Donnerstag, 10. Juli 2014

Die neun Pforten

"LCF? Who is LCF?" - "Lucifer himself!"



The Ninth Gate, Roman Polanski, USA 1999 - 8.5/10

Okay, ich erweitere meine Reihe mit Jubiläen - nach den 10 Jahren (2004) werde ich nun auch Filme aus 1999 besprechen, die 15 Jahre alt geworden sind. Heute beginne ich mit einem Film, den viele für viel zu lang und unspannend halten, Roman Polanskis "Die neun Pforten" mit Johnny Depp. Ich halte den Film für außerordentlich gut gelungen, trotz seiner ganzen Fehler. Der Film um den mysteriösen Buchhändler Dean Corso hat gerade deshalb einen ganz eigenen Charme und eine schwer zu definierbare Spannung.

Antiquar und "Bücherdetektiv" Dean Corso (Johnny Depp) - der auf der Jagd nach seltenen Werken auch vor Betrügereien nicht zurückschreckt - erhält vom Sammler Boris Balkan (Frank Langella) den Auftrag drei Bücher auf Echtheit zu überprüfen: "Die neun Pforten ins Reich der Schatten". Auf seiner Suche nach den Werken trifft er immer wieder auf merkwürdige Gestalten, die auch Gewalt anwenden, um ihn bei seiner Suche aufzuhalten. Das Buch besitzt einige Holzstiche, die, sind sie in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt, eine diabolische Kraft an den Tag bringen, die unfassbare Konsequenzen haben kann. Corso erhält ebenso Unterstützung von einer - ihr habt es erraten - MYSTERIÖSEN jungen Dame, die einige geheime Fähigkeiten besitzt, die gut im Kampf gegen Bösewichte helfen, welche Corso an den Kragen wollen.

Die Story an sich ist 08/15. Man kann fast jede Wendung voraussehen, die Besitzer der Bücher schweben alle in Lebensgefahr. Fast jedes okulte Klischee wurde bedient. Was den Film allerdings ausmacht ist die sensationell gute Ausstattung. Die zahllosen Buchhandlungen und Sammlungen sehen dermaßen realistisch aus, das man selbst für Stunden in ihnen stöbern will und vielleicht selbst auf seltene Meisterwerke treffen kann. Die Orte quer über Europa in denen gedreht wurde sind abwechslungsreich gewählt worden, es gibt viel zu sehen in jeder einzelnen Szene, der Film wurde mit einer großen Sorgfalt gedreht.

Das größte Problem ist, dass der Film zwischenzeitlich so dermaßen an Spannung verliert, dass es fast komisch ist. In einzelnen Szenen wird eine hohe Spannung produziert, die aber danach sofort wieder im Keim erstickt wird, weil diese Übergangszenen zum nächsten interessanten Handlungsort viel zu lang sind. Ein besserer Schnitt hätte Wunder gewirkt. Über das Ende muss ich gar nicht viele Worte verlieren, es bleibt merkwürdig, da hätte ich persönlich mehr erwartet. Ebenso ist es ärgerlich, dass eine Person häufiger K.O. geschlagen wird und das scheinbar ohne jeden Grund. Ein billiges Mittel, um Spannung zu erzeugen, auch hier wäre mehr möglich gewesen.

Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Depp spielt souverän den zu rastlosen "Bücherdetektiv", der eigentlich viel zu viel Energie für einen Antiquar besitzt, den man sich im Grunde als träge vorstellt. Auch dass er ständig raucht, während unbezahlbare Bücher vor ihm auf dem Schreibtisch liegen, ist eine idiotische Wahl der Drehbuchschreiber gewesen. Frank Langella als Balkan hat erkennbare Freude an seiner Rolle, schade, dass er in der Mitte des Films kaum auftaucht.

Wer einen Thriller sehen möchte, der zwar nicht ohne Fehler ist, dafür aber ungemein spannend sein kann, der ist hier genau richtig, vor allem auch, wenn man an Büchern interessiert ist.

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