Sonntag, 25. August 2013

Platz 17 - Oscars 2012

Oscars 2012 - Fell in love with a Schwarzweißfilm

The Artist (Michael Hazanavicius, 2011) 6.75/10

Eins vorab: The Artist ist kein schlechter Film. Das große Problem ist allerdings, dass man von der ersten Sekunde an sehen kann, wohin der Film steuert. Er ist so vorhersehbar, dass es fast schon weh tut. Doch gab es 2011 kein Entkommen vor diesem französischen Film. Seit dem Cannes Filmfestival, bei dem die Leute begeistert waren, entstand ein unglaublicher Hype um ihn. Der Fakt, dass es ein Stummfilm ist, hat da natürlich der ganzen Mund-zu-Mund-Propaganda noch geholfen. Ich muss zugeben, dass es schon interessant zu sehen ist, dass ein Film solcher Machart heutzutage möglich ist und ich wurde auch unterhalten. Die Musik ist klasse, das Szenenbild (Kulissen, Kostüme, usw) ist perfekt, der Hauptdarsteller Jean Dujardin ist charismatisch (auch wenn jemand anderes den Oscar mehr verdient hätte, da komme ich noch zu). Aber außer diesen schönen Leistungen ist der Film 08/15, austauschbar, und man hat ihn auf diese Weise schon oft gesehen. Es lohnt sich ihn einmal gesehen zu haben, aber ein zweites mal... eher nicht.

Seit den Oscars 2010 gibt es bis zu zehn Nominierungen für den besten Film, was ich nicht gut finde, ist doch eine lange Tradition mit den fünf besten Filmen des Jahres zerstört worden. Aber so wird der Fokus auf mehr Filme gerichtet, die sonst kein Publikum bekommen hätten, also ist der Effekt nicht zu verneinen. 

The Tree Of Life (Terrence Mallick) 8.25/10

Wo fange ich bei diesem Film an? Erzählt wird im Grunde die Geschichte einer traditionellen amerikanischen Familie in den 1950er Jahren. Dies ist typisches Material für einen Film, aber lasst euch nicht davon abschrecken (dieser Part des Films ist auch so faszinierend, alle Schauspieler - vor allem Brad Pitt und Jessica Chastain (aber auch ihre Söhne) - spielen überragend). Hier wird ein unglaublicher Bogen gespannt, beginnend beim Urknall, über die Dinosaurier bis letztendlich zu, tja, das will ich nicht verraten. Wenn ihr es über die ersten zwanzig Minuten geschafft habt, die, muss ich zugebend, äußerst schleppend beginnen, dann werdet ihr einen fantastischen Film mit umwerfenden Bildern erleben. Wieso er nicht höher bewertet wurde, lass ich hier offen, es hat mit dem Ende zu tun.

The Descendants (Alexpander Payne) 8.75/10

Eins muss ich direkt klarstellen: Hier haben wir es mit George Clooney in seiner besten Rolle zu tun. Er spielt einen Vater von zwei Töchtern, dessen Frau nach einem Bootunfall im Koma liegt. Hier erfährt er, dass sie ihn über Jahre betrogen hat. Seine ach so heile Welt geriet langsam aus den Bahnen. Schauplatz der Handlung ist Hawaii, eine interessante Wahl, werden doch wenige schöne Strände gezeigt, sondern Normalität im Paradies, als Metapher dafür, dass unter jedem Paradies etwas bedrohliches liegen kann. Neben Clooney überzeugen die Schauspielerinnen, die seine Töchter darstellen und ihnen eine richtige Tiefe geben, sowohl als Kleinkind, die ihre Mutter vermisst, als auch als Teenager, die Verantwortung übernehmen muss, aber ganz eine Probleme hat.

Midnight in Paris (Woody Allen) 8.75/10

Dieser Film funktioniert auf zwei Ebenen, dem Tag und der Nacht. Am Tag werden dem Zuschauer schöne Orte von Paris näher gebracht, all die Dinge, die man als Tourist erleben kann und wir als Zuschauer erleben diese Szenen durch das Handeln von buchstäblich Touristen: Ein Drehbuchautor, seine Frau und deren Eltern sind auf Besuch und ihre Szenen sind köstlich, als Beispiel sei die Szene beim Möbelhändler genannt, ein Traum "Oh, das ist ja spottbillig..." Was den Film aber erst besonders macht. sind die Vorkommnisse ab Mitternacht, auf die ich nicht weiter eingehen werde, ich will die Überraschung nicht verderben. Als Vorbereitung sollte man etwas über amerikanische Literatur bekannt sein, dann ist der Film nochmal um einiges besser. Es lohnt wirklich diesen Film zu sehen, bis in die Nebenrolle sehr gut besetzt und einfach sehr sympathisch.

Moneyball (Bennett Miller) 9.25/10

Wer mich kennt weiß, dass ich großer Sportfan bin. Dieser Film hat mich zu Baseball gebracht, wofür ich ihn auch sehr dankbar bin, denn ist die NBA und Bundesliga Saison einmal vorbei, kann ich ab jetzt immer ein Spiel der MLB schauen, was mir natürlich sehr gut gefällt. Aber das nur nebenbei, denn der Film allein reicht schon für mein volles Lob. Man muss kein Fan von Baseball sein, man muss ihn noch nicht einmal die Regeln gut kennen, um zu verstehen, was hier passiert. Denn Billy Beane muss aus sehr wenig irgendwie sehr viel machen, seine Oakland A's müssen nach einer sehr guten Saison, die leider zu früh endete, ihre drei besten Spieler ziehen lassen zu Vereinen, die ein weitaus höheres Budget haben. Wie nun aber den Kader füllen? Hier hat er Hilfe eines jungen Yale-Absolventen bekommen, der mit einem ausgeklügeltem System den alteingesessenen Scouting Mechanismus der MLB Teams aushebelt und eine ganz neue Denkweise ermöglicht hat. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und ist so mitreißend umgesetzt worden, dass jeder, der eine gewisse Ahnung von Team-Sport besitzt, mitfühlt und mitfiebert.

Die übrigen Filme, die für den besten Film nominiert waren, habe ich bislang nicht gesehen. Sie waren: Gefährten (was ist das denn für ein lahmer Titel?) (War Horse, Steven Spielberg), Extem laut und unglaublich nah (Extremly Loud and Incredibly Close, Stephen Daldry), The Help (Tate Taylor) und Hugo Cabret (Hugo, Martin Scorsese).

Besserer Gewinner: Moneyball

Mein persönlicher Gewinner: Drive

Top 3 der übrigen Filme des Jahres:

1. Drive (Nicolas Winding Refn) 9.5/10

Über diesen Film könnte ich einen ganzen Eintrag füllen (was ich wahrscheinlich nach der Top20 machen werde) also nur so viel: Die Geschichte ist relativ simpel. Ein Fahrer für den Film bei Stunts und auch in verbrecherischen Kreisen unterwegs, konsequent "Fahrer" genannt, gerät auf die sehr schiefe Bahn. Die Art und Weise, wie der Film gemacht wurde ist wahnsinnig gut. Die ersten paar Minuten sind teilweise spannender, als manche Actionfilme zusammen genommen. Los Angeles wird aus unbekannten Perspektiven gezeigt und der Film wird nie langweilig, vor allem auch dank der coolsten Filmfigur der letzten paar Jahre, dem Driver, gespielt von Ryan Gosling. Demnächst mehr.

2. Verblendung (auch hier: arschlahmer Titel) (The Girl with the Dragon Tattoo, David Fincher) 9,5/10

Ich kannte bereits das schwedische Original und fand es nicht schlecht. Was Fincher aber aus dem Stoff hier noch einmal rausholt, ist der Wahnsinn. Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich nur, dass Daniel Craig ein bisschen zu durchtrainiert James-Bond-mäßig rüberkommt als Mickael Blomqvist, aber sonst ist es einer der besten Kriminalfilme der letzten Jahre. Die Länge des Films ist perfekt getroffen, da kann ich die gegenteiligen Meinungen gar nicht zu verstehen. Rooney Mara ist weltklasse in ihrer Darstellung der ikonischen Lisbeth Salander und hätte durchaus den Oscar verdient gehabt (aber gegen die eiserne Meryl hatte sie keine Chance). Es lohnt sich sogar den Film mit Audiokommentar Finchers zu hören, er plaudert da locker vor sich hin, was bei so einem ernsten Stoff nicht zu erwarten war, die Atmosphäre ist der Wahnsinn.

3. Nader und Simin - Eine Trennung (A Seperation, Asghar Farhadi, Iran) 9.5/10

Hätten die Mitglieder der Acadamy richtigen Mut bewiesen, hätten sie diesen ungemein wichtigen Film für den besten Film nominieren müssen. Er erzählt von einem Ehepaar im heutigen Iran, dass sich, durch Probleme bedingt, scheiden lassen will und die daraus enstehenden Konsequenzen. Die Story ist dermaßen komplex ausgefallen, dass man den Film am besten direkt ein zweites mal schauen müsste. Die Figuren sind so gut ausgebaut, alle und damit meine ich wirklich alle, habe ihre Stärken und Schwächen, jede Handlungsweise ist nachvollziehbar. Es tut weh mit anzusehen, wie die Figuren miteinander interagieren, so realistisch wurde der Film gestaltet.

Weitere Knaller des Jahres: Captain America, Headhunters, Perfect Sense




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