Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der Hobbit 3 - Die Schlacht der fünf Heere




The Hobbit: The Battle of the Five Armies: Peter Jackson, NZ 2014 - 8.25/10

Dies ist der letzte Teil der "Hobbit"-Reihe und gleichzeitig der letzte Abschnitt des großen "Herr-der-Ringe"-Epos unter dem Kommando von Peter Jackson, bei dem "Der Hobbit" die Vorgeschichte liefert. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der letzte Teil ist gut geworden und bietet einen würdigen Abschluss, den viele Fans mit traurigem Blick entgegengesehen, aber nicht kommen sehen wollten. Denn wie bei "Harry Potter" endet hier ein großer Teil ihrer Kindheit und ein Gefühl der Leere macht sich breit. Ich für meinen Teil hatte aber keine Tränen im Gesicht, als die Credits über den Bildschirm liefen, sondern viel eher ein breites Grinsen, denn der Anschluss an die chronologisch folgende "Herr der Ringe"-Trilogie ist perfekt gelungen.

Aber kommen wir erstmal zur Handlung, wer die Vorgänger nicht gesehen hat, ab hier bitte nicht weiterlesen, es folgen SPOILER!!: Der zweite Teil endet damit, dass Smaug aus seiner Höhle im Nebelgebirge ausgebrochen ist, nachdem die Zwerge versucht haben ihn aufzuhalten - so ging ihr letzter, verzweifelter Versuch ihn mit flüssigem, heißem Gold zu übergießen gehörig schief. Nun ist der Drache unterwegs nach Seestadt, um sie aus Rache dem Erdboden gleichzumachen. Die ersten Szenen bestehen nur aus Feuer. Smaug dreht seine Runden über die Stadt und Menschen versuchen in Panik zu fliehen. Aber ein Held ist übrig geblieben: Bart (Luke Evans), der allerdings im Gefängnis schmort, weil er sich mit dem korrupten Bürgermeister angelegt hat. ZACK! Durch eine List durchbricht er die Gitter und stellt sich dem Drachen, denn wie ihr wahrscheinlich noch wisst, hatte Bart in seinem Haus einen gewissen, legendären Pfeil...

Die Schlacht in Seestadt dient als Intro, was auch eine gute Wahl war, denn NOCHMAL SPOILER!!! der Drache wird erledigt (Thanks, Bart!). Hätte man danach den Schnitt zwischen Teil 2 und 3 gesetzt, dann hätte einiges an Spannung gefehlt. Denn auch so bleibt erstmal ein Moment des Unbekannten, bei der sich der Zuschauer denkt: "So und jetzt?? Der Drache ist doch besiegt..." Aber keine Sorge, lieber Leser, nach einem kurzen Moment der Konfusion geht es gleich weiter. Die überlebenden Menschen in Seestadt müssen eine Unterkunft finden, denn der Winter naht. Auf der anderen Seite haben wir die siegreichen Zwerge, die ihr Glück kaum fassen können, haben sie doch den Berg zurückerobert und sind im Besitz eines enormen Goldvorrats. Aber ein gewisser "Arkenstein" ist immer noch verschollen, was Thorin Eichenschild (Richard Armitage) langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt. Orks aus dem Norden sind auf dem Vormarsch und Elben rücken ebenso zum Berg vor (in der Suche nach schicken Diamanten, die mal ihnen gehört haben), nun da der Drache besiegt ist.

Es kommt zu einer riesigen Schlacht - die zwangsläufig folgen musste, der Titel suggeriert dies - die Jackson famos inszeniert hat. Alle erdenklichen Einheiten werden in die Schlacht geschickt. Wer dachte, dass Elefanten zu abgedreht waren, der wird bei Kriegswürmern (!!!) mit den Augen rollen. Diese aber greifen, außer nach einem spektakulären Auftritt, ansonsten nicht weiter ins Geschehen ein (schade), aber wer auf die Massenschlachten von "Der Herr der Ringe" sehr viel Wert legte, der ist im dritten Teil des Hobbits genau richtig. Technisch ist wie immer nichts einzuwenden. Die Landschaften sind spektakulär, genauso wie die fantasievollen Kostüme und Requisiten. Dass eine Winterlandschaft für den letzten Teil gewählt wurde, war eine sehr gute Entscheidung, denn so sind die Schlachtfelder noch einmal interessanter gestaltet, denn ewige grüne Wiesen wären letztlich ziemlich dröge geworden.

Die Spezialeffekte nehmen meiner Meinung nach leider etwas zu sehr die Überhand. Das Gefühl, dass ein Großteil vor einem green-screen gedreht wurde, ist für mich zu groß, als dass mir vor Staunen die Kinnlade runterfallen könnte. Ich bin Purist, der sich eher über spektakuläre Nachbauten freut, als über eine Projizierung eines Computers. Aber dies ist ein generelles Problem, gegen das Jackson nichts unternehmen kann. Bei so vielen Kreaturen und Tierwesen, die auch in einer unfassbar großen Menge dargestellt werden, lässt sich die Hilfe des Computers nicht vermeiden.

Bei einigen Szenen allerdings ist die Beschränkung auf den Computer nur lächerlich, im Kino wurde lauthals gelacht, was mit Sicherheit nicht im Interesse der Filmemacher liegen kann. Aber ein Kampf Legolas' gegen einen Ork-Anführer ist so bescheuert, dass es schon an eine Selbstparodie grenzt. Wer die Stelle im dritten "Herr der Ringe"-Teil sensationell fand, in der Legolas auf dem Elefanten surfte, wird meine Kritik nicht verstehen können, alle anderen: Macht euch auf dumme zehn Sekunden gefasst. Auch dass Radagast am Ende der große Retter ist, erscheint in meinen Augen eher als Notlösung, so als Motto: Wer ist eigentlich noch übrig, der die Situation lösen kann? Aber gut, einer musste es ja so machen.

Ansonsten wurde alles genauso wie im Buch übernommen, was zur großen Unterhaltung der Zuschauer beiträgt und der wird ohne Zweifel unterhalten. Nur ist das generelle Problem dieser Trilogie, dass das Grundmaterial "Der Hobbit" sehr knapp an allen Stellen gehalten wurde und Jackson versucht hat, die fehlenden Stellen mit Leben zu füllen - wie zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen der Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) und dem Zwerg Kili (Aidan Turner), die hier allerdings würdig und dramatisch zu Ende gebracht wird. Andere Szenen, wie die Befreiung Gandalfs aus seiner Gefangenschaft, bei der plötzlich ein ganzen All-Star-Team auftaucht (Galadriel, Elrond und Saruman) wirkt überflüssig. Dass diese Szene mit hineingenommen wurde ist aber verständlich, denn so wird der Anschluss an die "Herr der Ringe"-Trilogie nahtloser.

Persönlich hätte ich mir ein paar mehr Szenen mit Bilbo (Martin Freeman) im Fokus gewünscht. Freeman spielt sensationell den kleinen Halbling, der sich gegen seine Freunde stellt, um das Richtige zu tun. Weniger Szenen mit Thorin zum Beispiel (seine Erkenntnis-Szene im Berg hätte ich komplett geschnitten) wären da wünschenswert. Als Thorin schließlich erkennt, dass er verblendet war, ab dann nimmt der Film zum Glück wieder an Fahrt auf.

Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn ich wurde gut unterhalten und der Anschluss an die ursprüngliche Trilogie passt perfekt. Wer die Vorgänger mochte muss natürlich auch diesen Teil sehen, bei all seinen kleinen Mängeln. Die emotionalen Szenen treffen genau ins (Fan-)Herz.


Nur zum Protokoll: Dem ersten "Hobbit"-Teil "Eine unerwartete Reise würde ich mit einer 7.25/10 bewerten. Er ist VIEL zu lang geraten und richtet sich mit seinen ewigen beispielsweise Gesangseinlagen an ein junges Publikum, was aber für den Erwachsenen Zuschauer  zu langweilig wird. Der zweite Teil hingegen ist sehr gut, diesen würde ich mit 8.75/10 bewerten. Dieser Teil wirkt sehr viel schlüssiger als sein Vorgänger und die Hinzunahme von Smaug war ein Geniestreich.

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