Freitag, 15. August 2014

Take Shelter





Jeff Nichols, 2011 - 9.25/10

Curtis (Michael Shannon) ist ein gewöhnlicher Mann mit einer Frau (Jessica Chastain) und einer jungen Tochter, in einer gewöhnlichen Kleinstadt in Ohio. Er wacht eines nachts schweißgebadet auf, denn er hatte einen Albtraum von apokalyptischen Ausmaßen: Ein öliger Regen fiel vom Himmel und Tornados erschienen am Horizont, ein enormes Gewitter war im Anmarsch. Eine Nacht später träumt er vom selben Unwetter, bei dem auch noch sein Hund durchdreht und ihm in den Arm beißt. Den ganzen Tag über hat er Schmerzen im rechten Arm, die er niemandem erklären kann. So geht es immer weiter, seine Frau bemerkt die Veränderung und auch bei seiner Arbeit reagiert er auffällig. Sein Kollege Dewart (Shea Whigham, den man aus "Boarwalk Empire" kennt) reagiert ebenso verstört, bleibt aber hilfsbereit, auch als Curtis ihm um einen Gefallen bittet: Er hat in seinem Garten den alten Tornado-Bunker aufgeschlossen und will ihn auf Vordermann bringen, denn er ist weiterhin fest davon überzeugt, dass das Unwetter aus seinen Träumen kommen wird.

Ihr merkt, keine leichte Kost, doch ist dieser Film unheimlich faszinierend, was zuvorderst an der Performance von Michael Shannon liegt. Man kennt ihn aus "Revolutionary Road", "Man of Steel" oder auch "Boardwalk Empire". Ich hätte ihn ohne zu zögern für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert, so intensiv sind einige Szenen geworden, dass sie in seiner Art an Joaquin Phoenix in "The Master" erinnern (aber nein, die Academy hat sich in diesem Jahr in "The Artist" verknallt...). Es ist ein Erlebnis ihn bei seiner Arbeit zuzusehen, vor allem bei der Szene in der Kantine ist mir die Kinnlade runtergefallen (wer keine Lust auf den Film hat, der schaue sich trotzdem diese Szene an). Jessica Chastain spielt ebenso herausragend. Sie muss nicht nur einfühlsam mit ihrem Mann umgehen, der immer verrückter zu werden schein, psychisch und physisch, sondern auch ihre Tochter braucht viel von ihrer Aufmerksamkeit, denn diese ist gehörlos. Ihre Tragik ist greifbar in jeder Szene.

Technisch ist der Film extrem gut gelungen. Ich stelle es mir immer schwierig vor in einem Film mit viel Regen zu arbeiten, denn es müssen entweder auf die passenden Tage gewartet oder riesige Maschinen müssen aufgebaut werden. Ich habe mir bislang noch kein Making-of ansehen können ich tippe aber mal auf Variante B. Der Effekt wirkt allerdings und man muss schon etwas Mitleid mit den Beteiligten haben, deren Kleidung in mindestens zehn Szenen komplett durchnässt sind. Die Effekte sind erstklassig und vor allem ist es meiner Ansicht nach der Ton, der hier überzeugt, alles wirkt äußerst realistisch. Ein Lob auch an den Regisseur. Dies ist erst Nichols zweiter Film, ich sage ihm noch eine große Karriere voraus, sein Nachfolger "Mud" mit Matthew McConaughey kam auch sehr gut bei den Kritikern an, ich werde ihn mir bei nächster Gelegenheit ansehen.

Wer einen spannenden Thriller mit einer unfassbaren Performance von Michael Shannon sehen möchte, der ist hier genau richtig. Ich warne euch aber, ihr werdet nach diesem Film erhöhten Respekt vor Unwettern haben.


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