Dienstag, 3. Februar 2015

Rushmore

I think you just gotta find something that you love to do and do it for the rest of your life. For me it's going to Rushmore. 


Wes Anderson, USA 1998 - 9.75/10

Ich liebe diesen Film und hätte ihm fast die Höchstwertung gegeben, aber die ist nur für die handvoll von außergewöhnlichen Filme vorgesehen, die meiner Meinung nach zu den besten aller Zeiten gehören. Dieser ist aber nichtsdestotrotz einer der witzigsten und gleichzeitig wichtigsten Film der letzten 20 Jahre, hat er doch meinen Lieblings-Regisseur bekannt gemacht: Wes Anderson.

Sehr viele seiner bekannten Stilmittel treten hier zum ersten mal auf, wie die Montage, bei der bestimmte Gegenstände in den Fokus genommen wird. Die Witze sind so clever und überraschend, dass es eine Freude ist, allein dem Dialog zu lauschen und die Schauspieler tuen ihr übriges.

Jason Schwartzmann gibt sein Kino-Debüt, eines der besten aller Zeiten. als Max Fischer, unserem Helden, der im Grunde aber ein arroganter, kleiner Scheißer ist. Aber er ist auch ungemein eloquent und einflussreich, zwei gewinnbringende Eigenschaften, die er immer wieder aufs neuste einsetzt. Denn ein guter Schüler ist Max keineswegs, was der Zuschauer schon in der ersten Szene erfährt, er droht aus der renommierten Privatschule "Rushmore" hinausgeworfen zu werden. Der Erfolgt ist nur im Traum da, in der Realität gibt es Probleme. Selbst ein klärendes Gespräch mit dem Direktor (Brian Cox) scheint eine Lösung zu bringen, wo gerade noch zwei interessante Leute in Max' Leben treten.

Zum einen ist es die neue Grundschullehrerin Miss Cross (Olivia Williams), in die sich Mac umgehend verknallt und ihr zu Ehren ein nautischen Observatorium errichtet (ich meine, warum auch nicht?!), vor allem mit der Hilfe der zweiten interessanten Person: Hermann Blume (Bill "fucking" Murray). Er ist Chef der Blume-Fabrik und ist dadurch selbstverständlich gut situiert und findet in Max einen cleveren jungen Mann, der ihn aus seiner Lethargie bringt - seine beiden vollidiotischen Söhne und seine Ehekrise tuen ihr übriges.

Es läuft nicht alles nach Plan, denn das wäre ein langweiliger Film geworden, und so - ohne viel vorweg zu nehmen - wird Max von der Schule geschmissen und in den Dschungel des staatlichen Schulsystems geworfen und kommt sogar in den Kontakt mit den örtlichen Gesetzeshütern. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Miss Cross läuft ebenso nicht so geschmiert wie erhofft, ganz im Gegenteil: Hermann macht ihr den Hof, was Max zu einem exzellentem Rachefeldzug ziehen lässt.

Ihr merkt: Die Story platzt fast vor unterhaltsamen Momenten und ganz nebenbei gibt es noch legendäre, mit sensationeller Musik unterlegte Montagen, bei denen zum Beispiel die Schul-Clubs gezeigt werden, bei denen Max den Vorsitz führt oder der Gründer ist. Wie aus dem Handgelenk kommen diese Szenen ohne große Vorankündigungen in den wilden Fluss des Films und alles wird noch durch genialen Wortwitz untermauert. Ein Beispiel: Miss Cross bringt zum Missfallen von Max einen Freund zum Abendessen mit (es war von Max' Seite als Date geplant), der ein Krankenpfleger ist und in Arbeitskleidung im Restaurant erscheint, woraufhin Fischer dieses Juwel präsentiert: Zunächst der Krankenpfleger auf die Frage, was er da trägt: "These are O.R. scrubs", Max darauf: "O, R they?" Knaller, Blume kriegt sich - wie die Zuschauer kaum mehr ein. Dies ist natürlich kein über-Schenkelklopfer, wer aber auf feinen Humor steht, der immer wieder durch überraschend wilde Action und Situationskomik durchzogen wird, der ist hier genau richtig.

Wie jeder Film von Wes Anderson, ist auch schon dieser exzellent ausgestattet und musikalisch gestaltet. Man fühlt sich einfach wohl in seiner Welt, die voller kleiner Ideen und Kostbarkeiten steckt, man merkt an jeder Szene, wie viel Mühe in sie gesteckt wurde. Das Herz hinter der Fassade schlägt, der Zuschauer fühlt mit den Figuren mit, vor allem mit Max, der es ja eigentlich gut meint, seine Art ihm aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die Szene mit Blume im Aufzug, wo er sich zwei Zigaretten gleichzeitig ansteckt ist hier sinnbildlich: Auf der einen Seite lacht man sich halb schlapp ob der Absurdität der Szene, andererseits tut einem diese Figur leid und man fragt sich, wie es so weit kommen konnte.

Aber die Komik und Genialität Andersons überwiegt und man verlässt den Film nach einem perfekten Ende mit einem extrem breiten Grinsen. Wer erst mit "The Grand Budapest Hotel" auf Wes Anderson aufmerksam geworden ist, muss sich unbedingt dieses Frühwerk (sein zweiter Film nach "Bottle Rocket") ansehen, das zu seinen besten Filmen überhaupt zählt. Meine vollste Empfehlung.

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