Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Tiefseetaucher

I want you on Team Zissou

The Life Aquatic with Steve Zissou, Wes Anderson, USA 2004. 9.25/10

Willkommen zu einer neuen Reihe, in der ich Filme aus dem Jahr 2004 bespreche, die, ihr habt richtig gerechnet, dieses Jahr zehn Jahre alt werden!! Den Anfang macht ein Film von Wes Anderson, der gar nicht so geliebt wird, wie seine anderen Klassiker.

Sehr viele Kritiker können mit diesem Film nichts anfangen. Er sei zu lang, habe keinen gewohnten Anderson-Humor und das Thema spreche sie auch nicht an. Ich kann all diese Punkte verstehen. Nachdem ich ihn zu ersten mal sah, ging es mir ähnlich. Vor allem im Deutschen kommt keinerlei des Humors und der Absurdität rüber, der diesen Film auszeichnet. Was ich damit meine, werdet ihr in der kommenden Kritik erfahren.

Der Meeresbiologe und Dokumentarfilmer Steve Zissou (Bill Murray) sitzt hinter einem Tisch vor der Leinwand in einem italienischen Kino, auf dem kurz zuvor sein neuester Film Premiere gefeiert hatte. Ein Mitglied der Presse fragt ihn, wieso er den sagenumwobenen Jaguar-Hai umbringen wolle, der seinen alten Freund Esteban auf den Gewissen hatte. Seine Antwort ist eindeutig: RACHE! Kurz darauf schreitet er zur Tat. Mit seiner erfahrenen Crew (unter anderem Willem Dafoe, Waris Ahluwalia und Seu Jorge - der auch für den Soundtrack zuständig ist) bricht er auf, bekommt dabei aber Unterstützung von einem Piloten aus Kentucky (Owen Wilson), einer schwangeren, britischen Reporterin (Cate Blanchett) und einem konkurrierenden Kapitän (Jeff Goldblum). Gelingt es ihm den Hai zu finden, oder auch nur neue exotische Wesen aus dem Meer seinem Publikum näher zu bringen?

Dieser Film ist ein typischer aus dem Hause Wes Anderson. Die Kostümierung und Ausstattung sind wie gewohnt über alle Zweifel erhaben. Der Film schafft es einen eigenen Look zu schaffen, hier sind es blaue Trainingsanzüge mit originalen, passenden Adidas Sneakern und dazu die passende rote Wollmütze, die natürlich - wie der ganze Film - eine Hommage an den legendären französischen Meeresforscher, Dokumentarfilmer und Biologen Jacques Cousteau ist. Dass für den Film eigens ein U-Boot gebaut wurde, ist schlichtweg sensationell. Mit heutiger Technik würde alles am Green-Screen entstehen, aber Anderson war stets jemand, der selbstgemachte Dinge bevorzugt, was man in jeder einzelnen Szene bemerken kann.

Bill Murray liefert hier eine seiner gleichzeitig humorvollsten, aber auch dramatischsten Performances ab. Er schaut in jeder Szene wie der traurigste Mensch auf Erden - kein Wunder, er hat seinen besten Freund verloren - reißt dabei aber einen Witz nach dem nächsten. Der Situationshumor und Dialoge sind erstklassig, ich kann aber auch diejenigen verstehen, die nicht einmal im gesamten Film lachen werden. Diese Form von Absurdität, wie sie im Film dargestellt wird, ist schwer zu beschreiben. Aber wer des Englischen halbwegs mächtig ist, der muss ihn im Original sehen: "Is this my espresso-machine? How did you guys..." - "Well, we fucking stole it, man!" KNALLER!!

Zum Ende wird der Film etwas konfus und wäre auch gut ohne die Extra-Portion Action ausgekommen. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. Ich kann diesen Film nur empfehlen, er kommt zwar nicht an die Klassiker Andersons (Rushmore, Moonrise Kingdom, Royal Tenenbaums) heran, aber man wird zwei Stunden erstklassig unterhalten.



PS: Und wenn ihr jetzt doch noch denken solltet: Der Film interessiert mich so gar nicht, dann tut euch trotzdem einen Gefallen und schaut euch diese Szene hier an. Eine der besten der letzten fünfzehn Jahren, sie packt mich jedes mal, einfach perfekt.


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