Mittwoch, 28. August 2013

Platz 15 - Oscars 2011

Oscars 2011 - Ich fühle mich heute so englisch

The King's Speech (Tom Hooper, 2010) 7/10

Wahre Geschichte, ein harter Weg, um an die Spitze zu kommen, das Überwinden von persönlichen Schwierigkeiten, all dies und noch mehr ist in Hoppers Film beinhaltet, der von Bertie handelt. Das ist der Spitzname von König George VI., der zur Zeit des zweiten Weltkriegs ungewollt an die Macht kam und unter einer hartnäckigen Sprachstörung leidet. Er lernt einen ungewöhnlichen Therapeuten kennen und die beiden arbeiten an seinem Sprachvermögen und damit verbunden auch an seinem Selbstvertrauen. Ein netter Film, der beim ersten mal am meisten überzeugt hat. Die Struktur ist schnell durchschaubar und er lädt nicht gerade ein ihn sich noch einmal anzusehen. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Film schlecht ist. Die Schauspieler sind alle exzellent, allen voran Colin Firth, als stotternder Monarch und Geoffrey Rush als sein Therapeut.

Auch in dieser Saison gab es wieder viele Nominierte für den besten Film, diesmal wurde das ganze Kontingent von zehn Filmen ausgenutzt.

Black Swan (Darren Aronofsky) 8/10

Genauso klar wie der Gewinn von Colin Firh, war dann auch die letztendlich siegreiche Performance von Natalie Portman als Ballerina Nina aus einem New Yorker Ensemble, die für die Rolle des weißes und schwarzen Schwanes in Tchaykovskis Klassiker Schwanensee gecastet wurde. Sie hat, auch durch ihre Mutter beeinflusst, viele Probleme zu bewältigen. Von vornherein besitzt sie eher die Eigenschaften eines braven Mädchens - der weiße Schwan, aber die dunklen Seiten beginnen überhand zu gewinnen, was auch den Einfluss von Lily geschuldet ist, die all das ist, was sie nicht hat. Ein faszinierender Film, der jedoch nicht an die Meisterwerke Aranofskys heranreicht. Er ist nichts für schwache Nerven, einige Szenen brennen sich regelrecht in das Bewusstsein ein. Etwas enttäuscht war ich aber doch von der Kamera, eines der herausragenden Merkmale seiner vorherigen Filme. Natürlich ist hier ein ganz realistischer Stil gefragt, doch weiß mich dieser Stil nicht recht zu begeistern und insgesamt lässt mich die Story doch sehr kalt zurück. 


Inception (Christopher Nolan) 9/10

Um die Handlung von Iception schlüssig zu beschreiben, müsste ich einen eigenen Eintrag nur für diesen Film machen. Es geht im großen und ganzen um eine Bande von Leuten, die in Träume einsteigen können und dort Ideen hinterlassen, also wenn der "Kunde" aufwacht denkt er sich dann: "Ach jo, das wollte ich ja schon immer so machen..." oder so ähnlich. Klingt wie ein Film mit einem Psychotherapeuten in der Hauptrolle, ist aber einer der faszinierendsten Actionfilme der letzten Jahre. Wahnsinnige Effekte und eine so wirre Story, dass man schon wieder anfängt über sie nachzudenken, zu akzeptieren und wie die Figuren, in ihr zu versinken. Keiner der Schauspieler springt heraus, besonders muss ich aber auf Tom Hardy hinweisen, der sich hier für größere Rollen empfohlen hat, die in den nachfolgenden Jahren auch kamen. Und das Ende, Leute... ihr werdet nicht enttäuscht werden. 

True Grit (Joel & Ethan Coen) 8.75/10

Der erste Western der Coen Brüder und er ist genauso wie man ihn erwartet hat. Coole Typen mit flotten Sprüchen, eine actionreiche Handlung und viele Wendungen gehören einfach dazu und auch hier werden alle Wünsche erfüllt. Die junge Mattie Ross will ihren Vater rächen und nutzt dazu die Hilfe vom alten, versoffenen Ranger Rooster Cogburn (was für Namen!). Was folgt ist ein klassischer Western, der auf voller Linie zu überzeugen weiß. Hier und da hätte er gekürzt werden können, die Handlung zieht sich an ein paar wenigen Stellen, doch ansonsten gibt es nicht viel zu meckern. Die Schauspieler, allen voran Jeff Bridges, spielen ausgezeichnet, auch die junge Hailee Steinfeld, die als nächstes als Julia in, ihr habt's erraten, Romeo und Julia zu sehen ist. Der Film hat übrigens einen der eindrucksvollsten Szenen gleich zu Beginn des Films, wie ihr oben sehen könnt.

The Social Network (David Fincher) 9.5/10

Hier haben wir es mit einem der wichtigsten Filme der letzten zehn Jahre zu tun. Egal wie ihr über facebook denkt, dieser Film ist das Spiegelbild einer ganzen Generation, sinnbildlich in einem Programm gefasst, ohne das heutige Kommunikation gar nicht mehr möglich wäre. Der Film hat keinen einzigen Sympathieträger, alle Figuren sind so belastet, dass man ihnen gönnt, wie sie zu Grunde gehen. Diese Emotion habe ich selten in Filmen erlebt, doch lässt sich hier erkennen, wie Macht und Ruhm jede Person zum Negativen verändern kann. Die Machart des Films ist unglaublich. Es wird ein Schwung erzeugt, dem man sich nur schwer entziehen kann und will einfach wissen, wie es weiter geht, auch wenn man die Charaktere im innersten verabscheut. Die Schauspieler sind außerordentlich, die Drehorte exzellent ausgewählt, die Musik einmalig und insgesamt müsst ihr diesen Film mindestens einmal gesehen haben, keine Frage. Demnächst mehr.

Winter's Bone (Debra Granik) 8.75/10

Mit ihrer Rolle in diesem Film wurde Jennifer Lawrence bekannt und heute wissen wir ja, wohin das geführt hat, meiner Meinung nach ist sie einer der besten Schauspielerinnen im Moment. Wir befinden uns im armen ländlichen Missouri, wo die Einwohner, um ihrer Armut zu entkommen, kriminell werden und teilweise auch Meth selbst herstellen. Ree ist auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater. Ihr Geld geht zur Neige und sie muss als 17-Jährige durch unwirtliches Land streifen und mit unmöglichen Leuten in Kontakt treten, um mehr Informationen zu bekommen. Die Ozark Mountains wurden bislang selten in Filmen dargestellt und man fühlt einfach, wie hart das Leben dort sein muss. Lawrence spielt grandios. Ich hätte ihr damals schon den Oscar überreichen wollen, aber ich bin kein Mitglied der Academy und ein paar Jahre später sollte sich der Wunsch noch erfüllen (wozu ich natürlich noch schreiben werde, keine Sorge, liebe Leser). Es ist kein einfacher Film für einen gemütlichen Abend, doch lohnt er sich ungemein, allein nur um einen Eindruck zu bekommen, wie manche Menschen im Midwest leben, daher solltet ihr ihn auch unbedingt im Original anschauen, Akzent deluxe.

Nicht gesehen habe ich: 127 Stunden (127 Hours, Danny Boyle), The Fighter (David O. Russel) und The Kids Are Allright (Lisa Cholodenko).

Toy Story 3 (Lee Unkrich) habe ich im Kino gesehen, aber danach nicht noch einmal, also ist keine Bewertung möglich, sie würde sehr hoch ausfallen, ich war ein emotionales Wrack an einer bestimmten Stelle, diejenigen, die ihn gesehen haben, wissen an welcher.

Besserer Gewinner: The Social Network

Mein persönlicher Gewinner: The Social Network

Top 3 der übrigen Filme des Jahres

1. The Town (Ben "Batman" Affleck) 8.75/10

Wenn ihr einen old-school Actionfilm sehen wollt, bei dem ihr alles geboten bekommt, was ihr euch gewünscht habt, sucht nicht weiter, nehmt diesen. Auch wenn ihr schon viele Filme mit Überfällen kennt, dieser weiß doch zu überraschen und zu unterhalten. Dies ist der Film, in dem Bruce Willis die Hauptrolle hätte spielen sollen und die ihn zurück an die Spitze der Actionriege hätte führen müssen. Pech für Bruce, Glück für uns, denn dieser Film ist einfach nur geil.

2. Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (Edgar Wright) 8.5/10

DAS ist mal eine Comicverfilmung. Kein pseudo-realistischer Bullshit (ja, ich meine dich, Man of Steel), sondern einfach eine witzige Geschichte, die mit allen Tricks arbeitet, die man in den Comics auch findet und sich einen Dreck um Konventionen oder Realität schert (deshalb mag ich auch Captain America, mehr bald hier im Blog). Scott findet seine große Liebe, findet sie - Ramona Powers - doch muss erst, bevor er sie erobern kann, ihre 7 Exfreunde eliminieren. Klingt bescheuert, ist es auch und das ist auch gut so. Wer sich einfach nur unterhalten lassen will an einem gemütlichen Abend, legt diesen Film ein und wer sich etwas mit Popkultur auskennt, um so besser, mehr Lacher für dich.

3. Senna (Asif Kapadia) 8.5/10

Ich bin als Kind mit der Formel 1 aufgewachsen und eine meiner ersten Erinnerungen daran war der tödliche von Ayrton Senna im Jahr 1994 in Monza. Hier wird sein viel zu kurzes Leben eindrucksvoll und emotional dargestellt. Von seinen anfänglichen Tagen bis zu seinem tragischen Unfall. Fans sehen alle bekannten Gesichter der Szene wieder und werden begeistern sein. Dass diese Dokumentation nicht für den Oscar nominiert wurde, ist ein Skandal.






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