Dienstag, 10. September 2013

Platz 8 - Oscars 2010

Oscars 2010 - Tick, tick, tick, tick BOOOOOOOOOOM

The Hurt Locker (Kathryn Bigelow) 8.75/10

Der Zuschauer folgt einer Bombenentschärfungstruppe im von Kämpfen zerstörten Irak bei dessen Arbeit und diese Arbeit wurde so intensiv vor der Kamera festgehalten, dass einem regelrecht das Blut in den Adern gefriert, während man zusieht und sich dabei ertappt wie man solche Sachen wie: ALTER, pass auf da. Wenn ihr bei Actionfilmen schon immer die Szenen am besten fandet, bei denen eine Uhr auf einer Bombe runter gelaufen ist, dann seid ihr hier richtig; und nicht nur das wird hier geboten. Denn Jeremy Renner als Handlungs tragende Hauptfigur Sergeant James bietet so viele Facetten, dass man seine Handlungen versteht und ihn vollkommen unterstützt. Ein Zeichen, dass es ein guter Actionfilm ist, denn sehr häufig sind die Helden muskelbepackte Vollpfosten, die außer ihre Gegner zu vermöbeln, keinerlei Hintergrundgeschichte haben. Hier ist es anders und die Rolle wird exzellent dargestellt. Der wichtigste Film zum Krieg im Irak, der allerdings so gut wie keinen Gewinn gemacht hat, deshalb habt ihr ja mich, der euch auf ihn aufmerksam macht.

Up In The Air (Jason Reitman) 8.5/10

Was für eine verrückte Idee, die es aber bestimmt so gibt: Der Job eines Mannes ist es, durch das Land zu reisen, verschiedene Firmen zu besuchen und da Menschen zu feuern, weil die angehörigen Leiter nicht "die Eier haben" es selbst zu machen. Diesen Mann spielt George Clooney und das macht er ausgezeichnet. Er scheint scheinbar jegliche Moral verloren zu haben, das macht ihn aber gleichzeitig so abgestumpft, dass er jegliches Privatleben verloren hat. Erst als er von einer aufstrebenden Kollegin begleitet wird, gerät sein automatisiertes Leben aus den Fugen, woran auch ein Flirt zu tun hat mit einer weiteren Kollegin - denn wir haben es hier ja immerhin mit Clooney zu tun, er bekommt die Ladies. Ein sehr interessanter Film, der zeigt, wie unpersönlich sich das heutige Arbeitsleben entwickelt hat und wie die Konsequenzen daher aussehen können. Das Finale des Films verliert einiges an Puste, nach dem tollen Anfang, er läuft dann in zu gewohnten Bahnen, aber das soll euch nicht hindern ihn einmal zu sehen.

Oben (Up, Pete Docter, Bob Peterson) 8.25/10

A tale of two movies und ein ähnlicher Effekt wie bei Wall-E: Die erste Viertelstunde von Oben gehört zum besten, was eine Animation jemals geboten hat. Da sind so viele Emotionen hineingepackt, dass man gar nicht anders kann, als hemmungslos zu weinen. Was dieser Film innerhalb dieser sehr begrenzten Zeit schafft, hat kaum ein Film der letzten 20 Jahre geschafft. Danach konnte das Werk nur schlechter werden und so war es auch. Es ist nicht so, dass es er schlecht nicht, aber die ganze Story des alten Mannes, der in ein exotisches Land reist mit der Hilfe eines kleinen Jungen und dabei witzige Nebenfiguren - sprechende Tiere zum Beispiel - trifft, das kennt man schon aus enorm vielen Filmen zuvor und es bleibt auch bei Standardkost. Aber wie gesagt, der Beginn reißt sehr viel raus und macht den Film sehenswert, für Pixar Verhältnisse dennoch leicht enttäuschend.

Inglourious Basterds (Quentin Tarantino) 8.25/10

Ein Film der von seinen einzelnen Szenen und den darin auftretenden Figuren lebt, als dass er eine zusammenhängende Einheit bildet, von Tempo versteht er absolut gar nichts. Die Szenen an sich sind richtig gelungen, sei es der Besuch Hans Landas auf dem französischen Hof, das Auftreten Aldo Raine's Truppe oder einfach die Darstellung der historisch bekannten Figuren. Solche Rolle wie der von Daniel Bruehl hätten um einiges gekürzt werden können. Wir verstehen doch, dass Tarantino Fan von alten deutschen Filmen ist, seine Charaktere aber zehn Minuten darüber reden lassen? Hätte nicht sein müssen. So bleibt ein fader Nachgeschmack, zum Ende hin gewinnt der Film zwar wieder an Fahrt, aber der Mittelteil zieht ihn um einiges runter.

An Education (Lone Scherfig) 8.25/10

Der Film folgt der Schülerin Jenny, die während der sehr konservativen 60er Jahren einen Lebenmann trifft und von ihm verzaubert wird. Er führt sie aus dem strengen Elternhaus, der bereits geplanten schulischen Ausbildung, in ein Leben voller Luxus, Kultur und Spaß, was auch eine sehr sehenswerte Reise nach Paris beinhaltet. Carrey Mulligan wurde durch diesen Film ein Star und ihre Jenny ist eine zwar naive, aber auch selbstbewusste junge Frau, die sich nicht mit dem vorgeschriebenen Leben abfinden will. Der Film ist etwas, ihr habt es erraten, vorhersehbar, macht ihn aber noch lange nicht schlecht, vor allem wird das Flair einer vergangen Ära wiederbelebt.

Filme, die ich lange nicht mehr oder sogar noch gar nicht gesehen habe: Precious (Lee Daniels), Blind Side (John Lee Hacock), A Serious Man (Joel & Ethan Coen), District 9 (Neill Blomkamp) und Avatar (James Cameron) - sehr geil für den Effekt im Kino, aber danach... ein schickeres Pocahontas, mehr nicht.

Besserer Gewinner: PREMIERE!!! Hurt Locker hätte ich auch genommen.

Mein persönlicher Gewinner: Soul Kitchen (hätte aber nie im Leben eine Chance gehabt)

Top 3 der übrigen Filme des Jahres:

1. Soul Kitchen (Fatih Akin) 9.25/10

Einer der lustigsten und gleichzeitig besten Filme aus Deustchland der letzten Jahre. Für Akins Verhältnisse ist dieser Film natürlich nur ein lockerer Zeitvertreib gewesen, besitzt er doch in keinster Weise den emotionalen Punch, den solche Klassiker wie Auf der anderen Seite oder Gegen die Wand (folgt), besitzen. Doch ist in diesem Film so viel Herz und Augenmerk auf die Eigenheiten von Menschen gelegt worden, dass es eine Freude ist, Akins Hamburg zu besuchen. Denn darum geht es im Eigentlichen: Hamburg wurde selten sympathischer und aus einer Perspektive des Kenners gezeigt, als in diesem Film über einen griechisch-deutschen Koch, der mit seinem Restaurant zur lokalen Größe wird, dabei Neider auf den Plan ruft (NEUMANN!!!) und einfach von einer lustigen Begebenheit in die nächste gerät. Ein sehr guter Hauptdarsteller - Adam Bouskoudos - wird von sehr gut aufgelegten Kollegen unterstützt, darunter Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, die sexy Anna Bederke und Monica Bleibtreu in ihrer letzten Rolle. Wenn ihr einen Film sehen wollt, der einen liebevollen Blick auf eine der coolsten Städte Deutschland wirft und dabei auch noch eine super lustige Geschichte erzählt, hier seid ihr richtig!

2. Ein Prophet (Un prophète, Jacques Audiard) 9/10

Von Kritiker wurde dieser Film als "Der Pate des Knastfilms" bezeichnet und dem kann ich nur zustimmen, auch die Geschichte von Scarface lässt sich erkennen. Wir erleben, wie der junge Tunesier Malik ins Gefängnis kommt, als ein Niemand und unter die Fittiche des alten Korsen und seiner Bande genommen wird. Sie schützen ihn, doch er muss dafür grausame Taten begehen und sobald er Freigang bekommt, Drogen schmuggeln. Ein wahnsinnig intensiver Film mit teilweise unerträglichen Szenen, aber noch nie wurde das Leben hinter Gittern eindrucksvoller dargestellt. Tahir Rahim spielt die Hauptrolle charismatisch, sein Schmerz bei der Ankunft und die letztendliche Genugtuung bei seinem Aufstieg sind ihm mit jeder Faser seines Körpers anzuerkennen. Sein Gegenspieler, César, wird ebenso eindrucksvoll von Niels Arestrup dargestellt. Ein harter, eindrucksvoller Film.

3. Bright Star (Jane Campion) 9/10

Vergesst alle Liebesgeschichten, die ihr bislang gesehen habt, diejenige, die in diesem Film dargestellt wird, ist "the real thing". Der mittellose Dichter John Keats und die Schneiderin Fanny Brawne kommen sich näher und eine zarte Liebe entspringt zwischen den beiden, die anrührender nicht hätte verfilmt werden können. Die Freunde von Poesie werden ebenso nicht enttäuscht werden, zahlreiche Gedichte von Keats werden vorgetragen und in die Handlung integriert. Aber der eigentliche Star des Films sind die Bilder, die Greig Fraser (Zero Dark Thirty, Let Me In) durch seine Kamera erschaffen hat. Einer der fünf schönsten Filme der letzten 20 Jahre, in dem Sinne, dass man so gut wie jede Szene anhalten und sich diese als Bild an die Wand hängen könnte. Allein die Szene am offenen Fenster, bei der das Licht durch Vorhänge in den Raum scheint, ein Traum.

Weitere Knaller: In ihren Augen, Das weiße Band, The Fantastic Mr Fox

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