Mittwoch, 19. November 2014

Der fantastische Mr. Fox

If I think what is happening, is happening... it better not be.



Fantastic Mr. Fox - Wes Anderson, USA 2009 - 9/10

Das fünfjährige Jubiläum eines der detailliertesten, aufwändigsten, dabei aber auch lustigsten und gleichzeitig herzergreifendsten Animationsfilme der letzten Jahre wurde letzte Woche gefeiert (13.11.2009) und dies ist Grund genug für mich euch auf dieses Kleinod aufmerksam zu machen, das in Deutschland leider nicht so erfolgreich war, wie ich es mir erhofft habe. Denn dies ist zwar dem Anschein nach ein Kinderfilm, doch weit gefehlt, schließlich hat der Meister des tiefgehenden und dennoch federleichten Autorenkinos diesen Film gedreht: Wes Anderson persönlich, das Mastermind hinter solchen modernen Klassikern wie "Rushmore", "Die Tiefseetaucher" und ganz aktuell "Moonrise Kingdom" und "Grand Budapest Hotel" (immer noch meine Nr 2 des Jahres 2014).

Alle Tiere in diesem Film können reden, was ihr euch natürlich schon gedacht habt. Der ehemalige Hühnerdieb und derzeitige Journalist Mr Fox (im Original gesprochen von George Clooney) lebt in einem gemütlichen Bau mit seiner Frau Mrs Fox (Meryl Streep) und deren Sohn Ash (Jason Schwartzman). Schauen wir uns einmal gemeinsam das Titelbild an: Dort sitzt Fox in Hemd und Krawatte am gedeckten Frühstückstisch mit seiner morgendlichen Zeitung. Auch das Ambiente sieht aus wie das übliche Ess- Wohnzimmer einer Kleinfamilie: Töpfe hängen an der Wand, das Radio läuft links und das Marmeladenglas rechts ist schon geöffnet. Ash geht verschlafen zurück in sein Zimmer, er ist nur in Unterhose bekleidet (typisch für einen Fuchs?!). Sobald das Essen auf dem Tisch steht, verschlingt Fox sein Mahl in vielleicht drei Sekunden in Rautier-Manier, so vermenschlicht ist der dann doch nicht.


Der Clou des Films sind dessen Figuren, die alle menschliche Züge besitzen. Mr. Fox sieht zwar wie ein gewöhnlicher Fuchs aus, ist aber ein Businessman (und das nicht nur von seiner Kleidung her). Als Fox ein Angebot seines Immobilienmaklers Badger (hier als Dachs zu hören: Bill Murray) bezüglich eines leerstehenden Baumes erhält, schlägt er kurzentschlossen zu, denn er wollte stets in ein größeres Domizil mit seiner Familie ziehen. Der Umzug läuft problemlos, Fox' bester Freund Kylie, eine Beutelratte (Wallace Wolodarsky ist der Sprecher) hilft tatkräftig mit. Doch es droht Ungemach: In nächster Nachbarschaft befinden sich die Höfe der drei Brüder Bean, Bunce und Boggis. Sie halten Hühner, stellen Pasteten und Apfelwein her. Die alten Jagdtriebe von Fox werden neu geweckt und so begibt er sich des Nachts heimlich auf Diebestour durch die plötzlich interessante Nachbarschaft.

Der Film deckt viele Genres ab, neben der klassischen Actionkomödie (Foxs Streifzug durch Hühnerstall und Co.), gibt es auch noch größere Einbruchsfilme á la "Ocean's 11", bei der ein Team zwecks Diebstahl zusammengestellt werden muss. Es folgen noch Teeniefilm an der Highschool, besonders dann, als Cousin Kristoffersen (Eric Chase Anderson) zu Besuch kommt - sehr zum Missfallen von Ash. Beim Schulsport mit Coach Skip, ein Fretchen (gesprochen von Owen Wilson), lernt man sogar noch eine völlig neue Ballsportart kennen, die noch hundertmal komplizierter ist als Quidditch. Es ist nicht die einfache, simple Geschichte eines süßen, kleinen Fuchses (der er nichtsdestotrotz immer noch ist), sondern weitaus komplexer. Die Relation der Figuren zueinander ist wunderbar herausgearbeitet, alle wachsen einem ans Herz - natürlich nicht die drei fiesen Brüder, sie sind klassische Antagonisten, die bewusst keine Beziehung zum Zuschauer aufbauen können und sollen.

Es wurden handgemachte Figuren für das Werk Andersons hergestellt und in insgesamt um die 56.000 Szenen mühevoll platziert. Dieser Aufwand lohnt sich. Man hätte ihn genausogut am Computer mit Spezialeffekten erstellen können, doch so blieb eine riesige Portion Charme übrig, man kann sich vorstellen, wie man als Zuschauer selbst die einzelnen Figuren bewegt hätte. Eben weil Bewegungen teilweise ruckartig geschehen, fällt das sterile, perfekte von 3D-Welten weg, das mich schon lange stört. Der Humor kommt nicht zu kurz, ganz im Gegenteil. Es gibt mehrere extrem lustige Running Gags (ich sage nur: "Blaubeere"), Situationskomik und cleveres Timing bei den Dialogen (aber natürlich nur im Original, aber bei dem All-Star-Cast liegt es nahe diese Version zu wählen), dass man nach den rasanten Actionszenen viel Grund zum Lachen hat.

Ich hätte mir teilweise noch mehr Hintergrund zu den einzelnen Figuren gewünscht, da es aber schon so sehr schwierig war, diesen Film herzustellen lässt sich dies verschmerzen. Da er auf einem Kinderbuch von Roald Dahl ("Charlie und die Schokoladenfabrik") basiert, vermute ich, dass mehr Material auch einfach nicht vorhanden ist. Dies ist einer der wenigen Filme, von denen ich mir eine Fortsetzung wünsche.

Wer einen cleveren, unheimlich charmanten und extrem lustigen "Old-school"-Animationsfilm sehen will, der ist beim Meister Wes Anderson genau richtig!

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