Donnerstag, 28. August 2014

Mud - Kein Ausweg

He's not dangerous - Sounds like a shitload of state troopers thinks differently...



Jeff Nichols, 2012 - 8.75/10

Das Comeback von Matthew McConaughey nahm mit diesem Independent-Film (und Soderberghs "Magic Mike") seinen Anfang, der im Oscar als bester Hauptdarsteller für "Dallas Buyers Club" seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Der Nachfolgefilm von "Take Shelter" ist das erst dritte Werk von Regisseur Jeff Nichols, das diesmal am Mississippi spielt.

Der Zuschauer verfolgt dort die Geschichte von den Jungen Ennis (Tye Sheridan, der sensationell gut spielt) und "Neckbone" (Jacob Lofland). In ihrem Kaff am großen Fluss ist nicht viel los, außer an der Mall abzuhängen oder mit seinem Vater durch die Gegend zu fahren, wie im Fall von Ennis. Die Jungs entdecken bei einen ihrer Ausflüge auf einer kleinen Insel im Mississippi ein Boot, das oben in eine Baumkrone nach einer Flut hochgespült wurde. Neugierig wie pubertierende Jungs nun einmal sind, klettern sie auf den Baum und entdecken frische Lebensmittel im Inneren des Boots. Wenig später treffen sie auf den Bewohner des merkwürdig platzierten Bootes: Ein struppig aussehender, wettergegerbter Fremder namens "Mud" (Matthew McConaughey). Die Jungs sind natürlich sofort fasziniert vom merkwürdigen Typen, der auch allerhand Geschichten parat hat. So erzählt er ihnen vom seinen Leben, vor allem über seine geliebte Juniper (Reese Witherspoon), die er zurückgewinnen will. Kurz entschlossen willigen die beiden Jungs dazu ein, ihm zu helfen, im Gegenzug erhalten sie seine Kanone. Was die ganze Sache allerdings erschwert: Mud wird polizeilich gesucht, ist also auf der Flucht. Die Lage spitzt sich auch noch zu, als Ellis' Vater (Ray McKinnon, der Priester aus "Deadwood", genauso wie Sarah Paulson als seine Mutter, die "Miss Isringhausen" in dieser genialen Serie gespielt hat) von der Sache erfährt...

Ziemlich viel Text über eine eigentlich sehr einfach Geschichte. Neben dem faszinierenden Charakter Mud, dessen Geschichte bewusst heimlich gehalten wurde und meiner Meinung nach zu sehr angedeutet ist (da hätte man mehr raus machen können), ist es vor allem die Geschichte von Ellis, die den ganzen Film so besonders macht. Seine Elter durchleben ihre Scheidung und er ist mittendrin. Da kommt es gerade recht, dass er einem coolen Außenseiter begegnet, bei dem er seine Zeit verbringen kann. Sein Vater hat sehr mit der Trennung zu kämpfen und wird immer wortkarger, während "Mud" ihn voll einspannt und er sich bei ihm wie ein richtiger Mann fühlen kann. Seine Geschichte halte ich persönlich für noch spannender als die von Mud, die ja eigentlich im Fokus steht. Sheridan spielt seine Rolle ganz hervorragend, ich persönlich kannte ihn schon aus seiner ersten Rolle in Malicks "Tree of Life" als Sohn von Brad Pitt und Jessica Chestain. Ich bin gespannt, welche Rollen er in Zukunft spielen wird, ein großes Talent.

Genauso kann man die Regiearbeit von Nichols als äußerst talentiert bezeichnen. Nicht nur, dass er, wie bereits erwähnt, bemerkenswerte Leistungen von seinen Schauspielern erreicht, hier sei auch auf Sam Shappards Rolle als mürrischer Einsiedler am Fluss hingewiesen, sondern vor allem, dass er ein eigenes Flair, eine eigene Atmosphäre erzeugt, die ganz hervorragend zum Drehort am Mississippi liegt. Das hinterwäldlerische in diesem Staat (der nicht genannt wird) sieht man in jeder Szene, auch in der Art und Weise, wie die jungen Personen untereinander reagieren. Die Eskalation, die dazu führt, dass Ellis seinen ersten Kuss erhält, sei hier beispielhaft erwähnt.

Wäre das Drehbuch im Bezug auf die Hintergründe der Figuren etwas enger gefasst worden, oder einfacher gesagt, nicht so offen gehalten, dann wäre ein noch besserer Film herausgekommen. So allein ist es aber ein bemerkenswerter Film, dem eine eigene Atmosphäre innewohnt, die ich bislang sehr selten in dieser Intensität miterleben durfte. McConaughey spielt sensationell den mysteriösen Fremden, aber vor allem Tye Sheridan brilliert in diesem Geheimtipp. Wenn ihr die Gelegenheit haben solltet, schaut euch diesen Film an.

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