Sonntag, 26. Oktober 2014

The World's End



Edgar Wright, UK 2013 - 8.75/10

Gary "fucking" King. Dies ist der Name unserer Hauptperson (Simon Pegg), der mit seinem schmierigem Haar, den schwarzen Gothic-Klamotten (vorrangig mit Motiven der Band "Sisters of Mercy") und seiner jugendlichen Art, mit der er sich um niemanden und gar nichts schert, seit nunmehr zwanzig Jahren, eben jene zwanzig Jahre in der Vergangenheit zu leben. Damals geschah eine für ihn "magische Nacht", dessen Erlebnisse er nun wiederauferstehen lassen will. Er hat ebenso noch eine Rechnung offen, die er unter allen Umständen begleichen will. Was dies nun sein soll, das lest ihr in den kommenden Abschnitten. Es ist ein vielschichtiger Film geworden, der sehr viele Genres beleuchtet und einfach blendend unterhält, sein großes Herz aber nicht verstecken braucht, das unter der Action-Oberfläche schlummert.

Der King also trommelt seine alte Bande zusammen, zu ihnen gehören Peter (Eddie Marsan), der im Autohaus des Vaters arbeitet, Oliver (Martin "Bilbo Beutlin" Freeman), der Immobilienmakler mit der heißen Schwester namens Sam (Rosamund Pike aus "Gone Girl"). Mit ihr hatte Gary eine schnelle Nummer auf dem Behinderten-WC und ein anderer Freund mag sie auch: Steven (Paddy Considine), mit dem Gary auch viel musiziert hat und der auch auf Sam steht. Zu guter Letzt ist da noch Andy (Nick Frost), sein bester Freund. Die beiden gingen durch dick und dünn, allerdings geschah in der Zwischenzeit ein Ereignis, das die beiden so weit entzweit hat, dass die ganze Gruppe seitdem nichts mehr mit Gary zu tun haben will. 

Nichtsdestotrotz will der King seine Jungs wieder versammeln, um genauso wie damals die "Goldene Meile" zu bestreiten und diesmal auch zu vollenden. Denn 1990 haben es sich die Jungs zum Ziel gesetzt an einem Abend alle 12 Pubs des Kaffs Newton Haven an einem Abend zu besuchen (deren Schilder seht ihr oben) und einen Pint köstlichen, lokalen Bieres zu konsumieren. Damals schafften sie nur neun Lokale, zwei gingen auf den Weg verloren und die anderen drei waren so betrunken, dass sie die Aktion abgebrochen haben. Nach einiger Überredungskunst finden sich alle vier am Bahnhof Newton Havens wieder, nur Gary fehlt noch. Fast eine Stunde später fährt er in seiner alten Karre ("noch genauso gut wie damals) vor, dieselbe Kassette steckt noch im Deck ("Wo hast du die denn gefunden?" - "Wie, gefunden...?"). Als sie sich schließlich auf die Runde durch die örtlichen "Public Houses" (Stellt euch jetzt Mr. Carson aus "Downton Abbey" vor) begeben, wirkt alles merkwürdig anders. Die Pubs gleichen sich immer mehr und auch die Besucher starren irgendwie nur noch geradeaus, teilnahmslos in die Leere. Als Gary dann einen merkwürdigen Jugendlichen auf dem Klo konfrontiert eskaliert die Situation.

Was jetzt hier ziemlich ernst klingt, ist es im Grunde gar nicht (nur an manchen Stellen, dann aber auch intensiv). Frei nach dem Motto: "We wanna be free to do what we wanna do / And we wanna get loaded and we wanna have a good time." steigt der Zuschauer mit in Gary fucking Kings Wagen ("The Beast") und 100 Minuten geht im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab. Neben einer abwechslungsreichen Kulisse (und eben auch abwechslungsarmen) wird die Tour nie langweilig, die Charaktere werden nach und nach immer vielschichtiger und geben mehr von sich preis und letztlich wird noch eine Schippe an Einfällen auf der schon bis dahin flotten Story draufgelegt: Die Einwohner des Kaffs sind ALIENS!! 

Man merkt in jeder Szene was für einen Spaß das Gespann Wright, Pegg & Frost beim drehen und schreiben des Films hatte. Im dritten Teil der "Cornetto-Trilogie" (nach "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz") wird das Science-Fiction-Genre in Angriff genommen, mit einem Schuss Sozialdrama und Pub-Komödie beigemischt. Der Effekt der Science-Fiction hat mich voll getroffen, ich musste so lachen, die ganze Situation sah ich nicht kommen und fand sie einfach nur großartig. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal davor so laut im Kino gelacht habe. Es gibt auch noch einige andere gut getimte Gags, doch der emotionale Punch, der vor der finalen Schlacht geschieht, lässt einen das Lachen im Halse stecken lassen. Die Mischung aus lustigen und ernsten Momenten ist gut gelöst, allerdings muss man sich auf diesen Film einlassen. Der Beginn wird dermaßen schnell vorgetragen, dass man schon von der Fülle der Details erschlagen werden kann. Wenn man dann aber einmal in die Handlung gekommen ist und die 90s-Musik im Vorspann erklingt, heißt es nur noch: Zurücklehnen und genießen.

Ein besonderes Lob gilt der Crew, die für die Spezialeffekte zuständig ist, denn die Effekte sind sensationell gut gelungen. Ich darf nicht verraten, was besonders gut gelungen ist, aber es hat mit einem Mitglied der Gruppe zu tun und auch die Szene beim Wechsel zum Science-Fiction-Genre ist die Qualität der Effekte erstklassig. 

Mancher Charakter hätte noch etwas besser ausgebaut werden können, so wie die Rolle von Sam, die aus dem nichts auftaucht, nur um schnell wieder zu verschwinden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, insgesamt hat mir dieser Film am besten aus der bereits beschriebenen Trilogie gefallen. Das Ende ist vielleicht etwas sehr übertrieben (ich hätte mir ein anderes gewünscht), aber grinsen muss man trotzdem, wie eigentlich den ganzen Film über. Was will man also mehr.

PS: UNBEDINGT IM ORIGINAL ANSEHEN!! Der Song aus der Überschrift ist übrigens aus dem neuen Album der schottischen Band "The Twilight Sad", das Gary mit Sicherheit gut gefallen hätte, hört es euch mal an.

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