Donnerstag, 22. Mai 2014

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

This is booooooring



Scott Pilgrim vs. the World, Edgar Wright (USA, 2010) - 9.25/10

Hier haben wir es mit einem Film zu tun, der genau weiß, was er will: Die Verfilmung eines Comics zu sein. Keinerlei aufgezwungener Realismus wurde angewandt, sondern einfach nur das umgesetzt, was die Vorlage hergibt und das ist ein gutes Zeichen. Der Comic sprudelt gerade zu über vor knalligen Effekten, flotten Sprüchen und verrückte Einfälle und all diese Elemente wurden in den Film gebracht, sogar original mit Buchstaben in der Luft, wenn jemand einen Schlag ausführt - "BANG".

Der Film basiert auf der beliebten Comic-Reihe von Bryan Lee O'Malley und spielt im winterlichen, kanadischen Toronto. Der Zuschauer folgt, ihr habt es schon erraten, den Rocker Scott Pilgrim (Michael Cera), der sich Hals über in die aufregende Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) verknallt. Das Problem an der Sache ist allerdings, dass er zum einen die Schülerin (!!) Knives Chao (Knaller-Name) datet, zum anderen, dass es da ein paar Komplikationen gibt, die Scott erst lösen muss, bevor er Ramona erobern kann. Er muss zuerst ihre "seven evil exes" besiegen, also 7 Ex-Freunde, mit denen Ramona zuerst zusammen gewesen war. Die sind natürlich gar nicht dafür, dass Scott allein sie von nun an haben kann und so kommt es zwansläufig zum Kampf auf Leben und Tod.

Die Story ist natürlich relativ einfach gestrickt, doch darüber kann man hinwegsehen, denn es ist der Humor des Films, der ihn so besonders macht. Regisseur Edgar Wright, den man vor allem durch seine "Cornetto-Trilogy" kennt (Shaun of the Dead, Hot Fuzz, The World's End) versteht es, das Flair des Comics einzufangen. Zum einen gibt es Slacker-Humor, was einfach bedeutet, dass Scott ein "fauler Sack" ist, der nichts richtig hinbekommt und verträumt durch den Tag läuft, bis ihn schließlich das Mädchen seiner Träume begegnet. Zum anderen hätte der Film auch anders konzipiert werden können, mit Scott als nachdenklichen Superhelden (ála Superman im schrecklichen "Man of Steel". Man freut sich geradezu, dass alles eine Spur zu schnell, zu bunt und bisweilen auch zu albern ist.

Die Inszenierung ist sensationell gut gelungen, hier ist sie an die Ästhetik von Videospielen angelehnt. Am augenscheinlichsten tritt dieser Umstand bei den Kampfszenen zwischen Scott und einen der "Evil-Exes" auf. Zuschauer, die mit den Spielen "Tekken" oder "Street Fighter" vertraut sind, werden ihre helle Freude haben. Die Kameraarbeit von Bill Pope, der auch schon für "Matrix" und "Spider-Man" verantwortlich war, ist über jeden Zweifel erhaben. Es werden sehr wirksam ungewöhnliche Blickwinkel gewählt, und obwohl sehr viele Szenen am Computer bearbeitet wurde (Lob an die Spezialeffekte), wirkt alles sehr flüssig und homogen. Dieser Umstand wird noch durch den extrem schnellen Schnitt verstärkt, der viele Leute abschrecken wird. Wem die opening credits schon zu schnell sind, tja, dann wird der Film für euch nichts sein. Ein letzter Lob geht an die Musik von Nigel Godrich, der langjährige Radiohead-Kollaborateur, der hier ein sensationelles Indie-Punk-Meisterwerk präsentiert.

Wer von aktuellen Comic-Verfilmungen gelangweilt sein sollte (ja, ich schaue auf euch, Captain America 2 und Spiderman 2), der ist hier genau richtig. Wenn man sich auf die Geschwindingkeit des Films einlässt und wem der Begriff "Slacker" etwas sagt, wird sehr viel Spaß haben.

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