Dienstag, 3. Juni 2014

Godzilla

I saw the end before it began



Gareth Edwards, USA - 9/10

Wer kennt sie nicht: Die riesige, schreiende Echse aus dem Meer, die Tokio unsicher macht, dabei gegen andere Monster kämpft und einen enormen Haufen Schutt und Asche zurücklässt? Seit fast zwanzig Jahren ist dies die erste neue, amerikanische Mainstream-Verfilmung des japanischen Klassikers und diese ist richtig gut geworden.

Die - zugegebenermaßen etwas zu lange - Einführung zeigt die Philippinen im Jahre 1999. In einem Atomkraftwerk arbeiten der Vater (Brian "Walter White" Cranston) und Mutter (Juliette Binoche) von Ford Brody, als dort ein gewaltiges Unglück passiert.

Danach springt der Film in die Echtzeit, San Francisco im Jahre 2014. Der nun ältere Ford (Aaron Taylor-Johnson) ist Soldat geworden, viel mehr Bombenentschärfer ("The Hurt Locker" lässt grüßen) und in dieser Aufgabe musste er seinem Land dienen. In seiner ersten Szene kehrt er von einem Einsatz heim, aber - ihr habt es bereits erraten - wird er natürlich sofort wieder eingezogen, sonst wäre es ja auch etwas langweilig geworden. Sein Vater, der immer noch auf den Philippinen lebt, kehrte illegalerweise zur Unglücksstelle am ehemaligen Kraftwerk zurück, um dort von den Behörden festgenommen zu werden. Etwas treibt dort, fünfzehn Jahre nach der Katastrophe, sein Unwesen und es hat nichts mit einer Atomkatastrophe zu tun, so viel sei verraten. Ebenso kommt ein gewisses Wesen aus dem Wasser, das sehr viel Tumult schaffen kann, und die Frage bleibt: Will es die Menschen vernichten, oder hat es andere Ziele?

Näheres will ich nicht verraten, aber keine Sorge, die Story ist nicht allzu komplex geraten. Leider sind auch einige Figuren auf der Seite der Menschen sehr blass geblieben. Fords Frau Elee (Elizabeth Olsen) beispielsweise hat keine größere Rolle, als besorgt in die Kamera zu blicken und NATÜRLICH arbeitet sie als Krankenschwester (Lehrerin wäre auch möglich gewesen, danke an Herr Thiele für diesen Hinweis), denn sie muss ja schließlich etwas sinnvolles im Film darstellen. Insgesamt muss ich sagen, dass beide, Ford und Elle, nicht sehr charismatisch rüberkommen, wieso hätte man nicht Cranston und Binoche zu den Hauptfiguren machen können? Eine verschenkte Möglichkeit.

Aber das war es zunächst mit meiner Kritik am Film, denn der Rest ist äußerst eindrucksvoll und es ist wirklich einer der ganz wenigen Filme, bei denen es sich lohnt, den Aufpreis für die 3D-Version zu bezahlen. Die anderen beiden Filme waren "Avatar" (außer den schicken Bilder halte ich nichts von diesem Film) und Gravity (siehe HIER). Denn als Godzilla das erste mal auftauchte, ist mir regelrecht die Kinnlade runtergefallen. Was da audiovisuell präsentiert wurde, ist überragend. Wenn dieser Film nicht in den drei Kategorien "Bester Ton", "Bester Tonschnitt" und "Beste Spezialeffekte" bei den kommenden Oscars nominiert wird, bin ich mit meinem Wissen am Ende.

Das beste allerdings an diesem Film ist der Fakt, dass der Regisseur nie den Menschen aus dem Blick lässt, das heißt, dass es eben keine Materialschlacht zwischen Monster wird, so wie in den japanischen Originalen, bei denen Puppen als Modelle gedient haben. Es wird ebenso wenig nur wild drauf rumgekloppt ohne Verluste, wie bei der stupiden "Transformers"-Reihe. Die Kamera bleibt fast immer auf dem Boden, dort, wo sich die Menschen befinden und richtet ihren Blick stets nach oben, so und einzig so ist es möglich, die Größe Godzillas greifbar zu machen und des Film nicht zur billigen Effektorgie werden zu lassen. Die Schauplätze sind sehr gut gewählt und es macht Spaß zu beobachten, auf welche Art und Weise Vermerke an die japanischen Klassiker realisiert wurden.

Wer Lust auf einen Action-Film hat, bei dem man wirklich beeindruckt werden kann, der ist hier genau richtig, denn es ist der beste Film aus diesem Genre seit sehr langer Zeit.

PS: Klickt auf die Überschrift, dahinter verbirgt sich ein sehr schöner Song einer hier in Deutschland fast unbekannten Band.

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