Dienstag, 22. Juli 2014

Blue Jasmine





Woody Allen, USA 2013 - 8.25/10

Jasmine (Cate Blanchett) hat alles verloren. Sie lebte bislang ein privilegiertes Leben als reiche New Yorker Gattin eines erfolgreichen Investors (Alec Baldwin), der allerdings im Zuge der Finanzkrise vom FBI wegen unlauterer Geschäfte festgenommen. Der ganze Reichtum dahin und ein Nervenzusammenbruch ihrerseits als Sahnehäubchen obenauf. Jasmine weiß sich nicht anders zu helfen als zu ihrer Schwester (Sally Hawkins) nach San Francisco zu fliegen - NATÜRLICH erste Klasse, das versteht sich doch von selbst - und bei ihr zu bleiben, bis sie selbst eine Arbeit findet. Erwährt werden muss auch, dass Jasmine kaum Kontakt zu ihrer Schwester hat, die das komplette Gegenteil von ihr darstellt (so macht es zumindest am Anfang den Eindruck). Dies ist alles sehr neu für sie, denn sie lebte in ihrem enormen Anwesen und musste bis jetzt noch nie für ihren Lebensunterhalt aufkommen, alles kam ihr quasi zugeflogen. So ist es natürlich ein großer Schock, als sie mit fünf maß angefertigten Louis Vuitton-Koffern in Gingers Wohnung aufkreutzt, dort erstmal zwei brüllende Kinder rumrennen und sie auf den Boden der Realität angekommen ist. Wie gut, dass Ginger eine Flasche ihres geliebten Martini im Regal stehen hat, vielleicht kann sie ja auch einen Streifen Zitrone ergattern...

Ihr merkt, Jasmine ist eine absolut verabscheuungswürdige Person und Woody Allen weiß es mit Hilfe seines Scriptes und der Regie sie in möglichst unvorteilhafte Situationen erscheinen zu lassen. Zu Beginn kann sie einem noch etwas leid tun, denn sie konnte ja im Grunde nichts für das kriminelle Wesen ihres Mannes, der zwar einen flotten Spruch bei jeder Gelegenheit zum Beste gab, dann aber auch beispielsweise bei Wohltätigkeitsveranstaltungen die eigenen Taschen aufmachte. Ginger auf der anderen Seite versucht sich durchzuschlagen, ihre einzige Chance im Leben einmal Geld zu haben, wurde vernichtet (wie das passierte, werde ich hier nicht näher beschreiben). Anders als Jasmine nimmt sie Dinge locker und freundet sich schnell mit Menschen an, wohingegen ihre Schwester am liebsten zuerst den Kontostand ihres Gegenübers sehen möchte, bevor sie sich mit dieser Person näher bekannt macht.

Eins muss man Allen und dem Team lassen: Sie schaffen es, Reichtum darzustellen. Die Villen, in denen die reichen Figuren leben, sind spektakulär, auch die Kleidung und Schmuck sind weltklasse. Auf der anderen Seite wurde der San-Francisco-Style gut getroffen, der komplett in dezenten orange-Tönen gehalten wurde. Gingers Wohnung sieht einladend aus, ganz anders als beispielsweise die Strandvilla, die einfach nur protzig und nichtssagend rüberkommt.

Dieser Film ist vor allem eine One-Woman-Show von Cate Blanchett, die jegliche Register zieht. Völlig zurecht hat sie jeglichen Preis für diesen Film gewonnen, den eine Schauspielerin gewinnen konnte. Den Fall von höchsten finanziellen Höhen bis zum schmutzigen Erdboden verwirklicht sie in unfassbarer Manier. Auf der einen Seite versucht sie klar zu kommen und in San Francisco Fuß zu fassen, doch hat sie solch eine arrogante Art, die sie auch auf ihr direktes Umfeld (vor allem Ginger) ablädt, dass ihr Untergang unausweichlich scheint.

Leider springt der Film etwas zu viel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, in der der Film stattfindet. Eine stringentere Handlung hätte dem Film besser zu Gesicht gestanden, so muss man ihn öfter sehen, um ihn letztlich greifen zu können. An Allens Regiearbeit lässt sich rein gar nichts kritisieren, auch das Script ist wie gewohnt hoch amüsant und bietet viele Seitenhiebe auf das moderne Alltagsleben.

Ein toller Film, bei dem man aber auch in der richtigen Stimmung sein muss, denn wenn man ihn nicht als einzige große Satire sehen will, dann ist man verloren und das viele Schreien der Figuren kann einem schnell auf die Nerven gehen. Nie war Blanchett besser als in diesem Film und allein für ihre Darstellung lohnt es sich den Film anzusehen. Viel Vergnügen!


PS.: Klickt den Link an, ihr werdet es nicht bereuen!!

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