Sonntag, 24. Mai 2015

Alles eine Frage der Zeit



"About Time" - Richard Curtis, UK 2013 - 8.5/10

Im Grunde habt ihr alle diesen Film bereits gesehen. Er ist eine 08/15 romantische Komödie, doch ist er so gut gemacht, die Chemie zwischen den Zuschauern ist perfekt, interessante Drehorte wurden gewählt und vor allem befindet sich ein besonderer erzählerischer Kniff im Film, die ihn erst besonders macht. Aber dazu natürlich erst später mehr, wenn ihr komplett überrascht werdet wollt, dann lest jetzt NICHT weiter, sondern seid gewiss, dass ihr hier einen unterhaltsamen Film haben werdet, der euch nicht enttäuschen wird.

"Boy meets girl" - Es ist die alte Formel des Films, von der so viele Werke schon davor lebten. Der Junge hier ist Tim (Domhnall Gleeson, Bill aus "Harry Potter), ein rothaariger, schlacksiger und schüchterner junger Mann, der an seinem 21. Geburtstag in das große Familiengeheimnis eingeweiht wird. Alle Männer der Familie können in die Vergangenheit zurückreisen. Eine sehr hilfreiche Eigenschaft, die quasi jede unglückliche Situation ins gerade Licht rücken kann.

 Nur als Beispiel: Der Film beginnt auf einer Sylvester-Party, der Countdown zum neuen Jahr läuft und anstelle, dass unser Held, Tim, eine junge Frau bei Schlag Mitternacht küsst (Hallo, Cinderella!), gibt er ihr ein HÄNDESCHÜTTELN, als einen Kuss. Die Situation endet in peinlichem Schweigen, also macht Tim das, was sein Vater ihm beigebracht hat: Er geht in einen dunklen Raum, schließt die Augen und ZACK, er befindet sich wieder beim Countdown zum neuen Jahr und diesmal macht er alles richtig: Er küsst das Mädchen diesmal. Sie ist aber noch nicht die Auserwählte aus Tims Träumen.

Allein jetzt hat der Film bei mir bereits gewonnen, denn er nimmt ein bewährtes Element aus einem meiner absoluten Lieblings-Filmen "und täglich grüßt das Murmeltier" ("Groundhog Day") auf und setzt dieses fort. Tim will mit seinem neuen Wissen keinen Reichtum oder Ruhm erlangen, sondern viel mehr das Herz einer holden Dame erobern. Diese Dame trifft er auch, bei einem buchstäblichen Blind Date: Mary (Rachel McAdams, Regina George aus "Mean Girls") ist das Mädchen seiner Träume, sie aber kennen zu lernen gestaltet sich um einiges schwieriger, als sich Tim vorgestellt hat - was aber natürlich in einem Film geschehen muss, sonst wäre es ganz schön langweilig.

Smooooooooth, bro!!

Denn langweilig wird es den ganzen Film über nicht. Wie Tim immer wieder seine neu gewonnenen Kräfte anwendet ist höchst amüsant und passt gut in die Rahmenhandlung, die vor allem aus der Chemie zwischen Gleeson und McAdams lebt. Bill Nighy als Tims Vater glänzt ebenso - er verleiht der Handlung noch eine große Portion Tiefgang, die ich nicht erwartet hätte. Lindsay Duncan als Tims Mutter ist genauso überzeugend (sie spielte Michael Keaton's Exfrau in "Birdman"). Das letzte Drittel wird äußerst dramatisch, was zwar manchmal etwas übertrieben wirkt, aber im großen und ganzen passt. Manche Nebenfiguren sind etwas schlampig in die Handlung intigriert worden, wie der rothaarige Cousin, der plötzlich aus dem Nichts auftaucht und auf einmal eine wichtige Rolle einnimmt. Aber sonst habe ich so gut wie nichts zu meckern, man mag darüber diskutieren, ob Tims Handlungen dumm und egoistisch erscheinen mögen, aber sie schmälern nicht den Spaß, den ich bei diesem Film hatte.

Ein sehr unterhaltsamer Film mit einer Spur "Zurück in die Zukunft" und einem großen Stück "Groundhog Day", der nie langweilt und, wenn man in der richtigen Stimmung ist, ein breites Grinsen auf's Gesicht zaubert. Vielleicht wäre ein anderer Titel sinnvoll gewesen, denn "About Time" wirkt äußerst abgedroschen und uninspiriert (genauso wie der deutsche Titel), da hätte sich Richard Curtis (der vor allem als Schreiber von "Notting Hill" und "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" bekannt wurde) etwas mehr einfallen lassen können.


PS: Der Song aus der Überschrift stammt von Ben Howard, dessen beide Alben ich nur wärmstens empfehlen kann.

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