art wirkt auf dem ersten Blick ermüdend, doch dass er sie so überzeugend rüberbringt, das kann nicht jeder. Hut ab!


Platz 5: Guardians of the Galaxy (James Gunn)


Nach letzten Enttäuschungen im Superhelden Genre (Man of Steel und The Dark Knight Rises) hat mir dieser Film wieder den Spaß an bunter Comic-Action zurückgegeben. Dies liegt zuvorderst an den Figuren, die hier die Handlung tragen: Ein Schmuggler, ein grüner Alien, ein Macho-Mann, ein Waschbär und ein sprechender Baum. Wer solch eine interessante und facettenreiche Mannschaft aufstellt, hat fast schon gewonnen und die Handlung ist auch noch einmal gut gelungen. Zwar muss man sich doch etwas in diesem neuen Universum zurecht finden, aber gewöhnt man sich erst einmal an all die schrägen, aber auch immer sympathischen Charaktere. Der beste Blockbuster des Jahres.

Platz 4: Gone Girl (David Fincher)


Wer hat Amy Dunne entführt? Ist es wirklich ihr Hornochse von Ehemann? Oder ist es nicht so einfach wie gedacht? Fragen über Fragen in Finchers Kommentar auf die Ehe nach dem Bestseller von Gillian Flynn, die das Drehbuch schrieb. Wie immer bei Fincher sind alle Szenen extrem durchdacht und stilisiert dargestellt, gewohnt lenkt er den Zuschauer auf falsche Fährten und lenkt sogar dessen Emotionen, so wie es im Grunde kein Film dieses Jahr geschafft hat. Lest bloß keine Kritiken über den Film, bevor ihr ihn euch anseht. Der Effekt, den er auf euch auslösen wird, ist schwer zu beschreiben, es gehört zu einem der interessantesten Momente des Kinojahres.

Platz 3: Under The Skin (Jonathan Glazer)


Diesen Film zu erklären ist im Grunde unmöglich, man muss ihn erleben. Scarlett Johannson liefert die Performance des Jahres als mordende Unbekannte ab, die durch das nächtliche Glasgow fährt, auf der Suche nach neuen Opfern. Mehr will ich gar nicht erzählen und das ist auch gar nicht wichtig, der Film ist ein großer, geheimnisvoller Brocken, der sehr viele Zuschauer abstoßen wird. Diejenigen, die sich aber drauf einlassen, werden mit den eindrucksvollsten Bilder des Jahres belohnt, von Johannsons performance ganz zu schweigen. Lest euch die Kritik durch und macht euch auf etwas gefasst.

Platz 2: Grand Budapest Hotel (Wes Anderson)



Ich liebe alle Filme, die Wes Anderson bislang gemacht hat, seinen neuesten mit eingeschlossen. Er spielt im fiktiven, osteuropäischen Zubrovka, einem Traumland zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert. Ein junger Lobbyboy wird unter die Fittiche des Moussiere genommen, dem Leiter des Grand Budapest Hotel. Es kommt zu einem Todesfall unter den wohlbetuchten alten Damen und der schöne Alltag des galanten Hoteliers gerät aus den Fugen. Mit der Hilfe von Zero versucht er aus seiner misslichen Lage zu entkommen. Der Film war ein Hit unter den Kritikern und es würde mich ausgesprochen freuen, wenn er bei den Oscars für Furore sorgen würde. Ich finde zwar nicht, dass er unter den Top 3 der besten Anderson-Filme fällt (das wären: "Rushmore", "Royal Tenenbaums" und "Moonrise Kingdom"), aber einer der besten Filme 2014 ist er ohne Zweifel. Es gibt so viel zu entdecken in den kunterbunten Sets und die Gags sind weltklasse, meine Freundin und ich haben minutenlang ununterbrochen bei der Gefängnisszene gelacht. Eine riesige Freude, die ich heute noch höher als in der ursprünglichen Kritik werten würde.

Platz 1: Boyhood (Richard Linklater)




Ohne Zweifel der beste Film des Jahres. Linklater ist nicht nur ein technisches Meisterwerk gelungen, 12 years in the making, sonder auch eine zutiefst ans die Substanz gehende Geschichte, die einem das Herz brechen kann. Was mir besonders gut gefällt: Dieser Film zeigt viele aus klassischen Filmen bereits bekannte Szenen eben  NICHT, sondern nur diejenigen, die zählen. So wird beispielsweise Masons Abschluss rausgenommen, kein Werfen der Hüte in die Luft, sondern das sehr viel entscheidendere Treffen der wichtigen Figuren auf der Feier danach bei Masons Mom zu Hause. Ich muss auf die Performance von Patricia Arquette hinweisen, was ich bei der ursprünglichen Kritik nicht getan habe: Sie füllt ihre Rolle mit so viel Leben, Stolz und Anmut, dass es eine Freude ist, ihr dabei zuzusehen. Sie wird ohne Zweifel - wie der Film, Regie, Drehbuch - für den Oscar nominiert werden und das völlig zurecht. Ihre letzte Szene im Film wird mich mein Leben lang fertig machen, vor allem wenn ich einmal selbst Kinder haben werde. Die beste Szene im besten Film des Jahres.


Knapp vorbei an den Top 10: Godzilla, Mockingjay, Hobbit 3


Prisoners



Denis Villeneuve, USA 2013 - 9.5/10

Ich dachte eigentlich, dass mich ein simpler Thriller nicht mehr so mitnehmen könnte. Aber dann sah ich mir diesen Film hier des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve an. "Prisoners" erzählt im Grunde eine bereits bekannte Geschichte, die aber so umwerfend dargestellt wurde, dass ich die ganze Zeit unter Hochspannung auf den Bildschirm starrte. Ein besonderes Lob gilt dem Altmeister Roger Deakins an der Kamera, der unfassbare Bilder entworfen hat und völlig zu Recht für den Oscar nominiert wurde (den er leider immer noch nicht, selbst nach Großtaten wie "Die Verurteilten", "Fargo", oder auch "No Country For Old Men" gewonnen hat - ganz zu schweigen von seiner sensationellen Arbeit bei "The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford", welches die besten Bilder der letzten 15 Jahre hat).

Die Dovers besuchen zu Thanksgiving ihre Freunde, die Birchs, die um die Ecke wohnen. Alle genießen den Abend, auch die beiden jüngsten der jeweiligen Familien: Joy und Anna, fünf und sechs Jahre alt. Die beiden spielen herum und wollen schließlich zu Anna nach Hause, um ihre Trillerpfeife zu holen. Annas Vater Keller Dover (Hugh Jackman) stimmt dem zu, wenn die älteren Geschwister mitgehen. Schnitt, die Eltern sitzen auf der Couch, es wird langsam dunkel. Keller wird ungeduldig, da findet er die beiden älteren Geschwister vor dem Fernseher sitzend. Sie seien gar nicht mit den kleinen hinaus gegangen. Sorge macht sich breit; Keller, sein Sohn Ralph (Dylan Minette) und Franklin Birch (Terrence Howard) machen sich auf die Suche, kommen aber ohne Erfolg wieder. Sie schalten die Polizei ein, Kommisar Loki (Jake Gyllenhaal) wird verständigt. Sie haben auch schon eine erste Fährte: Ein gammeliger Wohnwagen parkte in der Straße und die beiden Mädchen kletterten auf ihn drauf. Angeblich sei jemand drin gewesen und habe sie beobachtet. Die Spur führt zu Alex Jones (Paul Dano)...

Die Story suggeriert einen 08/15 Entführungsthriller, aber weit gefehlt. Dies liegt vor allem an der bedrückenden Atmosphäre, die ihn diesem namenlosen Kaff irgendwo in Pennsylvania vorherrscht. Der Himmel wird in keiner einzigen Szene blau und freundlich. Den ganzen Film über regnet es in fast "Sieben"-ähnlichen, epischen Ausmaßen, was sich später noch in Schnee umwandelt. Es wird klar suggeriert, dass man keine einzige Sekunde in dieser Gegend Amerikas verbringen möchte. Die Set-Dekoration unterstützt dies noch. Solche zerstörte, vergammelte Bauten habe ich selten in Filmen zuvor gesehen.

Jackman spielt den besorgten Vater überragend, mich wundert, dass er keinerlei Aufmerksamkeit für seine Rolle im letzten Jahr erhalten hat. Er spielt angsteiflössend den vor Sorge zerfressenen Vater, der wirklich alles tun würde, um seine Tochter wiederzufinden. Howard auf der anderen Seite spielt den emotionalen Gegenpol. Er ist zwar ebenso voller Angst, aber anders als Keller, kann er nicht mit dessen Methoden umgehen (näher werde ich darauf nicht eingehen). Hierdurch enstehen interessante Figur-Konstellationen, bei denen die beiden immer wieder aneinander ecken. Maria Bello als Mrs Dover tritt leider etwas zu wenig ins Rampenlicht, sie liegt den Großteil des Film mit Tabletten vollgepumpt in ihrem Bett, ein vertarne Chance. Viola Davis als Mrs Birch hingegen macht die Arbeit für beide. Sie wird später aktiv involviert, was die ganze Situation im Grunde "auflockert", wenn man das so sagen kann. Aber auch hier werde ich nicht näher auf den Handlungsverlauf zwecks Spoilern nicht näher drauf eingehen.

Was den Film so überragend macht ist dessen Spannung. Villeneuve versteht es, den Zuschauer in jeder einzelnen Szene im unklaren zu lassen. Ich persönlich war von der letztendlichen Lösung sehr überrascht und sah diese nicht kommen. Es werden bewusst falsche Fährten gelegt, aber wie Kommissar Loki tappt der Zuschauer die meiste Zeit im Dunkeln. Solch eine Spannung habe ich in den letzten Jahren selten in einem Film erlebt. Das liegt vor allem daran, dass solch eine bekannte Geschichte erzählt wird, als Zuschauer braucht man sich deshalb keine Gedanken über verworrene Handlungsstränge machen, sondern voll und ganz auf die Fakten konzentrieren.

Wer einen klassischen Thriller sehen möchte, der eine unfassbare Spannung entwickelt (wenn man sich drauf einlässt), dann seid ihr hier genau richtig. Der spannendste Film 2013, vollste Empfehlung.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der Hobbit 3 - Die Schlacht der fünf Heere




The Hobbit: The Battle of the Five Armies: Peter Jackson, NZ 2014 - 8.25/10

Dies ist der letzte Teil der "Hobbit"-Reihe und gleichzeitig der letzte Abschnitt des großen "Herr-der-Ringe"-Epos unter dem Kommando von Peter Jackson, bei dem "Der Hobbit" die Vorgeschichte liefert. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der letzte Teil ist gut geworden und bietet einen würdigen Abschluss, den viele Fans mit traurigem Blick entgegengesehen, aber nicht kommen sehen wollten. Denn wie bei "Harry Potter" endet hier ein großer Teil ihrer Kindheit und ein Gefühl der Leere macht sich breit. Ich für meinen Teil hatte aber keine Tränen im Gesicht, als die Credits über den Bildschirm liefen, sondern viel eher ein breites Grinsen, denn der Anschluss an die chronologisch folgende "Herr der Ringe"-Trilogie ist perfekt gelungen.

Aber kommen wir erstmal zur Handlung, wer die Vorgänger nicht gesehen hat, ab hier bitte nicht weiterlesen, es folgen SPOILER!!: Der zweite Teil endet damit, dass Smaug aus seiner Höhle im Nebelgebirge ausgebrochen ist, nachdem die Zwerge versucht haben ihn aufzuhalten - so ging ihr letzter, verzweifelter Versuch ihn mit flüssigem, heißem Gold zu übergießen gehörig schief. Nun ist der Drache unterwegs nach Seestadt, um sie aus Rache dem Erdboden gleichzumachen. Die ersten Szenen bestehen nur aus Feuer. Smaug dreht seine Runden über die Stadt und Menschen versuchen in Panik zu fliehen. Aber ein Held ist übrig geblieben: Bart (Luke Evans), der allerdings im Gefängnis schmort, weil er sich mit dem korrupten Bürgermeister angelegt hat. ZACK! Durch eine List durchbricht er die Gitter und stellt sich dem Drachen, denn wie ihr wahrscheinlich noch wisst, hatte Bart in seinem Haus einen gewissen, legendären Pfeil...

Die Schlacht in Seestadt dient als Intro, was auch eine gute Wahl war, denn NOCHMAL SPOILER!!! der Drache wird erledigt (Thanks, Bart!). Hätte man danach den Schnitt zwischen Teil 2 und 3 gesetzt, dann hätte einiges an Spannung gefehlt. Denn auch so bleibt erstmal ein Moment des Unbekannten, bei der sich der Zuschauer denkt: "So und jetzt?? Der Drache ist doch besiegt..." Aber keine Sorge, lieber Leser, nach einem kurzen Moment der Konfusion geht es gleich weiter. Die überlebenden Menschen in Seestadt müssen eine Unterkunft finden, denn der Winter naht. Auf der anderen Seite haben wir die siegreichen Zwerge, die ihr Glück kaum fassen können, haben sie doch den Berg zurückerobert und sind im Besitz eines enormen Goldvorrats. Aber ein gewisser "Arkenstein" ist immer noch verschollen, was Thorin Eichenschild (Richard Armitage) langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt. Orks aus dem Norden sind auf dem Vormarsch und Elben rücken ebenso zum Berg vor (in der Suche nach schicken Diamanten, die mal ihnen gehört haben), nun da der Drache besiegt ist.

Es kommt zu einer riesigen Schlacht - die zwangsläufig folgen musste, der Titel suggeriert dies - die Jackson famos inszeniert hat. Alle erdenklichen Einheiten werden in die Schlacht geschickt. Wer dachte, dass Elefanten zu abgedreht waren, der wird bei Kriegswürmern (!!!) mit den Augen rollen. Diese aber greifen, außer nach einem spektakulären Auftritt, ansonsten nicht weiter ins Geschehen ein (schade), aber wer auf die Massenschlachten von "Der Herr der Ringe" sehr viel Wert legte, der ist im dritten Teil des Hobbits genau richtig. Technisch ist wie immer nichts einzuwenden. Die Landschaften sind spektakulär, genauso wie die fantasievollen Kostüme und Requisiten. Dass eine Winterlandschaft für den letzten Teil gewählt wurde, war eine sehr gute Entscheidung, denn so sind die Schlachtfelder noch einmal interessanter gestaltet, denn ewige grüne Wiesen wären letztlich ziemlich dröge geworden.

Die Spezialeffekte nehmen meiner Meinung nach leider etwas zu sehr die Überhand. Das Gefühl, dass ein Großteil vor einem green-screen gedreht wurde, ist für mich zu groß, als dass mir vor Staunen die Kinnlade runterfallen könnte. Ich bin Purist, der sich eher über spektakuläre Nachbauten freut, als über eine Projizierung eines Computers. Aber dies ist ein generelles Problem, gegen das Jackson nichts unternehmen kann. Bei so vielen Kreaturen und Tierwesen, die auch in einer unfassbar großen Menge dargestellt werden, lässt sich die Hilfe des Computers nicht vermeiden.

Bei einigen Szenen allerdings ist die Beschränkung auf den Computer nur lächerlich, im Kino wurde lauthals gelacht, was mit Sicherheit nicht im Interesse der Filmemacher liegen kann. Aber ein Kampf Legolas' gegen einen Ork-Anführer ist so bescheuert, dass es schon an eine Selbstparodie grenzt. Wer die Stelle im dritten "Herr der Ringe"-Teil sensationell fand, in der Legolas auf dem Elefanten surfte, wird meine Kritik nicht verstehen können, alle anderen: Macht euch auf dumme zehn Sekunden gefasst. Auch dass Radagast am Ende der große Retter ist, erscheint in meinen Augen eher als Notlösung, so als Motto: Wer ist eigentlich noch übrig, der die Situation lösen kann? Aber gut, einer musste es ja so machen.

Ansonsten wurde alles genauso wie im Buch übernommen, was zur großen Unterhaltung der Zuschauer beiträgt und der wird ohne Zweifel unterhalten. Nur ist das generelle Problem dieser Trilogie, dass das Grundmaterial "Der Hobbit" sehr knapp an allen Stellen gehalten wurde und Jackson versucht hat, die fehlenden Stellen mit Leben zu füllen - wie zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen der Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) und dem Zwerg Kili (Aidan Turner), die hier allerdings würdig und dramatisch zu Ende gebracht wird. Andere Szenen, wie die Befreiung Gandalfs aus seiner Gefangenschaft, bei der plötzlich ein ganzen All-Star-Team auftaucht (Galadriel, Elrond und Saruman) wirkt überflüssig. Dass diese Szene mit hineingenommen wurde ist aber verständlich, denn so wird der Anschluss an die "Herr der Ringe"-Trilogie nahtloser.

Persönlich hätte ich mir ein paar mehr Szenen mit Bilbo (Martin Freeman) im Fokus gewünscht. Freeman spielt sensationell den kleinen Halbling, der sich gegen seine Freunde stellt, um das Richtige zu tun. Weniger Szenen mit Thorin zum Beispiel (seine Erkenntnis-Szene im Berg hätte ich komplett geschnitten) wären da wünschenswert. Als Thorin schließlich erkennt, dass er verblendet war, ab dann nimmt der Film zum Glück wieder an Fahrt auf.

Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn ich wurde gut unterhalten und der Anschluss an die ursprüngliche Trilogie passt perfekt. Wer die Vorgänger mochte muss natürlich auch diesen Teil sehen, bei all seinen kleinen Mängeln. Die emotionalen Szenen treffen genau ins (Fan-)Herz.


Nur zum Protokoll: Dem ersten "Hobbit"-Teil "Eine unerwartete Reise würde ich mit einer 7.25/10 bewerten. Er ist VIEL zu lang geraten und richtet sich mit seinen ewigen beispielsweise Gesangseinlagen an ein junges Publikum, was aber für den Erwachsenen Zuschauer  zu langweilig wird. Der zweite Teil hingegen ist sehr gut, diesen würde ich mit 8.75/10 bewerten. Dieser Teil wirkt sehr viel schlüssiger als sein Vorgänger und die Hinzunahme von Smaug war ein Geniestreich.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Edge of Tomorrow

Und täglich grüßt... der Kriegseinsatz



Doug Liman, USA 2014 - 9.25/10

Was für eine Überraschung. Von diesem Film habe ich absolut gar nichts erwartet und ziehe das Fazit bereits jetzt: Dies ist einer der intelligentesten, dabei aber auch unterhaltsamsten und überraschendsten Actionfilme des Jahres. Schaut euch bitte nicht den Trailer an, dort wird extrem viel verraten, der Film macht deutlich mehr Spaß, wenn man ganz unvorbereitet hineingeht. There Will Be SPOILER!! Wie ihr schon aus der Überschrift gelesen habt, hat dieser Film sehr viele Gemeinsamkeiten mit einem gewissen Klassiker mit Bill Murray und wer DIESEN nicht kennt (was ist los mit euch, Leute?), dann lest ab jetzt nicht weiter und schaut euch 1. "Groundhog Day" an und 2. Danach "Edge of Tomorrow".

Robert Cage (Tom Cruise, der hier 110% Körpereinsatz gibt) ist ein Major bei der amerikanischen Army. Allerdings in der Medienabteilung, also ist er gar kein Soldat, er sagt von sich selbst, dass er bei der Ansicht von Blut ("even a papercut") ohnmächtig wird. Diesen Job hat er, seitdem ein Komet auf der Erde gelandet ist, der eine extrem bösartige ausserirdische Lebensform an Bord hatte, die sich auch flux breitmacht und die Hälfte der Bevölkerung auslöscht. An eine gewöhnliche Arbeit im Büro war da nicht mehr zu denken, die Erde geht auch schließlich unter. Cage wird seiner Ansicht nach für eine Army-Promotion (diesmal ist es eine Allianz aller kriegsfähiger - meistens westlicher - Länder) nach London geflogen.

Dort angekommen, läuft alles anders, als er es sich vorher ausgemalt hat. Er wird festgenommen, betäubt und als er am nächsten Morgen aufwacht, wird er erstmal angeschrien - JAWOHL, DRILL SERGEANT-style - von nun an kein Major mehr, sondern ein einfacher Private. Er wird der "jay division" zugeteilt und in einen Kampfanzug gesteckt, der sehr an einen Mech erinnert. Cash weiß noch nicht einmal wie man die Entsicherung löst, aber das scheint allen anderen Mitglieder seiner Einheit egal zu sein, er ist "der Neue". Angekommen nach der Überfahrt über den Ärmelkanal, beginnt der Einmarsch in die Normandie - klassische D-Day-Motive werden hier bedient - und die Truppe trifft sofort auf die feindlichen Mimics. Cage rennt eher weg, als dass er kämpft, aber überlebt doch länger, als man es vorher gedacht hat, aber dann erwischt es ihn doch...

SPOILER DELUXE, NICHT WEITERLESEN, außer ihr wollt wissen, was so besonders an diesem Film ist, dann voran, voran, weiter geht's! Nicht dass der Film vorbei ist, weit gefehlt. Cage wacht wieder auf dem Boden vor dem für Militärzwecke umfunktionierten Heathrow-Flughafen auf und wird wieder vom Drill-Sergeant angeschrien. WIEDER wird er in die Jay-Kompanie eingeteilt und WIEDER landet er am Strand der Normandie und WIEDER stirbt er und alles geht von vorne los, bis er auf eine Mitstreiterin (Emily Blunt) trifft, die seine Situation erkennt...

Dies ist kein alltäglicher 08/15 Kriegsfilm, Menschheit vs Aliens, sondern eine sehr clevere Variante dessen. Die selbe Abfolge eines Tages hat man nun schon öfter gesehen, begonnen hat es mit dem Comedyklassiker von Harold Ramis, auf den ich oben bereits einging und es ist klar, dass es letztlich gut enden wird. Doch ist diese Art des storytellings für den Zuschauer sehr interessant, denn so achtet er unweigerlich auf jede Kleinigkeit, die sich an diesem einen Tag ereignet. Natürlich ist es nur ein Effekt, denn der Tag wurde unzählige Male gefilmt - an vielen Drehtagen - aber trotzdem: Spannend anzusehen ist es und das ist der größte Pluspunkt des Films.

Denn sonst ist er relativ einfach gestrickt, zwar gefällt es, dass der Anfang, also die Exposition, in der erklärt wird wodurch die Bedrohung besteht, sehr knapp gehalten wird, aber der Stil dieser Reportage ist viel zu stakkatohaft und anstrengend, nach dem drei Minuten dachte ich nur so: HÄ?! Dies ist allerdings der größte Kritikpunkt. Cruise und Blunt machen ihre Sache ausgezeichnet, auch wenn man Cruise nicht abkauft, dass er eine totale Pfeife sein soll. Er ist nun mal der geborene Actionstar, es ist natürlich ganz nett zu sehen, dass er gegen den Strich gecastet wurde und letztlich ist es das selbe Muster, was auch bei zum Beispiel "Mission Impossible" eintritt: Er spielt den Helden. Dass die Kameraden Cruises (JAY-SQUAD) alle nur ansatzweise ausgemalt wurden (also deren Hintergrundgeschichte dem Zuschauer präsentiert wird), fällt nicht weiter ins Gewicht denn durch die "Great Repetition" (ewige Wiederholung), werden immer mehr Details beigesteuert.

Ein extrem unterhaltsamer Film, bei dem man die Story-Elemente zwar kennt, aber Regisseur Doug Liman ("Bourne Identität") versteht es, dieses Szenario dem Zuschauer schmackhaft zu machen, dass man sich wundert, als der Film schon vorbei ist.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Casino Royale

I've got a little itch, down there. Would you mind?



Martin Campbell, UK 2006 - 8.75/10

Nachdem am Donnerstag der neuste Film der James Bond-Reihe - Nr. 24 SPECTRE mit Christoph Waltz als Bösewicht, wooohooo und für mich als Filmfan auch eine gute Nachricht: Hoyte van Hoytema ist der Kamermann, er arbeitete schon an "Interstellar", "her" und "So finster die Nacht"- bekanntgegeben wurde, werde ich hier nun den besten Teil der neuen, aktuellen Renaissance unter Daniel Craig, näher betrachten, und das ist: Casino Royale! (Ein Quantum Trost hat mir nicht gefallen, Skyfall aber umso mehr, wahrscheinlich werde ich über diesen Teil auch schreiben und wahrscheinlich ist dieser Teil sogar der beste, aber dazu in einer anderen Kritik mehr)

Es gibt einige Probleme hier, aber insgesamt ist er so unterhaltsam, vollgepackt mit actionreichen Sequenzen, schlagfertigen Wortgefechten (mit der gewohnten Prise Humor), aber auch einen bislang unbekannten Realismus, der sehr zur Qualität beigetragen hat.

Lasst uns am Beginn starten. Überraschenderweise startet dieser Bond-Film in schwarz-weiß, James diesmal nicht im Anzug und es spielt auch zeitlich vor dem Beginn des eigentlichen Films, also eine Rückblende. Nach einem Kampf auf der Herrentoilette, bei dem es wirklich zur Sache ging, nicht die gewohnten, klassischen Kämpfe aus den sechziger, oder siebziger Jahren, bei denen meistens ein Schlag James' ausgereicht hat, um das Böse zu besiegen. Schließlich erledigt er zwei Übeltäter und erhält so seinen Status als Doppel-0-Agent, der ihn er zu dem macht, was er in den vorherigen Filmen am besten konnte, nämlich der Geheimagent des MI5 im Dienste Ihrer Majestät zu sein. So erhält Bond einen Auftrag, nach diesem aufregendem Beginn (der aber Sinn machen soll, ist dieser Film in der Chronologie vor allen vorherigen Teilen angesiedelt... okay, etwas merkwürdig, aber ein Neuanfang nach dem blöden Ende der Pierce Brosnan-Ära ist angenehm).

Nach diesem ungewöhnlichen Beginn, geht es gleich zur Sache, obwohl: Die Story ist mit Figuren und Handlungssträngen überladen, aber gut, in etwa geht es hierum: Der somalische Offizier Obanno (Isaach De Bankolé) gibt dem für Terroristen arbeitenden Börsenspekulanten Le Chiffre (Mads Mikkelsen) eine große Summe Geld, die er doch bitte gewinnbringend investieren soll. Das hat er auch vor, doch kommt ihm da so ein Agent Ihrer Majestät in die Quere. Der befindet sich nämlich in Madagaskar, wo er einen von Le Chiffre engagierten Attentäter beschattet. Dies endet natürlich in einer Verfolgungsjagd, die überraschend physisch wird, manch anderer seiner Vorgänger hätte einfach seine Waffe gezückt, und ihn niedergestreckt. So wird es für den Zuschauer interessanter, weil beide ziemlich spektakuläre Parcours-Tricks präsentieren und das auch noch in einer Baustelle eines Wolkenkratzers. James fasst ihn schließlich, muss ihn aber eliminieren, zum Missfallen seiner Chefin M (Judy Dench), die ihn daraufhin vom Dienst suspendiert. Das macht aber nichts: Denn James reist - scheinbar auf eigenen Kosten? - in die Bahamas, wo er einen weiteren Mittelsmann Le Chiffres identifiziert hat.

Um mehr über ihn zu erfahren, schleicht sich James ins feine Club-Haus, in dem ein großes Thema des Films zum ersten mal auftaucht: Poker. Die beiden Herren liefern sich ein packendes Duell, bei dem James letztlich den Wagen von Herrn Dimitros gewinnt (dessen Frau hat er schon vorher näher kennengelernt). Dimitros flüchtet nach Miami, James reist natürlich schleunigst hinterher. Dort, auf einer "Körperwelten"-Ausstellung (WTF?!), erledigt Bond den Übeltäter, erfährt aber, dass ein Anschlag auf ein Flugzeug-Prototyp stattfinden soll. Le Chiffre hat enorm viele Aktien so gekauft (natürlich mit dem Geld des Offiziers), dass er plötzlich stinkreich wird, sollte sein Vorhaben funktionieren. Aber er hat die Rechnung ohne James Bond gemacht, der zackig über das Rollfeld rennt, um die Katastrophe zu verhindern...

Ihr habt es euch schon gedacht: Ohne, dass ich jetzt weltbewegende SPOILER präsentiere, aber James verhindert die Explosion in letzter Sekunde und Le Chiffre ist von nun an in einer äußerst misslichen Lage. Er muss sein verlorenes Geld wiedergewinnen, sonst ist er einen Kopf kürzer, der Offizier hat seine Machete schon gewetzt. Also macht sich der schmierige Aktienhändler und gleichzeitig Poker-Experte, auf nach Montenegro (exotische Schauplätze gibt es immer bei Bond), um an einem exklusiven Poker-Turnier teilzunehmen, um das verlorene Geld wieder einzuspielen. James folgt ihm natürlich, diesmal mit einer weiteren Agentin des MI5 im Schlepptau, die ihn etwas unter Kontrolle bringen soll: Vesper Lynd (Eva Green).

Die Story ist mit mindestens zwei Handlungssträngen zu überladen, aber bietet genug Spielraum für ausreichend Actionszenen, gewohnten flotten Sprüchen und einer überraschender Prise Emotionen, welche durch die enge Zusammenarbeit von James mit Vesper entsteht. Dem Zuschauer wird viel geboten, der Film hat eine Spielzeit von über zwei Stunden (!). Die letzte Sequenz in Venedig hätte man um einen Großteil kürzen können, denn dort wird sehr viel Fahrt aus der ansonsten flotten Handlung genommen.

Die Schauspieler machen ihren Job ausgezeichnet, allen voran Daniel Craig als drahtigen, Jason-Bourne-ähnlichen Bond, der lieber seine Fäuste, als seine Waffen einsetzt (in den Nachfolgern ändert sich das, aber darauf werde ich in meiner Kritik zu "Skyfall" näher drauf eingehen). Der Weg hin zum Realismus tut der Franchise gut, es wurden unter Pierce Brosnan zwar auch flotte Action und Sprüche geboten, aber es ging steil in Richtung des Lächerlichen (unsichtbares Auto...). Technisch ist "Casino Royale" über alle Zweifel erhaben. Der Score wird immer wieder in temporeiche Szenen eingebaut, die Kameraperspektiven sind aufregend gestaltet, genauso wie die exotischen, abwechslungsreichen Handlungsorte. Mads Mikkelsen als Bösewicht macht seine Sache sehr überzeugend, er verzieht keine Miene, als er auf James trifft und bleibt in seiner gierigen Art unnahbar, genauso wie es sein muss.

Ein sehr guter Neuanfang der James-Bond-Franchise. Ich persönlich mag den letzten Teil "Skyfall" noch lieber, er ist noch realistischer geraten. Hier nimmt der Poker-Wahn ein wenig die Überhand, aber wenn man darüber hinweg sehen kann, dann wird man hier über zwei Stunden lang erstklassig unterhalten.

Freitag, 5. Dezember 2014

Under The Skin




Jonathan Glazer, UK 2014 - 9.5/10

Ihr werdet keinen merkwürdigeren, kälteren und einfach andersartigeren Film im Jahr 2014 als "Under The Skin" auf DVD (oder blu-ray) sehen können. Dieser Film ist so anders, dass man viel Konzentration mitbringen muss, die aber ohne Frage belohnt wird. Wer ein Erlebnis beim Film erleben will, und eben nicht nur für einhundert Minuten abgelenkt, oder dümmlich unterhalten werden, der muss ihn sehen.

Der Film beginnt bei Nacht. Ein Motorrad rast über eine schottische Landstraße, hält und ein Mann in Biker-Kleidung steigt ab. Er geht einen Trampelpfad hinab und kommt mit einem leblosen Körper einer Frau wieder, den er in einen Transporter legt. Schnitt. Der Körper liegt auf einen hell erleuchteten Boden, über ihr gebeugt ist eine nackte, ebenfalls junge Frau (Scarlett Johannson). Sie entkleidet die Tote und zieht deren Kleidung an. Als diese Aktion vorüber geht, verlässt sie da Haus und steigt in den Lieferwagen der vorherigen Szene ein; der Motorradfahrer verlässt ebenso die Szenerie. Der Zuschauer verfolgt daraufhin die merkwürdige Unbekannte, die von nun an durch Glasgow und Umgebung fährt, um Männer in ihren Wagen zu lotsen, sie zu ihrer Wohnung bringt und dort tötet.

Wieso sie dies macht, wird nicht verraten, aber es ist sehr merkwürdig. Sie ist nicht aus dieser Welt, aber mehr werde ich nicht preisgeben. Viele werden von diesem Film abgeschreckt werden, aber meiner Meinung nach ist es ein Meisterwerk. Die Bilder, die Glazer und dessen Kameramann Daniel Landin (der vorher vor allem an Musikvideos beteiligt war), sind atemberaubend. Das raue schottische Klima ist perfekt eingefangen worden und vor allem die Atmosphäre der Einsamkeit, die den gesamten Film durchzieht. Die Frau sucht sich bewusst nur einsame Männer ohne Familie aus, die sie umbringen kann. Als Zuschauer denkt man, wie so etwas möglich sein kann, aber es wird einem bewusst, dass manche Menschen in solch einer Einsamkeit leben, dass sie kaum vermisst werden, so wie den tschechischen Schwimmer beispielsweise, den sie am Strand trifft. Wird jemals jemand in der Heimat von seinem Ableben erfahren?

Der Fakt, dass Johannson eigentlich als Sexbombe bekannt ist und als solche gecastet wird (hallo, Woody Allen), hier aber bewusst als unscheinbar, in der Masse untergehend dargestellt wird. Der Film fokussiert nur auf sie und wird damit zur sensationellen one-woman-show. Denn Johannson liefert die beste Performance ihrer Karriere hin und hätte meiner Meinung nach eine Oscar-Nominierung verdient.

Bewusst wird enorm viel Kontext offen gelassen, aber gerade das sehe ich als Vorteil. Während der Zuschauer häufig von Handlung zugeschüttet wird, bei der man extrem viel beachten muss (wie beispielsweise bei "Interstellar") ist "Under The Skin" bewusst offen gehalten, der Zuschauer muss selbst seine Schlüsse ziehen, was diesen Film äußerst sehenswert macht. Im Grunde ist der Film eine Aussage darüber, wie Frauen im Alltag sexualisiert und als reine Objekte dargestellt werden (genauso wie es bei der Schauspielerin Johannson passiert). Dieser Film macht es anders mit dessen Hauptfigur. Ich will nicht näher ins Detail gehen, aber ich werde wahrscheinlich in einem späteren Artikel näher ins Detail gehen.

Der Film erinnert mich an vielen Stellen an Tomas Alfredssons Vampirfilm "So finster die Nacht" auch dort gibt es eine mysteriöse Frau (dort ein Mädchen), dass töten muss, um zu überleben. Eine Szene scheint fast einen 1:1-Kopie zu sein. Die Frau in "Under The Skin" isst ein Stück Torte, um zu fühlen, was Menschen zu sich nehmen, während Eli aus dem schwedischen Film Oscar zu Liebe ein Bonbon isst. Beide müssen sich kurz darauf schleunigst übergeben, denn sie essen andere, sehr viel merkwürdigere Dinge. Auch die Psyche der beiden Hauptfiguren ähneln sich sehr, genauso wie die Handlungsorte und die allgemeine Atmosphäre, die die Filme über herrscht.

Regisseur Jonathan Glazer kann gar nicht hoch genug gelobt werden. Er macht alles richtig. Viele werden von der Kargheit der Story und Atmosphäre abgeschreckt werden, aber es gibt hier so viel zu entdecken, dass dieser Film ein Klassiker werden wird. Diese Kritik ist nach dem ersten sehen entstanden und wird wahrscheinlich noch höher bewertet werden müssen. Wer einen Film mit einer überragenden Schauspielleistung sehen möchte, der so anders ist, als alles, was ihr seit langem gesehen habt, dann seid ihr hier sowas von richtig. Eine extra Erwähnung muss noch dem Soundtrack gelten: Mica Levi hat einen unheimlichen, bedrohlichen und vor allem außerweltlichen Klang geschaffen, der perfekt zum Film passt und die Szenen noch eigenwilliger und in einem andersartigen Licht erscheinen lässt.

PS: Der Song aus der Überschrift stammt von "Deafheaven", einer sensationellen Band, die das beste Album des Jahres 2013 veröffentlicht hat. Hört es euch an!

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