Freitag, 28. November 2014

Drive




Nicolas Winding Refn, USA 2011 - 9.25/10

Dieser Film hat den Gold-Standard für den Begriff "cool" in den letzten Jahren gesetzt. Die Story ist viel zu einfach gestrickt, die Charaktere sind nicht voll ausgefüllt, die Liebesgeschichte wirkt teilweise zu aufgesetzt, aber all das ist sowas von egal, denn: Alles an diesem Film wirkt so lässig, mühelos und atmosphärisch, dass man über diese Mängel ohne Probleme hinwegsehen kann. Das schöne ist, dass das Tempo des Films genau richtig ist, im Nachfolger "Only God Forgives" klappt es nicht. Dieser Film sieht zwar immer noch sehr schick aus, aber der Rest wirkt komplett übertrieben und lachhaft. Wieso das nicht bei "Drive" passiert, werde ich in den nächsten Absätzen erklären.

Kommen wir erst einmal zur Handlung: Ein namenloser Fahrer (Ryan Gosling, der danach zum Star wurde) arbeitet bei Tag beim Film für Stunts. Abends - viel interessanter - kann man ihn für illegale Aktivitäten mieten. Mit solch einer Transaktion beginnt der Film. Während zwei Bösewichte einen Laden ausrauben sitzt der Fahrer in seinem Wagen. Natürlich auf dem letzten Drücker kommt der zweite Einbrecher zum Auto zurückgerannt und los geht es durch die Nacht in Los Angeles (das wunderschön festgehalten wurde). Der Fahrer endet letzlich clever im Parkhaus des Staples Centre, genau dann, als ein Spiel der Clippers endet. Er setzt sich die passende Kappe auf und verschwindet in der Masse...

Zeitsprung und wir sehen den Fahrer im Alltag. Er trifft seine Nachbarin Irene (Carey Mulligan) im Supermarkt, mit ihrem Jungen im Schlepptau. Ihr Wagen springt nicht mehr an, aber unser Fahrer ist ebenso Mechaniker. Flux wird der Wagen in die Werkstatt seines Kumpels Shannon (Bryan Cranston) geschafft, dort treffen Fahrer und Shannon auf den gruseligen Mr Rose (Albert Brooks), der in den jungen Mann investieren will: Er soll Fahrer eines Rennwagens werden. Alles scheint gut für ihn zu laufen. Er kommt Irene näher, freundet sich auch mit ihrem Sohn Benicio an, bis plötzlich Irenes Mann Standard (Oscar "Llewyn Davis" Isaac) aus dem Gefängnis freikommt....

Daraufhin geht so ziemlich alles den Bach runter und der Fahrer muss das beschützen, was er zu lieben gelernt hat. Das klingt alles sehr abgedroschen und die Story ist wirklich nicht neu, dafür aber unterhaltsam genug, um nicht zu langweilen. Dafür ist der Film so lässig und cool inszeniert, dass man ihn nicht ausschalten kann. Das Flair wird auch durch den sensationellen Sountrack eingefangen, der an 80er Jahre Klassiker erinnert, Synthies deluxe. Die eingestreuten Actionsequenzen sind extrem mitreissend und genau richtig dosiert, auch wenn manche Zuschauer sich veräppelt fühlten, denn es ist eben kein reiner Actionreißer, sondern intelligentes Kino, das ungemein unterhält. Ein paar Szenen sind äußerst hart geworden, der FSK 18-Sticker ist ohne Zweifel richtig gewählt worden. Es ist keine Gewaltorgie wie der Nachfolger geworden, aber immer noch heftig genug, um Zartbesaitete wegschauen zu lassen.

Gosling ist für diese Rolle geboren worden, er spielt den stillen, selbstbewussten Fahrer mit einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Wer hat in den letzten Jahren einen cooleren Helden gespielt? Es ist dieses Flair, dass die Klasse des Films ausmacht. Man erkennt die Motivation der einzelnen Figuren bei deren ersten Auftritt, aber es ist egal. Die Szenen genießen lautet die Devise. Technisch ist der Film ohne Makel, die Actionsequenzen allein sind das Eintrittsgeld wert und dann sind da noch so viel mehr sensationelle Szenen, die ohne Zweifel an klassischen Noir erinnern, mit Femme Fatale inklusive - hier ist es Sexbombe Christina Hendricks aus "Mad Men".

Wer einen sensationell atmosphärischen Thriller sehen möchte, der mitreißt und unterhält, der ist hier genau richtig.

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