Sonntag, 14. September 2014

Y Tu Mamá También

Life is like the surf, so give yourself away like the sea.




Alfonso Cuarón, Mexico 2001 - 9.75/10

Dieser Film ist meiner Meinung nach das beste Road Movie aller Zeiten und gleichzeitig eines der besten Werke über das Heranwachsen von jungen Leuten zum Mann, das ich jemals gesehen habe. Es ist zum einen nicht nur ein Film, der zeigt, was zwei blöde, privilegierte mexikanische Jungs den Sommer über so machen, denn es ist so viel mehr. Es ist ein wahrhafter Film über das Leben, den Sex, die Liebe, Freundschaft und Entscheidungen, die man trifft. Was ich damit meine, werdet ihr in den nächsten Abschnitten erfahren.

Erzählt wird die Geschichte zweier Freunde aus Mexico City: Tenoch (Diego Luna) und Julio (Gael Garcia Bernal) gammeln bei Tenoch zu Hause rum. Sein Vater ist ein reicher Politiker, die im Urlaub sind, also haben sie das Anwesen für sich allein. Nach einer Runde Abschieds-Sex mit ihren Freundinnen, die ebenso in den Urlaub nach Italien fahren, haben sie plötzlich viel Zeit. Da entschließen sie sich auf einen Road-Trip zu gehen, denn ein Kumpel hat ihnen von einem weit abgelegenen Strand berichtet, der einen legendären Strand haben soll (und das Gras in der Gegend ist auch nicht schlecht). Kurz bevor sie aufbrechen wollen, heiratet der Cousin von Tenoch. Die beiden treffen bei der Feier auf die attraktive, ältere Luisa (Meribel Verdú). Sie erzählen ihr von ihrem geplanten Trip, was sie zwar amüsiert zur Kenntnis nimmt, aber danach auch wieder gleich verschwindet.

Ein paar Tage später allerdings erhält sie einen Anruf ihres Mannes, der ihr schluchzend und besoffen beichtet, dass er sie betrogen hat. Kurz entschlossen meldet Luisa sich daraufhin bei den Jungs, sie will mit auf die Reise gehen. Julio und Tenoch können ihr Glück kaum fassen und so machen sie sich Tags drauf auf den Weg durch das mexikanische Hinterland, abseits des Molochs der Hauptstadt.

Was sie dort erleben, bildet den Hauptakt des Films und dieser ist unfassbar gut gelungen. Allein die häufigen, scheinbar endlosen Kamerafahrten, die wie beiläufig Szenen des mexikanischen Alltags festhalten sind so stimmungsvoll gestaltet - sei es eine Hochzeitsgesellschaft mit der Braut hoch über ihren Köpfen getragen, oder wie Verkehrspolizisten (oder ist es sogar das Militär) Menschen mit vorgehaltenem Maschinengewehr niederknien lassen - dass ein wiederholtes anschauen des Films Pflicht sein muss. Solche langen Sequenzen sind typisch für Cuarón, der mit diesem Werk seinen internationalen Durchbruch schaffte. Er ist der Regisseur, der für meinen Lieblingsfilm "Children of Men" verantwortlich ist, aber ihr werdet ihn vor allem für "Gravity" kennen, für den er den Oscar als bester Regisseur gewonnen hat.

Das Drehbuch stammt ebenso von ihm, er hat es mit seinem Bruder Carlos verfasst. Ich habe bislang keinen besseren Film gesehen, bei dem besser die Zeit von jungen Männern in der Adoleszenz dargestellt wird. Dieses Alter zwischen Kindheit und Erwachsenenalter ist prägend und natürlich erleben sie andauernd Charakter-bildende Momente, was vor allem an Luisa liegt. Sie bringt enorm viel Abwechslung in den ansonsten witzlosen Plot, sei es auch nur als Sexobjekt. Was ich damit meine, müsst ihr schon selbst sehen. Die Handlung bleibt durchweg spannend und bietet zum Schluss einige Wendungen, die man so vorher nicht erwartet haben kann.

Die Landschaften sind exzellent photographiert, es sind Gegenden, die man ohne Zögern selbst sehen will. Wenn das mexikanische Hinterland wirklich so wunderschön ist, dann will ich persönlich sofort einmal dorthin. Die Charaktere sind allesamt sympathisch, man kann sich ohne Probleme mit ihnen identifizieren. Besonders gelungen halte ich die Hinzunahme eines Erzählers, der in manchen Szenen dem Zuschauer noch weitere Informationen zu den Figuren liefert. Hier erinnert der Film an gute Literatur, bei denen die Figuren beim lesen ans Herz wachsen. Auch für die Schauspieler war der Film ein großer Durchbruch. Vor allem Gael Garcia Bernal dürfte euch ein Begriff sein, er spielte zum Beispiel später den jungen Che Guevara, die Hauptrolle in "Science of Sleep", oder auch Inaratus' "Amores Perros" und "Babel". Diego Luna hatte Rollen unter anderem in "Milk" und "Elysium", Maribel Verdú kennt man vor allem durch ihre Rolle in "Pans Labyrinth", bei der sie das Hausmädchen in der Villa des schrecklichen Generals darstellt.

Ein sensationeller Film, der nicht besser die Jugend darstellen kann; und als dann auch noch die Versuchung in das gewohnte Schema tritt, so ändert sich die komplette Dynamik der Akteure. Ihr werdet nicht enttäuscht werden, das garantiere ich. Ich halte es für bemerkenswert, dass sich dieser Film einen Dreck um Konventionen schert: Es wird geflucht, gesoffen und gefickt, ohne Zensur, so wie das Leben nun einmal ist. Genau das stellt dieser Film dar und am Ende wird man noch sehr überrascht werden. Was kann man da nicht mögen? Schaut euch diesen Film an.

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