Das Jahr geht zu Ende und wieder einmal ist es an der Zeit für eine meiner Lieblingsaufgaben: Die besten zehn Filme des Jahres werden gekürt. Genauso wie bei meiner Top 10 Liste 2013 muss gesagt werden: Es fehlen so viele Filme, die noch anlaufen werden (Birdman, Wild, Selma, The Imitation Game, The Theory Of Everything, Whiplash, Foxcatcher), oder aber ich habe ein paar bislang noch nicht sehen können (Mr. Turner, Ida, Nightcrawler). Weil es wie gesagt letztes Jahr auch so war, werde ich erst einmal eine überarbeitete Version liefern. Also ohne weitere Vorrede:
Top 10 2013 (Version 2.0)
10. American Hustle
9. The World's End
8. Inside Llewyn Davis
7. The Wolf Of Wall Street
6. Prisoners
5. Gravity
4. The Wind Rises
3. 12 Years A Slave
2. Short Term 12
1. her
Ihr merkt: Es hat sich einiges getan, mit zwei Neueinsteigern beispielsweise, die ich erst dieses Jahr gesehen habe (Wolf und her), aber wegen ihrem Erscheinungsdatum nicht zur diesjährigen Liste dazuzählen konnte. "Short Term 12" kann ich euch nur ans Herz legen, ihr werdet mit Sicherheit noch nie etwas von ihm gehört haben. Die DVD ist vor kurzem in Deutschland erschienen, die Anschaffung lohnt sich, einfach nur sensationell, lest euch meine Kritik durch.
Kommen wir zur eigentlichen Liste:
Platz 10: Drachenzähmen leicht gemacht 2 (Dean DeBlois)
Hier sieht man, wie eine Fortsetzung richtig funktioniert. Alle Figuren sind bereits etabliert und so fällt es ungemein leicht, sich in der Welt von Berk zurecht zu finden. Die neuen Figuren wurden alle mühelos in die Handlung integriert und die Fans kriegen dennoch genug von ihrem Liebling Ohnezahn mit. Der Film nimmt eine angenehme Wendung, die ich so nicht erwartet habe, aber ihn gerade deshalb so viel besser macht, als viele 08/15 Kinder-3D-Filme. Speaking of: Die 3D-Passagen, wie die Flüge auf dem Drachen sind wieder einmal äußerst spektakulär geworden, vor allem sind sie wieder mit der Musik von Sigur Rós Frontmann Jonsí unterlegt.
Platz 9: The Lego Movie (Phil Lord, Christopher Miller)
Meine größte Überraschung des Jahres. Wie bereits in der Kritik angedeutet, habe ich absolut nichts gutes von diesem Film erwartet, quasi ein langer Werbespot für eine LEGO-Bausteine. Aber weit gefehlt, dieser Film macht alles richtig (auch wenn er vielleicht einen Tacken zu lang geraten ist). So viele Gags in so kurzer Zeit ist man sonst nur von "Nackte Kanone"-Klassikern gewohnt und als Sahnehäubchen auf dem Milkshake of awesomeness gibt es in jeder einzelnen Szene enorm viel zu entdecken. Ich habe beispielsweise minutenlang gelacht, als Emmet mit seiner toughen Kollegin Wyldstyle in der Western-Welt ankommt (DIE PFERDE!!!). Die unterhaltsamsten und kurzweiligsten 100 Minuten des Jahres.
Platz 8: Edge of Tomorrow (Doug Liman)
Über diesen Actionkracher habe ich erst vor kurzen geschrieben. Gut, dass ich ihn noch gesehen habe, bevor das Jahr zu Ende ging, denn es wäre mir ein sehr cleverer Film entgangen. Die Formel ist zwar bekannt, nach der er agiert, aber die Art und Weise, wie jedes mal auf neueste in dieselbe Falle getappt wird ist hochspannend mit anzusehen. Blunt und Cruise (der letzte übriggebliebene Actionheld) liefern hervorragende Leistungen in einem Film, der einfach sehr viel Spaß macht.
Insgeheim hätte ich gehofft, dass dieser Film mich noch etwas mehr mitnimmt und dabei ist er bereits der emotionalste im Nolanschen Film-Kosmos. Die eine Szene, auf die ich natürlich nicht näher eingehen werde, gehört zu den besten, die ich das ganze Jahr sehen durfte und wird mich wahrscheinlich mein Leben lang noch genauso packen. Aber das Ende des Film... ich bin damit nicht zurecht gekommen und meiner Meinung nach macht es viel kaputt, was in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut wurde. Nichtsdestotrotz ein technisch überragender Film mit dem omnipräsenten Frontmann Matthew McConaughey, dem MVP 2013/2014 (zb. "True Detective")
Platz 6: Snowpiercer (Bong Joon Ho)
Dieser Film hat eine der faszinierendsten Stories des Jahres und eine nette Variante zum scheinbar Nr.1 Thema Hollywoods: Der Endzeit. Wieder einmal geht es der Erde schlecht, diesmal kommt eine neue Eiszeit. Da die Menschen sonst einfrieren würden, müssen sie sich bewegen, Auftritt "Snowpiercer". Ein Zug, der ununterbrochen um die Welt fährt, mit einer Mikro-Gesellschaft in dessen Abteilen: Die Armen hinten, die Reichen vorne. Es kommt zur Schlacht, welche spektakulär inszeniert wurde und dermaßen atmosphärisch und gleichzeitig phantasievoll präsentiert wird, dass einem als Zuschauer der Atem stockt - vor allem beim Kampf in völliger Dunkelheit. Anders als in meiner ursprünglichen Kritik muss ich sagen, dass mir Chris Evans' performance doch um einiges besser gefällt, als ich es vorher bemerkt habe. Seine stoische Art wirkt auf dem ersten Blick ermüdend, doch dass er sie so überzeugend rüberbringt, das kann nicht jeder. Hut ab!
Platz 5: Guardians of the Galaxy (James Gunn)
Nach letzten Enttäuschungen im Superhelden Genre (Man of Steel und The Dark Knight Rises) hat mir dieser Film wieder den Spaß an bunter Comic-Action zurückgegeben. Dies liegt zuvorderst an den Figuren, die hier die Handlung tragen: Ein Schmuggler, ein grüner Alien, ein Macho-Mann, ein Waschbär und ein sprechender Baum. Wer solch eine interessante und facettenreiche Mannschaft aufstellt, hat fast schon gewonnen und die Handlung ist auch noch einmal gut gelungen. Zwar muss man sich doch etwas in diesem neuen Universum zurecht finden, aber gewöhnt man sich erst einmal an all die schrägen, aber auch immer sympathischen Charaktere. Der beste Blockbuster des Jahres.
Platz 4: Gone Girl (David Fincher)
Wer hat Amy Dunne entführt? Ist es wirklich ihr Hornochse von Ehemann? Oder ist es nicht so einfach wie gedacht? Fragen über Fragen in Finchers Kommentar auf die Ehe nach dem Bestseller von Gillian Flynn, die das Drehbuch schrieb. Wie immer bei Fincher sind alle Szenen extrem durchdacht und stilisiert dargestellt, gewohnt lenkt er den Zuschauer auf falsche Fährten und lenkt sogar dessen Emotionen, so wie es im Grunde kein Film dieses Jahr geschafft hat. Lest bloß keine Kritiken über den Film, bevor ihr ihn euch anseht. Der Effekt, den er auf euch auslösen wird, ist schwer zu beschreiben, es gehört zu einem der interessantesten Momente des Kinojahres.
Platz 3: Under The Skin (Jonathan Glazer)
Diesen Film zu erklären ist im Grunde unmöglich, man muss ihn erleben. Scarlett Johannson liefert die Performance des Jahres als mordende Unbekannte ab, die durch das nächtliche Glasgow fährt, auf der Suche nach neuen Opfern. Mehr will ich gar nicht erzählen und das ist auch gar nicht wichtig, der Film ist ein großer, geheimnisvoller Brocken, der sehr viele Zuschauer abstoßen wird. Diejenigen, die sich aber drauf einlassen, werden mit den eindrucksvollsten Bilder des Jahres belohnt, von Johannsons performance ganz zu schweigen. Lest euch die Kritik durch und macht euch auf etwas gefasst.
Platz 2: Grand Budapest Hotel (Wes Anderson)
Ich liebe alle Filme, die Wes Anderson bislang gemacht hat, seinen neuesten mit eingeschlossen. Er spielt im fiktiven, osteuropäischen Zubrovka, einem Traumland zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert. Ein junger Lobbyboy wird unter die Fittiche des Moussiere genommen, dem Leiter des Grand Budapest Hotel. Es kommt zu einem Todesfall unter den wohlbetuchten alten Damen und der schöne Alltag des galanten Hoteliers gerät aus den Fugen. Mit der Hilfe von Zero versucht er aus seiner misslichen Lage zu entkommen. Der Film war ein Hit unter den Kritikern und es würde mich ausgesprochen freuen, wenn er bei den Oscars für Furore sorgen würde. Ich finde zwar nicht, dass er unter den Top 3 der besten Anderson-Filme fällt (das wären: "Rushmore", "Royal Tenenbaums" und "Moonrise Kingdom"), aber einer der besten Filme 2014 ist er ohne Zweifel. Es gibt so viel zu entdecken in den kunterbunten Sets und die Gags sind weltklasse, meine Freundin und ich haben minutenlang ununterbrochen bei der Gefängnisszene gelacht. Eine riesige Freude, die ich heute noch höher als in der ursprünglichen Kritik werten würde.
Platz 1: Boyhood (Richard Linklater)
Ohne Zweifel der beste Film des Jahres. Linklater ist nicht nur ein technisches Meisterwerk gelungen, 12 years in the making, sonder auch eine zutiefst ans die Substanz gehende Geschichte, die einem das Herz brechen kann. Was mir besonders gut gefällt: Dieser Film zeigt viele aus klassischen Filmen bereits bekannte Szenen eben NICHT, sondern nur diejenigen, die zählen. So wird beispielsweise Masons Abschluss rausgenommen, kein Werfen der Hüte in die Luft, sondern das sehr viel entscheidendere Treffen der wichtigen Figuren auf der Feier danach bei Masons Mom zu Hause. Ich muss auf die Performance von Patricia Arquette hinweisen, was ich bei der ursprünglichen Kritik nicht getan habe: Sie füllt ihre Rolle mit so viel Leben, Stolz und Anmut, dass es eine Freude ist, ihr dabei zuzusehen. Sie wird ohne Zweifel - wie der Film, Regie, Drehbuch - für den Oscar nominiert werden und das völlig zurecht. Ihre letzte Szene im Film wird mich mein Leben lang fertig machen, vor allem wenn ich einmal selbst Kinder haben werde. Die beste Szene im besten Film des Jahres.
Knapp vorbei an den Top 10: Godzilla, Mockingjay, Hobbit 3
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