Donnerstag, 17. Juli 2014

Merida - Legende der Highlands

Leave me be woman, I look fiiiiiine.



Brave. Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell. USA, 2012 - 8.5/10

Bevor ich wieder über die Klassiker schreibe, die dieses Jahr ihr Jubiläum feiern, werfe ich den Blick heute auf einen Film aus dem Pixar / Disney-Studio, der mir im Erscheinungsjahr entgangen ist: "Merida" bzw. "Brave" im Original, das mir überraschend gut gefallen hat. Wieso das so ist, werdet ihr in den nächsten Abschnitten herausfinden. Eine Anmerkung vorweg: Ihr MÜSST den Film im Original sehen, der Akzent, der im Film gebraucht wird ist einmalig und macht mindestens 50% des Charms aus.

Merida ist die Tochter von König Fergus, dem Chef der vier Clans in einem im Mittelalter angesiedelten Schottland. Anders als es ihre Mutter, die Königin, geplant hat, findet Merida viel mehr Gefallen an männlichen Hobbies wie Bogenschießen, Schwertkämpfen und durch die Gegend reiten. Ihre Mutter will sie viel lieber bein sticken, Laute spielen und beim "sich-einfach-wie-eine-Prinzessin-verhalten" sehen. Da ja auch irgendwann einmal die Thronfolge geklärt werden muss, werden die drei erstgeborenen Söhne der drei anderen Clan-Chefs zu großen Feierlichkeiten und Highland-Games eingeladen. Merida wird in ein passendes Kleid gesteckt und schaut sich genervt die Darbietungen der mehr oder weniger talentierten Burschen an, bis ihr selbst eine Idee in den Sinn kommt, die alles verändert...

Die Story ist ziemlich einfach gestrickt - zumindest zu Beginn - wird aber durch viele (sehr gute) Montagen aufgelockert. Es wird schnell deutlich, worauf die Story hinausläuft, doch das macht nicht so viel aus, denn die Figuren sind wie immer in einem Pixar-Animationsfilm sehr abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet. Da haben wir zum einen die Hauptfigur, die rebellische Merida, ein prototypisches Vorbild für junge Mädchen, die ihren eigenen Willen durchsetzen und ihre Träume ausleben wollen. Die Mutter Elinor auf der auf der anderen Seite will zwar das Beste für ihre Tochter, doch übersieht sie dabei sträflich, dass Merida absolut nicht einverstanden ist mit ihren Plänen eine feine Lady zu werden und viel lieber "Jungs-Sachen" machen will.

Hier kann man natürlich eine Diskussion über Gender-Strukturen ansteuern, die sehr viel Sinn macht, denn was definiert Männlichkeit und was Weiblichkeit? Aber da wir es mit einem vornehmlichen Film für Kinder zu tun haben, erwartet nicht allzu komplexe und philosophische Abhandlungen. Es kann viel mehr über die ausgezeichnete Situationskomik gelacht werden. Für die meisten Lacher sind die männlichen Bewohner zuständig. Auf der einen Seite König Fergus, der neben einem unfassbaren Akzent ("Feeerrrgiiiss") sehr viel Humor beweist und mit der Art seiner Tochter sehr viel besser umgehen kann als seine Frau. Er reißt sogar einige Witze mit ihr beim Turnier und ist heimlich stolz auf ihr können beim Bogenschießen und Schwertkampf. Die Drillinge auf der anderen Seite sind, weil sie eben noch so jung sind, stumm und haben deshalb einige Szenen mit klassischer Situationskomik. Ihre Einführung in den Film, die ich hier jetzt nicht vorwegnehmen will, ist sensationell und einer der Gründe, wegen derer ich mich ärgere den Film nicht in 3D im Kino gesehen zu haben, denn dort hätte er sehr gut gewirkt.

Die Landschaften sind wunderschön und man möchte am liebsten gleich nach Schottland reisen und sich selbst ein Bild von der Szenerie machen. Es tritt auch eine mysteriöse alte Dame in einer abgelegenen Hütte im Wald auf, die für sehr viele Lacher gut ist. Leider hat sie nur zehn Minuten "screentime", da wäre mehr drin gewesen. So verliert der Film zwischendurch einiges an Schwung, der von Anfang an konstant gehalten wird. Der große Wendepunkt wird hier selbstverständlich nicht verraten, doch ist er gut gewählt worden - ab dort läuft der Film vom Tempo her wieder sehr stimmig - ich sah so etwas nicht kommen, macht euch also auf eine Überraschung gefasst.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass, wenn ihr des Englischen mächtig seid und einfach neunzig Minuten lang amüsiert werden wollt, ihr bei "Merida" genau richtig seid. Ihr müsst nur eure Vorurteile gegenüber Disney-Animationsfilme ablegen und ihr entdeckt sehr viele Gags, die man als Kind absolut nicht wahrgenommen hat, genauso wie es bei Klassiker wie "Die Schöne und das Biest" der Fall ist.

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