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Dienstag, 14. April 2015

Nightcrawler





Dan Gilroy, USA 2014 - 8.75/10

Lou Bloom ist kein normaler Mensch. Hier in meinem geliebten Ruhrpott würde man sagen "er hat nix auffe Kette gekriegt", also jemand, der im Leben keine Richtung hat und auch illegale Wege nutzt, um an Geld zu gelangen. Im Verlauf des Films entdeckt er allerdings eine Marktlücke, bei der er moralische Grenzgebiete betritt und diese auch überschreitet. Dan Gilroy ist ein erstaunliches Werk über einen manischen Menschen gelungen, der im Grunde voll in seiner Arbeit aufgeht, diese letztlich perfekt beherrscht, aber bei dessen Ausübung keinerlei Kompromisse macht und Grenzen kennt. Dies ist kein kleiner Film, den man im Hintergrund beim gemütlichen Abendessen laufen lassen kann, sondern er verlangt es, sich komplett auf ihn einzulassen.

Ein faszinierendes, für den Großteil der Zuschauer unbekanntes Bild von Los Angeles wird hier gezeigt. Bloom (ein großartiger Jake Gyllenhaal) fährt nach einer erneuten Job-Absage enttäuscht nach Hause über den Highway. Dort erlebt er einen schweren Autounfall, er trifft nahezu gleichzeitig mit der Polizei ein, die schnell die Person versucht aus dem brennenden Wagen zu ziehen. Von hinten kommt ein Mann mit Kamera angerannt, der voll auf den Unfall hält. Lou ist fasziniert von dessen Arbeit, erkundigt sich, was er dafür bräuchte und ist am nächsten Tag selbst mit der Kamera unterwegs.

Der Beginn des Films ist rasant und unterhaltsam, Gilroy versteht es, eine ganz eigene Atmosphäre zu entwickeln, die sich immer auf dem Grad zwischen legal und illegal bewegt. Diese Facette wird im Verlauf des Films immer weiter getrieben, ich würde sogar behaupten bis zur Spitze geführt, denn die moralischen Entscheidungen, die Lou trifft, sind nicht nur durchweg fragwürdig, sondern stehen über den Vorstellungen, die jede Gesellschaft von sich aus behauptet zu besitzen.

Zwei Personen treten im Verlauf der Handlung in Lous Leben, die einen Einfluss auf die Entscheidungen haben werden, die Lou zum Ausführen seines Berufs treffen muss: Zum einen ist es sein Assistent Rick (Riz Ahmed), der immer wieder die unmoralischen Handlungen aufzeigt und auf der anderen Seite ist es die TV-Produzentin Nina (Rene Russo), die genau das Gegenteil macht. Lous Bilder bringen so hohe Einschaltquoten, dass er immer mehr besorgen soll. Eine für den Zuschauer schwere Konfliktsituation, Lou allerdings entscheidet sich schnell für eine Seite...

Mehr werde ich nicht verraten. "Nightcrawler" ist ein sehr spezieller Film, der von seinem gewollt unsympathischen Antihelden lebt. Es befindet sich so gut wie keinerlei Entspannung, nachdem Lous Geschäftsmodell einmal komplett den Betrieb aufgenommen hat. Ein unglaublicher Spannungsbogen wird aufgebaut, vor allem in den letzten etwa zwanzig Minuten des Films. Allerdings hat dieser Umstand, dass es ein fast nihilistischer Film, ohne Identifikation, ist, zur Folge, dass er einen mit einem enorm schlechten Gefühl zurücklässt. Darauf muss man sich vorher im klaren sein. Will man sich jedoch herausfordern lassen und eine komplett neue Perspektive auf die Moral des Menschen gewinnen und diese dann hinterfragen, der ist hier genau richtig. Gyllenhaals sensationelle Performance tut ihr übriges, für die Rolle hat er zwanzig Kilogramm abgenommen und versucht so wenig wie möglich zu blinzeln, was ihn noch eine ganze Spur charismatischer und gleichzeitig gruseliger erscheinen lässt.

Ein starkes Regiedebut von Dan Gilroy, das herausfordert, von seiner unfassbaren Spannung lebt, aber ebenso keinerlei Sympathieträger bereithält.

Donnerstag, 12. März 2015

Ida




Pawel Pawlikowski, Polen 2014 - 9.5/10

Dieser Film hat den Oscar 2015 für den besten ausländischen Film gewonnen, deshalb dürfte manch einer von euch von ihm gehört haben. Ich persönlich habe vor etwa einem halben Jahr den Trailer durch Zufall gesehen und war von den kargen, dabei aber enorm ausdrucksstarken schwarz-weiß-Bildern begeistert. Diese Begeisterung ist geblieben und der Film hat mich ohne Frage umgehauen, obwohl er eine scheinbar ganz einfache Geschichte, ohne viel Drumherum. Aber das ist es gerade, was diesen Film so besonders macht.

Ein Kloster im Polen der 1960er-Jahre. Eine junge Novizin namens Anna (Agata Trzebuchowska, in ihrem Film Debüt) erfährt beim Gespräch mit der Oberschwester, dass sie eine Verwandte hat, eine Tante, mit der sie Zeit verbringen soll, bevor Anna ihr Gelübde zur Ordensschwester ablegen wird. Widerstrebend geht sie zu ihrer Tante Wanda (Agata Kulesza) und die beiden verbringen den Tag miteinander, Anna will jedoch ziemlich schnell wieder zurück, sie sitzt allein in der fremden Wohnung, während Wanda als Richterin arbeitet. Am Abend sitzt Anna an der Bushaltestelle und Wanda sieht sie und beschließt, sie noch einmal zu sich einzuladen. Die beiden unterhalten sich über Annas Mutter - also Wandas Schwester - und deren Geschichte. Anna konnte gar nichts über sie wissen, weil sie im angesprochenen Kloster aufwuchs. Hier erfährt sie, dass sie Jüdin ist und "Ida" heißt.

Was darauf folgt, werde ich nicht weiter beschreiben, denn das würde viel von der Atmosphäre des Films wegnehmen, der überraschend spannend ist. Die 1960er Jahre wurden perfekt eingefangen, sei es die Kleidung, die Kulissen und die Inneneinrichtung, es ist vor allem die Musik, die prominent zum Einsatz kommt, vor allem in der Form eines jungen Saxophon-Spielers, den die beiden treffen. Pawlikowski versteht es in langen Einstellungen, bei denen zum Großteil die Köpfe der beiden Hauptfiguren im Fokus stehen, eine unfassbare Stimmung zu schaffen, bei der man nicht wegsehen kann. Vor allem eine Szene, bei der Anna in einem Tracking Shot verfolgt wird, erinnert mich sehr an Bela Tarrs "Werckmeister Harmonies", dem großen, faszinierenden Meisterwerks des legendären Regisseurs.

Der Film endet mit einem überraschenden Moment, auf den ich NATÜRLICH nicht eingehen werde, aber ich saß mit heruntergeklappter Kinnlade vor dem Fernseher, eine Szene, die ich nicht habe kommen sehen. Die beiden Hauptdarstellerinnen spielen überragend, sowohl "Anna" /"Ida" in ihrer ersten Rolle, als auch Wanda, Agata Kulesza, die schon in 47 Filmen mitgewirkt hat.

Ein enorm faszinierender Film, an dem nicht jeder Gefallen finden wird, aber bei nur einer perfekten Laufzeit von 80 Minuten, gibt es keine Entschuldigungen, dieses Meisterwerk nicht zu sehen. Klickt auf die Überschrift, schaut euch den Trailer an.

Samstag, 7. März 2015

Baymax - Big Hero 6

Hello. I am Baymax, your personal healthcare companion.


Don Hall, Chris Williams, USA 2014 - 7.25/10

Dieser Film wäre als Kurzfilm so viel besser gewesen. Denn einige Szenen, vor allem zu Beginn gehören zu den witzigsten Abschnitten in einem Animationsfilm, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die zweite Hälfte allerdings ist dermaßen beliebig geraten, ein typischer Superheldenfilm, der absolut nicht überraschen und nur teilweise begeistern kann. Junge Zuschauer dürften trotzdem ihren Spaß haben, aber für mich war es so beliebig, wie es selten ein Film dieses Genres war.

"Big Hero 6" spielt im fiktiven San Fransokyo (!) eine Stadt, die - ihr habt es erraten - eine Mischung aus San Francisco und Tokyo, die spektakulär aussieht; ein feuchter Traum für Architektur-Fans. Dort sehen wir den jungen Hiro bei einem Untergrund-Roboter-Kampf, den er trotz eines merkwürdig, unscheinbar aussehenden Roboters gewinnt. Allerdings ist dieser Kampf illegal und Hiro sollte viel eher etwas Sinnvolles mit seiner Zeit anfangen, beispielsweise seinem großen Bruder Tadashi nacheifern, der an der Universität Roboter entwickelt.

Kurzentschlossen gehen die Brüder dorthin und Hiro ist total begeistert, er will so etwas auch machen. Die vier Freunde Tadashis entwickeln auch alle interessante Roboter und Gadgets und ermutigen Hiro denselben Weg einzuschlagen, Professor Callaghan ermuntert ihn ebenso: Wenn Hiro einen interessanten Roboter auf der jährlichen Konferenz präsentiert, dann könne Hiro an der Universität studieren.

Das beste Element am Film ist aber gar nicht die Geschichte um Hiro, oder Tadashis Freunde, sondern Tadashis Erfindung: Ein Roboter, der andere Menschen heilt. Er heißt Baymax und ist unglaublich cool, süß und einfach sensationell geworden. Seine Art ist langsam aber effektiv, wie man es von einem Gesundheitsprogramm erwarten sollte. Er wird aktiv, wenn in seinem Umfeld eine Person Schmerzen signalisiert, seien sie physisch, oder seelisch. Baymax sieht im Grunde aus wie ein laufender Marshmallow und hat eine extrem entspannte Stimme, die dabei auch noch extrem naiv spricht und handelt, was ihn nur noch charmanter macht.

Würde der Film hier enden, dann wäre es der beste Kurzfilm der letzten Jahre, Baymax ist so ein liebenswerter Charakter, dass es eine Freude ist ihm zuzusehen. Aber... es kommt anders. Ein Unglück geschieht und Hiro sieht sich gezwungen, Superheld zu spielen. Der Actionanteil wird deutlich erhöht, der Originalitäts-Level leidet ungemein. Baymax wird in einen Anzug gesteckt um das Böse zu besiegen... und ich so: "Na toll..."

Ich will nichts spoilern, also halte ich mich zurück, aber die nun sechs Helden - deshalb auch der Titel "Big Hero 6" - sind langweilig, haben zwar alle eine coole Fähigkeit, die schon vorher im Universitätslabor eingeführt wurde. Der plötzlich auftretende Antagonist ist zwar halbwegs überraschend, aber ansonsten ist das alles uninspiriertes Gekloppe, das mich nicht fesselt. Das ganze wird durch lustige Sprüche der Bande und Baymax aufgelockert, aber die gesamte zweite Hälfte war sehr ernüchternd.

Technisch ist der Film hervorragend. Es gibt ein paar Flugphasen, die mit denen aus "Drachenzähmen leicht gemacht" verglichen werden können. Die Gebäude und Figuren-Animationen sind über alle Zweifel erhaben, vor allem die Bewegungen des Michelin-Männchens Baymax ist ausgezeichnet gelungen.

Dass dieser Film den Oscar gewonnen hat, kann ich nicht verstehen, "Der LEGO-Film" hätte gewinnen müssen, der aber noch nicht einmal nominiert wurde, aus merkwürdigen Gründen, die ich schon einmal beschrieben habe. Alle Szenen mit Baymax sind super - Slapstick pur - , der Rest nicht so. Aber wenn ihr den Film einmal auf DVD ausleihen wollt, dann könnt ihr nicht viel falsch machen.

Noch ein letzter Satz -  Der deutsche Titel ist wieder einmal katastrophal: "Baymax - Riesiges Robowabohu" WTF?! Wer kommt auf so etwas??? Schon klar, dass man mit "Big Hero 6" scheinbar nicht viel anfangen kann in Deutschland, aber sowas???

Whiplash




Damien Chazelle, USA 2014 - 9.25/10

Um erfolgreich zu werden, der Beste zu werden, braucht der Schüler einen einflussreichen, fördernden Lehrer. Der Lehrer aus diesem Film wird extreme Methoden anwenden, um nach seinen Worten das letzte aus seinen Schülern herauszukitzeln, denn nichts ist seiner Meinung nach schmerzvoller als erzählt zu bekommen, man habe "gute Arbeit" abgeliefert. Das ist es nicht wonach er strebt und letztlich seine Schüler auch nicht. Denn ein neuer Charlie Parker ist nicht durch das bloße abspielen von Noten entstanden, da gehörte mehr dazu.

Damien Chazelle versucht in seinem erstaunlichen Debüt (!!!) "Whiplash" solch ein Schüler-Lehrer-Verhältnis näher zu beleuchten, was ihm ausgezeichnet gelingt. Trotz einer leichten Vorhersehbarkeit lebt der Film von dessen energiegeladenen Spannung zwischen den beiden Protagonisten, die ich im Kinojahr 2014 so nicht erlebt habe.

Andrew (Miles Teller) will der beste Drummer werden, deshalb ist er neuer Student am Schaeffer-Musikkonservatorium in New York. In der ersten Einstellung des Films sieht man ihn wie manisch auf sein Drum-Kit einschlagen, was Lehrer Fletcher (J.K. Simmons) aufmerksam macht. Nach einem Besuch in Andrew zweitklassigen Collegeband, bei der er bislang nur die Noten für den Stamm-Drummer umblätterte wird er zum Vorspielen in Fletchers "Studio Band" eingeladen, die er mit eiserner Hand führt. Andrew wird in der ersten Einheit vor der gesamten Gruppe zur Schnecke gemacht, was ihm aber den Antrieb verleiht, noch härter zu üben. Doch was sind die Konsequenzen aus seinem Verhalten, wird es sich lohnen?

Die Hauptperson ist ganz klar Andrew, der Zuschauer kann ihm leicht folgen, denn genauso wie für ihn, dürfte dem Zuschauer das Leben in einem Musikkonservatorium nicht vertraut sein. Teller spielt enorm physisch, sein echtes Blut ist großteils zu sehen, ein bravouröser Auftritt, der ihn zu einem der aufregendsten Jungschauspieler der USA verholfen haben dürfte.

Der Star dieses Films allerdings ist der Schauspiel-Veteran J.K. Simmons, den ihr am ehesten als den Vater von "Juno" oder den Chefredakteur von Peter Parker, Jonah Jameson aus den ersten drei "Spiderman"-Filmen bekannt sein sollte. Simmons' Fletcher ist eine angst einflößende Gestalt, die jeden Moment explodieren kann und wird, hinterfragt man seine Methoden auch nur ein einziges mal. Von der ersten Sekunde an dominiert Simmons mit seiner impulsiven Aura das Geschehen und ohne ihn hätte der Film niemals solch eine Atmosphäre der Panik, Explosivität und Anspannung erreicht, der diesen Film erst so herausragend macht. Schaut euch nur diese Szene hier aus dem Kurzfilm an - denn "Whiplash" wurde mangels Sponsoren erst auf dem Sundance Film-Festival als Kurzfilm veröffentlicht - und ihr werdet verstehen, wieso Simmons mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Chazelle hat es geschafft, dass mir selbst Jazzmusik nichts ausmacht. Allein dafür gibt es meinerseits ein großes Lob. Denn bedenkt man, mit was für einen Aufwand solche eine Musik erzeugt wird, dann kann man den Musikern nur Respekt zollen. Der Schnitt des Films hat völlig zur Recht den Oscar erhalten, was allein in den letzten zehn Minuten passiert, ist diese Auszeichnung allein wert, ich werde natürlich nicht näher ins Detail gehen - der Oscar für den besten Ton-Schnitt ist ebenso verständlich, denn ein solch großes Orchester akkurat tonal darzustellen ist eine herausragende Leistung, die honoriert werden muss.

Ich bin gespannt, welche Projekte Chazelle als nächste in Angriff nehmen wird, ich werde sie mir hundertprozentig ansehen. Simmons hat seinen Höhepunkt nach jahrelanger Arbeit in Hollywood errreicht und Teller werden wir in Zukunft noch häufig sehen (beispielsweise im nächsten "Fantastic Four"-Film). Dieser Film ist aufregend, elektrisierend und selbst Leute, die bislang noch nie etwas mit Jazz anfangen konnten, sind hier genau richtig. Allerdings sollte man nicht bei einem Date diesen Film schauen, denn romantisch ist das einzige Attribut, das ich diesem Film nicht zuschreiben kann - er ist ein wildes Biest, das den Zuschauer fertig machen kann wie Andrew im Verlauf der Handlung. Wer sich drauf einlässt, wird belohnt.

Mittwoch, 25. Februar 2015

OSCARS 2015, die Gewinner



(Dran denken: Immer schön auf die blau gefärbten Links klicken, danke!!, das Bild könnt ihr hier finden)

Und dann war es auch schon wieder vorbei. Eine lange Oscars-Season ist vorüber und ich bin auch gar nicht böse drum, denn nach so vielen vorgegangen Spekulationen, Gerüchten und mutmaßlichen Annahmen war es gut zu sehen, dass mit diesen Halbwahrheiten endlich abgeschlossen werden kann.  
Der große Gewinner des Abends war Alejandro González Iñárritu und dessen New Yorker Schauspiel- und Theater-Satire "Birdman" mit Michael Keaton in der Hauptrolle. Ich habe diesen Film ja letztens erst gesehen (er startete in Deutschland am 29.01.2015) und war sehr begeistert, solch einen mutigen, bewusst andersartigen und dabei in jeder Sekunde unterhaltsamen Film habe ich lange nicht mehr gesehen. Dies dachte die Academy ebenso und stattete ihn mit vier Auszeichnungen aus: 

"Beste Kamera" - dieser Sieg war zu 100% erwartet worden und ist der zweite Oscar in Folge für Emmanuel "CHIIIIIVOOOOO" Lubezki nach Cuaróns "Gravity" im Jahr zuvor. Die Bilder sind unglaublich geworden, der Fakt, dass alles scheinbar in einem einzigen Cut gedreht wurde (bis auf einen Zeitraffer von Nacht zu Tag), verstärkt noch meine Meinung über die Darstellung. Schaut euch nur einmal das Bild oben an, eine spektakuläre Szene, die vielleicht nur zwei Minuten dauert aber mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, wie so viele aus diesem Film und das ist es, was einen Film mit herausragender Kamera-Arbeit auszeichnet. Ich bin voll und ganz mit diesem Preis einverstanden.

"Bestes Drehbuch" - dies war für mich eine leichte Überraschung und hätte sie lieber bei Wes Anderson für "The Grand Budapest Hotel" gesehen, was ihm endlich seinen ersten Oscar beschert hätte (zu seinem Film komme ich noch später). Die Dialoge in "Birdman" sind schwungvoll gestaltet und die ganze Handlung ist ein einziger Fiebertraum im New Yorker Backstage-Milieu voller verlorener, abgeschriebener Seelen.

In den Kategorien "Beste Regie" und "Bester Film" setzte sich Iñárritu gegen Richard Linklater's "Boyhood" durch und diese Entscheidung kann ich nicht verstehen. Wie ich bereits auf twitter schrieb: Ich mag "Birdman", aber "Boyhood" hat noch auf einem sehr viel tieferen Level zu mir gesprochen. Während der New Yorker Film mich unglaublich unterhielt, so hat mich das kleine und scheinbar unbedeutende Texas-Epos emotional berührt und ich war ein Wrack nach der letzten Szene Masons Mutter, diese Szene werde ich mein Leben lang nicht vergessen.

Deshalb finde ich es unerhört, dass "Boyhood" mit nur einem Preis ausgezeichnet wurde: Nämlich der für die beste weibliche Nebendarstellerin Patricia Arquette (und das völlig zu Recht). "Bester Schnitt" ging unbegreiflicherweise eben nicht an Linklater's Team ("Whiplash" hat da, genau wie bei "Tonschnitt" und beste männliche Nebenrolle für JK Simmons, abgesahnt). Material aus zwölf Jahren wurde zusammengetragen, eine fast unmögliche Aufgaben und das wird nicht honoriert? Ich bin schwer enttäuscht.

Was mich dagegen umso mehr gefreut hat, sind die Preise für "The Grand Budapest Hotel", der nach dem vierten Sehen noch genauso lustig ist wie beim ersten mal, im Grunde noch lustiger als zuvor. Der Film gewann vier Oscars und zwar in den Kategorien: 

"Beste Kostüme" (selbstverständlicher Sieg, unfassbare Outfits durch die Bank und erfreulich, dass endlich mal wieder ein Film gewinnt, der nicht aus dem Genre des Märchens, des Mittelalters oder der Renaissance stammt).

"Beste Filmmusik" - dieser Preis war sehr überraschend, aber letztlich eine Bestätigung der Arbeit des Workaholics Alexandre Desplat, der acht Nominierungen in sieben Jahren erhielt. Ich mochte den Soundtrack, fand den aber für beispielsweise "The Theory of Everything" besser. Allerdings hebt sich Desplats Soundtrack angenehm von den übrigen Nominierten ab, ist er doch durch beispielsweise typische Alpeninstrumente, oder auch Chöre geprägt, was ein schöner Kontrast zu den Meeren aus Geigen darstellt, der so häufig in Hollywoodfilmen präsentiert wird.

"Best Make-Up and Hairstyling". Dieser Preis war ebenso erwartet worden, wird doch Tilda Swinton durch stundenlange Arbeit zur 80-Jährigen Madame D. transformiert. Ebenso kommen diverse Veränderungen in den Gesichter der Protagonisten zum Vorschein, sei es der verprügelte Monsieur Gustave, oder das Muttermal von Agatha.

"Bestes Produktionsdesign". Hier habe ich mich am meisten gefreut, denn "Grand Budapest", wie alle Wes Anderson Filme, lebt von den vielen Details, die in den Kulissen und Requisiten verborgen ist. Eines der wichtigsten Aspekte, dass ich alle Filme Andersons liebe. Zwar war Adam Stockhausen davor nur mit an "Moonrise Kingdom" beteiligt gewesen, doch sehe ich diesen Preis auch als Würdigung an alle Filme Andersons, zu schade, dass er selbst nicht ausgezeichnet wurde.

Ich persönlich musste eine herbe Niederlage einstecken (die mich eine Flasche Tequila an meine Freundin gekostet hat), habe ich doch gewettet, dass Michael Keaton für seine famose Performance in "Birdman" als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet werden würde. Es kam aber anders, was ich eigentlich hätte bemerken müssen: Wie bereits bei den Globes, der Screen Actors Guild und den BAFTAs gewann Eddie Redmayne für seine bravouröse Darstellung Stephen Hawkings in "The Theory of Everything". Ich dachte, dass es sich die Academy nicht entgehen lassen würde, einen Veteranen wie Keaton in solch einer Comeback-Rolle zu belohnen, doch so erging es ihm wie Bill Murray für "Lost in Translation" (verlor gegen Sean Penn in "Mystic River") und Mickey Rourke für "The Wrestler" (verlor AUCH gegen Sean Penn, diesmal für seine Rolle in "Milk"). Redmaynes Performance ist über alle Zweifel erhaben, ich habe schon in der Kritik lobend über ihn geschrieben, aber den Preis für Keaton wäre die Kirsche auf das Sahnehäubchen dieses Ende der Filmsaison geworden.

Donnerstag, 19. Februar 2015

Oscars 2015: MEINE Gewinner



Bevor es in der Nacht von Sonntag auf Montag in Los Angeles rund geht und die diesjährigen Oscars verliehen werden, werde ich hier meine Gewinner präsentieren, für die ich gestimmt hätte, wäre ich ein Mitglied der Academy. Einige der nominierten Filme habe ich bislang nicht gesehen, deshalb fällt zum Bespiel alles zu "Whiplash", "Foxcatcher" und "American Sniper" raus, deshalb nicht wundern, wenn in manchen Kategorien nicht drei Filme genannt werden. Mein Kommentar zu den nominierten Filmen könnt ihr hier lesen (Teil 1 und 2)

BEST PICTURE:

"Boyhood" (auch mein Gewinner)

2.: The Grand Budapest Hotel
3.: Birdman

Alternative: Under The Skin

BEST ACTOR:

Michael Keaton - "Birdman"

2. Eddie Redmayne - "The Theory of Everything"
3. Benedict Cumberbatch - "The Imitation Game"

Mein Gewinner: Ralph Fiennes - "The Grand Budapest Hotel"

BEST ACTRESS:

Reese Witherspoon - "Wild"

2. Rosamund Pike - "Gone Girl"
3. Felicity Jones - "The Theory of Everything"

Meine Gewinnerin: Scarlett Johannson - "Under The Skin"

BEST SUPPORTING ACTOR:

Edward Norton - "Birdman" (auch mein Gewinner)

2. Ethan Hawke - "Boyhood"

Alternative: Tyler Perry - "Gone Girl", Charlie Cox - "The Theory of Everything"

BEST SUPPORTING ACTRESS:

Patricia Arquette - "Boyhood" (auch meine Gewinnerin)

2. Emma Stone - "Birdman"
3. Laura Dern - "Wild"

Alternative: Tilda Swinton - "Snowpiercer"

BEST DIRECTOR:

Richard Linklater - "Boyhood" (auch mein Gewinner)

2. Wes Anderson - "The Grand Budapest Hotel"
3. Allejandro G. Innaritu - "Birdman"

Alternative: Jonathan Glazer - "Under The Skin"

BEST CINEMATOGRAPHY:

Emmanuel Lubezki - "Birdman" (auch mein Gewinner)

2. Robert Yeoman - "The Grand Budapest Hotel"

Alternative: Daniel Landin - "Under The Skin"

BEST ORIGINAL SCREENPLAY:

Wes Anderson: - "The Grand Budapest Hotel" (auch mein Gewinner)

2. Innaritu, etc - "Birdman"
3. Linklater - "Boyhood"

Alternative: The LEGO Movie

BEST ADAPTED SCREENPLAY

Graham Moore - "The Imitation Game"

2. Anthony McCarten - "The Theory of Everything"

Alternative: Gillian Flynn - "Gone Girl" / Nick Hornby - "Wild" / "Under The Skin"

BEST ANIMATED FEATURE

"How To Train Your Dragon 2"

Alternative: "The LEGO Movie", duh

Costumes, Score, Production Design:

"The Grand Budapest Hotel"


Dann werden wir mal sehen, wie sich die Verleihung am Sonntag entwickelt, ich bin gespannt!!

Freitag, 6. Februar 2015

ANALYSE Teil 2: Oscar Nominierungen 2015

Everything's not that awesome


Weiter geht's mit den übrigen Kategorien, die jährlich in Los Angeles bei den Academy Awards verliehen werden. Zwar sind es nicht die Kategorien mit den "großen Namen" und Stars, aber nichtsdestotrotz sind es wichtige Kategorien, ohne die es Filme gar nicht geben würde.

Steigen wir gleich ein und zwar mit den Drehbüchern, die in zwei Kategorien aufgeteilt werden:

BEST ORIGINAL SCREENPLAY (5/5)

BÄM! Das geht ja gut los, denn ich habe in meiner Prognose alles richtig getippt. Diese fünf Filme waren im Vorfeld als Favoriten in dieser Kategorie gehandelt worden und so kam es dann auch. Dass "Grand Budapest" und "Birdman" nominiert werden würden war schon lange in Stein gemeißelt. Wes Andersons Script ist brillant und müsste die Kategorie eigentlich gewinnen, aber das Birdman Script wurde immer wieder in letzter Zeit ausgezeichnet. Eine gute Möglichkeit für die Academy, "Birdman" auszuzeichnen, falls "Boyhood" alle wichtigen Preise abräumen sollte (Film, Director, Editing). Die übrigen drei Nominierten sind "Nightcrawler" - überraschenderweise dessen einzige Nominierung -, Linklaters "Boyhood" (das in dieser Kategorie allerdings keine Chance haben wird) und "Foxcatcher", das fünfmal nominiert wurde, allerdings ohne "Best Picture", was darauf hindeutet, dass die Academy den Film mag - vor allem die technische Seite - aber nicht liebt, denn um für "Best Picture" nominiert werden zu müssen, muss ein Film "Nr.1-Votes" erhalten. (Ich könnte darüber einen eigenen Post machen, ich hoffe, ihr versteht das jetzt).

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"

BEST ADAPTED SCREENPLAY (4/5)

Die riesige Überraschung hier ist, dass Gillian Flynn NICHT für die Adaption ihres eigenen Bestsellers "Gone Girl" nominiert wurde. Der ganze Film wurde kaum bedacht, was mich schon bei der ersten Analyse sehr überrascht hat. Ihr Drehbuch wurde durch das zu "Inherent Vice" von Paul Thomas Anderson ausgetauscht, das natürlich auf dem Roman von Thomas Pynchon beruht (welches ich gerade lese, sehr unterhaltsam!). Die übrigen Nominierten sind: "Theory of Everything", "The Imitation Game" (beide Nominierungen waren zu 100% in Stein gemeißelt), "American Sniper" - ein riesiger Hit in den USA - und "Whiplash", dessen Nominierung in dieser Kategorie allerdings verwundert aufgenommen wurde, ist es im Grunde ein Original Screenplay, aber die Academy sah es anders, basiert es doch auf dem Kurzfilm desselben Namens.

Prognose: "The Imitation Game"



BEST CINEMATOGRAPHY (3/5)

Hätte ich doch auf Nathaniel Rogers von "The Film Experience" gehört, der schon lange getippt hat, dass die Kameraarbeit für "Ida" nominiert werden würde. Schließlich wird sehr häufig ein Film, der schwarz-weiß gehalten wurde gern von der Academy bedacht - siehe "The Artist", "Nebraska" oder "Das weiße Band". "Birdman"(in der Kritik habe ich schon viel über die Arbeit Lubezkis geschwärmt), "Mr Turner" (sensationelle Bilder) und "Unbroken" (Roger Deakins, die Legende, mit seiner zwölften (!) Nominierung) habe ich genauso prognostiziert. Die letzte (freudige) Überraschung war dann jedoch die Nominierung für Robert D. Yeoman, dem Stamm-Kameramann bei Wes Anderson-Filmen, der endlich mit solch einer Ehrung bedacht wurde. Bis auf "Fantastic Mr. Fox" hat er bei allen Filme von Anderson mitgearbeitet.

Prognose: Emmanuel Lubezki - "Birdman"

BEST FILM EDITING (3/5)

Eine der heimlich wichtigsten Kategorien, denn sehr oft war hier stets der spätere Sieger der Kategorie "Bester Film" nominiert worden, wer hier nicht dabei ist, wird später keine Chance haben. Dass die Academy nicht "Gone Girl" bedenken würde, war mir nicht klar gewesen, genauso wenig, dass "Birdman" hier nicht bedacht werden würde, das mit unheimlich langen Takes arbeitet, bei denen die Schnitte heimlich sind. Aber gut, dafür wurde "American Sniper" nominiert - Kriegsfilme kommen hier immer gut weg, ist das Tempo dieser Filme doch sehr hoch und dementsprechend kommt es zu vielen Schnitten. Außerdem wurde "The Grand Budapest Hotel" nominiert, das ebenso extrem schnell von einem Handlungsort zum nächsten wechselt (man denke nur an die Montagen zu Beginn des Films). Mein Favorit ist die Arbeit bei "Boyhood", bei dem aus 12 Jahren Material ein sensationeller, zusammenhängender Film gemacht wurde. "The Imitation Game" ist eine Alternative, denn wie schon in der Kritik angemerkt, schafft er es durch diverse Techniken (unter anderem Schnitt und Musik), dem Anschauen eines Computers bei der Arbeit, Spannung zu verleihen. Dass "Whiplash" nominiert werden würde, war fast schon klar, so ein schneller Film über Musik, der bei den Kritikern sehr gut ankam, wird stets bedacht.

Prognose: "Boyhood"

BEST COSTUME DESIGN (3/5)

Hier kann ich es kurz machen: "Grand Budapest" wird zu 99% diese Kategorie gewinnen, völlig zu Recht. Desweiteren habe ich richtig geraten, dass "Into The Woods" (Märchen = exquisite Kostüme) und "Mr. Turner" (18. Jahrhundert England, noch Fragen?!) nominiert werden würden. "Selma" hat kaum Liebe erfahren und die Kostüme bei "Theory of Everything" waren der Branche wohl zu unspektakulär, dafür wurde "Maleficent" bedacht - ebenfalls Märchen - und sensationeller Weise die Kostüme des Hippie-1969-Detektivfilms "Inherent Vice". Gute Wahl!

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"



BEST PRODUCTION DESIGN (4/5)

Ich mag diese Kategorie sehr, werden doch hier alle Gegenstände und Kulissen bedacht, die erst so richtig die Welt erschafft, die dem Zuschauer letztlich im Film gezeigt wird. Ich dachte eigentlich, dass die Welt des Broadways von "Birdman" hier ebenfalls nominiert werden würde, aber nichts da. Zeitlich ging die Academy mehr als zweihundert Jahre zurück und nominierte "Mr Turner". Die anderen Nominierten habe ich richtig getippt, und zwar: "The Grand Budapest Hotel" (eine sichere Nominierung seit der Film im Kino anlief), "The Imitation Game" (für den Computer allein schon), "Into The Woods" (Hexenhäuser usw...) und "Interstellar" (ein Raumschiff zu erschaffen kommt immer gut an, siehe "Gravity").

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"


BEST MAKE-UP & HAIR-STYLING (3/3)

BÄM! Alles richtig. Die Academy mochte die falsche Nase und abrasierten Haare von "Foxcatcher", die grüne Zoe Saldana in "Guardians of the Galaxy", die gegen einen blauen Bösewicht kämpft und eine auf alt gemachte Tilda Swinton in "The Grand Budapest Hotel"

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"


BEST VISUAL EFFECTS (3/5)

Ich dachte, dass der letzte Hobbit-Teil hier bedacht werden würde, waren doch alle anderen Teile (auch die von "Der Herr der Ringe") hier stets bedacht worden. Aber die Academy sah das wohl nicht so und nominierte stattdessen die beiden aktuellen Teile von "X-Men" und "Captain America", die ich beide nicht besonders mochte. Eine Nominierung für "Godzilla" hätte ich passender gefunden.

Prognose: "Interstellar"


BEST ANIMATED FEATURE (4/5)

JETZT kommen wir zum größten Skandal des Jahres. Wie konnte die Academy bitte denn NICHT de LEGO-Film nominieren? Es wird gemunkelt, dass der Einsatz von realen Szenen zum Ende des Films ihn disqualifizierte, aber COME ON, der Film ist genial!!! Wie kann man so versteift auf die Tradition sein, dass man einem der witzigsten und besten Animationsfilme des Jahres hier ausschließt??? Kann ich nicht verstehen, stattdessen wurde "Song of the Sea" nominiert, den ich noch nicht gesehen habe, der aber wunderschön aussieht, immerhin.

Prognose: "How To Train Your Dragon 2"


BEST FOREIGN LANGUAGE FILM (4/5)

Schwedens "Force Majeure" wurde zugunsten "Tangerines" aus Estland ausgetauscht. Ich habe bislang leider noch keinen Film aus dieser Kategorie sehen können.

Prognose: "Ida"


BEST SCORE (3/5) 

Wieso hier nicht "Birdman" nominiert wurde, kann ich nicht verstehen, sensationelle Arbeit von Antonio Sanchez. "The Imitation Game" finde ich auch gut, aber die Arbeit von Reznor und Finch bei "Gone Girl" ist sehr viel aufregender.

Prognose: "The Theory of Everything"



BEST ORIGINAL SONG (2/5)

Oh man, kein Kommentar, in dieser Kategorie bin ich nie gut...

Prognose: Common & John Legend - "Glory" (Selma)


BEST SOUND EDITING (2/5)
BEST SOUND MIXING (3/5)

Bei beiden habe ich nicht gut abgeschnitten... no love for Godzilla.

Prognosen: Editing - "American Sniper" / Mixing - "American Sniper"


TOTAL: (46/68) = 68%


Mittwoch, 4. Februar 2015

Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)



Alejandro González Iñárritu, USA 2014 - 9.75/10

Das Zitat aus der Überschrift stammt aus einem der besten Songs der letzten Jahre (aus dem ebenso sensationellen Album "Celebration Rock"): "The House That Heaven Build" von der kanadischen Zwei-Mann-Band Japandroids und meiner Meinung nach passt dieses Zitat zu dem nun von mir zu besprechenden Film ganz hervorragend zu dem neuen, neufach Oscar-nominierten Meisterwerk von Iñárritu ("Amores Perros", "21 Gramm", "Babel").

Riggan Thomson (Michael Keaton) hat seine erfolgreiche Zeit hinter sich. Als Superheld "Birdman" kämpfte er bis 1992 gegen Bösewichte, jetzt versucht er ein Comeback am New Yorker Broadway zu starten, bei dem er Raymond Carvers "What we talk about when we talk about love" in Eigenregie auf die Bühne bringt. Unterbrochen bei seinem Vorhaben wird er allerdings von einer Stimme in seinem Kopf, die sich als Birdman ausgibt und ihm dazu bewegen will, einen weiteren Teil der Action-Reihe zu machen. Riggan befindet sich von nun an im Konflikt, den er mit der Demolierung seiner Garderobe versucht unter Kontrolle zu bringen. 

Seine Tochter Sam (Emma Stone) arbeitet als seine Assistentin ist aber genauso unglücklich wie ihr Vater, sie ist auch gerade erst aus der Entzugsklinik entlassen worden. Erst als der Star-Schauspieler Mike Shiner (Edward Norton) am Set auftaucht, scheint sich alles zum Besseren zu wenden, wenn man von einer Schlägerei zwischen Mike und Riggan absieht.

Zurück zum Song-Zitat: Riggan hatte Erfolg wird von seinem Alter Ego beherrscht, dem sprechenden Vogel, der allerdings Riggans Erfolg nur auf ihn zurückführt. Er soll das scheiß Theater verlassen und "back to the roots" einen vierten "Birdman"-Film drehen. Die Erfolge von beispielsweise Robert Downey Jr. als Iron Man wird direkt angesprochen und solch ein Comeback ist eigentlich das, was dem "Wesen" vorschwebt. Der Film macht hier einen ungewohnten, aber sehr unterhaltsamen Schwenk ins Übernatürliche, was ihn angenehm von der gewohnten Masse an "Midlife-Crisis-Filmen" herausstechen lässt. 

Die Sehgewohnheiten der Zuschauer werden den ganzen Film hinüber in Frage gestellt. Wem kann man vertrauen, existiert "Birdman" überhaupt? Was wollen wir eigentlich sehen, viel Gelaber seitens der Schauspieler oder stupide Action? Viel intelligenter hat sich kein Film in 2014 mit dem Thema "Film" befasst. Michael Keaton spielt famos in einer auf ihn zugeschnittenen Rolle, denn er selbst hat an Bedeutung verloren nach dem Erfolg der beiden Batman-Filmen von Tim Burton  im Jahre 1992. Meiner Meinung nach wird er den Oscar für die beste männliche Hauptrolle gewinnen (habe eine Flasche Tequila drauf gewettet), und dieser Gewinn wäre hoch verdient. Fast genauso gut spielt Ed Norton, seine Anfangsszene auf der Bühne des St. James Theatre gehört zu den eindrucksvollsten der letzten Jahre.

Der größte Lob gebührt Iñárritu, der einen unfassbar eindrucksvollen Film gemacht hat. Es wirkt, als würde nicht ein Schnitt während des gesamten Films verwendet worden, so bleibt er durchweg fesselnd, was selbst ohne große Action oder atemlose Spannung funktioniert (die aber auch teilweise vorkommt, keine Sorge). Der Soundtrack ist Antonio Sanchez ist überraschend, treibend und passt perfekt zum Fluss des Films. Er besteht nur aus jazzigen Schlagzeug-Klängen und sind deshalb unverwechselbar und besonders - nur leider passt er aus unerklärlichen Gründen nicht in die Statuten der Musik-Gilde der Academy, einen Oscar hätte diese Arbeit ohne Frage verdient gehabt.

Die Dialoge sind messerscharf und humorvoll gestaltet, was vor allem im Original perfekt rüberkommt, Freunde des Theaters werden viele Gags finden, aber auch ohne großes Vorwissen hat man als Zuschauer seine Freude. Das Ende wird auf gespaltene Meinungen treffen. Ich finde es passend, aber ihr werdet schon merken, worauf ich hinaus will.

Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist überragend und wird ihm zu 99% seinen zweiten Oscar in Folge einbringen nach "Gravity" im Vorjahr (und nach seiner meisterhaften Arbeit bei Cuarons Meisterwerken "Y Tu Mamá También" und "Children of Men"). Seine bunten Bilder, die er im grauen Straßendschungel findet sind berauschend, selbst die kleine Garderobe Riggans wird sensationell in 360°-Fahrten in Szene gesetzt. Man war sich nicht bewusst, welche Möglichkeiten es in solch begrenztem Raum gegeben sind. Es mussten mit Sicherheit unzählige Male der Kameramann mit Kamera in der Hand aus vielen Spiegeln mit der Hilfe von Computerprogrammen herausgeschnitten werden, so häufig werden sie in Großaufnahme gezeigt.

Der Film könnte nach mehrmaligem sehen mit Sicherheit noch die Höchstwertung erhalten, so begeistert war ich seit "her" von keinem Film mehr, selbst "Boyhood" hat mich nicht so sprachlos zurückgelassen (aber auf Grund des emotionalen Schlag in die Magengrube, bleibt das Linklater Indie-Epos auf Platz 1 des Jahres, "Grand Budapest Hotel" und nun "Birdman" streiten sich um Platz 2). Dies ist ein Meisterwerk, das ich mir noch unzählige Male anschauen werde und kann man einem Film ein größeres Kompliment geben?

PS: Wer eine weitere Kritik lesen möchte, dem kann diese sehr interessante von Grantlands Wesley Morris empfehlen, auf die er auch in diesem sehr unterhaltsamen Podcast mit Alex Pappademas näher drauf eingeht.

Dienstag, 3. Februar 2015

Wild - Der große Trip

Fühlst du dich einsam? - Im echten Leben fühle ich mich einsamer als hier.


Jean-Marc Valeé, USA 2014 - 8/10

Cheryl Strayed musste raus. Raus aus ihrem Alltag, der nur noch aus Sex und Drogen bestand. Raus aus ihrer Trauer nach dem zu frühen Tod ihrer Mutter und vor allem raus aus ihrem bekannten Leben, von dem sie nicht wusste, was sie mit diesem anstellen sollte. So erblickte sie eines Tages in einem Laden in Minneapolis ein Reiseführer über den "Pacific Crest Trail" von Arizona bis rauf nach Oregon. Sie entschloss sich diesen Weg allein zu bestreiten, über 300 Meilen zu Fuß und davon handelt dieser Film.

Er beginnt in der Wüste. Cheryl (Resse Witherspoon mit einer extrem physischen und mutigen Performance) wird an einem Motel beim Beginn des Trails rausgelassen (Fahrerin war übrigens die echte Cheryl Strayed) und bucht sich in einem Motelzimmer ein. Dort sortiert sie erst einmal ihren Proviant, den sie in einen 14 Kilogramm schweren, monströsen Rucksack steckt. Dieses Szenen sind die humorvollsten des gesamten Films, danach beginnen die Strapazen, die immer wieder durch Rückblenden - teilweise extrem kurze Schnitte - unterbrochen werden und Cheryls Hintergrund in kleinen Happen dargestellt wird. Diese kleinen Happen machen da natürlich Lust auf mehr, sind sie doch zu Beginn nur kleine Geistesblitze und sie werden auch im Verlauf des Films immer weiter ausgedehnt.

Während die Wanderschaft Cheryls sehr viele Strapazen bereithält, ist es sehr mit ihrem Privatleben zu vergleichen, bei dem der Tod ihrer Mutter sehr viel kaputt gemacht hat. Bobbi (Laura Dern, zu Recht für den Oscar nominiert) hat einen gewalttätigen Mann und flüchtet mit der jungen Cheryl und ihrem Bruder Leif (Keene McRae) vor ihm. Die nun kleine Familie hat nicht viel Geld, aber dafür um so mehr Lebensfreude, die durch die immer glückliche Mutter ausgestrahlt wird. Als sie dann aber die niederschmetternde Nachricht erfahren, dass Bobbi sterben wird, ist es dahin mit der Freude und als sie dann schließlich wirklich stirbt, versinkt Cheryl in einem Strudel aus Sex und Drogen, aus der sie selbst ihr Ehemann Paul (Thoman Sadoski) nicht retten kann. Sie lassen sich scheiden und Cheryl tritt die selbst gewählte Reise an.

Also zurück auf den Trail, wo Cheryl sehr viele Strapazen durchmacht, aber auch interessanten Leute (und Leidensgenossen) trifft, die immer wieder dasselbe sagen: Auf diesem Pfad findet man zu sich selbst. So ist der Film etwas vorhersehbar gestaltet, aber gut, etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen. Dafür ist der Film sehr gut gemacht. Die Bilder sind exzellent photographiert, die unendliche Weite wird bei jeder Meile deutlich. Die Gefahren, die sich in der Weite Cheryl in den Weg stellen werden stets deutlich, es gibt beispielsweise eine Szene, bei der sie auf zwei Wanderer trifft, die dermaßen spannend gefilmt wurde, dass man eine Stecknadel im Kino hätte fallen hören.

Witherspoon gibt ihren vollen körperlichen Einsatz für diese Rolle, man sieht ihr die Anstrengungen ihrer Wanderschaft in jeder Szene an. Die Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin war zwar schon abzusehen, sobald der Film bekannt gegeben wurde, aber sie spielt hervorragend, ohne Frage. Meiner Meinung nach ist Laura Dern genauso gut, als "die Liebe meines Lebens" (wie Cheryl im Film von ihr spricht) und man kann bereits ahnen, dass sie ihren Tod nicht gut verkraften würde.

Ein eindrucksvoller, etwas sehr vorhersehbarer Film, der von den Bildern und den beiden sehr guten Performances lebt. Jeder Schauspieler wird von nun an mit Valeè zusammenarbeiten wollen, denn wieder wurden zwei Rollen aus seinem Film, wie schon bei "Dallas Buyers Club" (Matthew McConaughey als Hauptdarsteller und Jared Leto als Nebendarsteller), mit Oscarnominierungen und vielleicht auch Siegen (bei den beiden angesprochenen kam es zu den Siegen) dabei herausspringen.




Donnerstag, 29. Januar 2015

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben

I know it's not ordinary. But who ever loved ordinary?


Morten Tildum, UK 2014 - 8.75/10

Alan Turing war seiner Zeit meilenweit voraus, solch ein Wissenschaftler würde heute mit Sicherheit verehrt werden, selbst Leute, die sich sonst nie mit solchen Themen wie "Mechanik", "Mathematik", oder auch "Physik" interessieren. Er würde in einem Atemzug mit Stephen Hawking, Bill Gates oder Steve Jobs genannt werden, vor allem den letzten beiden haben ihm enorm viel zu verdanken, denn Turing hat den ersten Computer der Welt erfunden.

Der Film des norwegischen Regisseurs Morten Tildum (der vor allem für den super Thriller "Headhunters" bekannt ist - den ich demnächst noch besprechen werde) spielt in drei Zeitabschnitten: Die erste spielt in Alans Schulzeit, etwa 1928, die zweite während des Zweiten Weltkriegs ab 1939 und der letzte 1951, nach dem Krieg in Manchester. Der Fokus liegt verständlicherweise auf den mittleren, denn dort entwickelt Turing einen Apparat, der den Ausgang des Krieges entscheidend verändern sollte und schätzungsweise 14 Millionen Menschen das Leben gerettet haben soll. Die anderen beiden Abschnitte beleuchten die Ursprünge Alans Handlungen und dessen Auswirkungen, viele Jahre später. Natürlich werde ich nichts Entscheidendes verraten, keine Sorge.

Eine Enigma-Maschine wurde in Polen erbeutet. Solch ein Apparat wurde von den Nazis genutzt, um Funknachrichten zu verschlüsseln. Täglich um Mitternacht wurde der Code gewechselt und so war es, trotz des Abfangens der Nachrichten seitens der Engländer, im Grunde unmöglich, solch eine Nachricht zu entschlüsseln, gibt es doch 195 Trillionen Möglichkeiten. Doch da kommt Turing ins Spiel, der eine Maschine entwickelt, die jede Kombination in kürzester Zeit entschlüsseln kann. Bis es allerdings so weit ist, vergehen einige Jahre, in denen Alan nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen die Vorurteile seiner Kollegen zu kämpfen hat, denn er ist ein Asperger-Autist, der von seinen Zeitgenossen nicht geschätzt wird und seine Arroganz als Unfreundlichkeit gedeutet wird, während es ungewollt kommt.

Cumberbatch schafft es vortrefflich, Turing in seienr ganzen Komplexität darzustellen. Er mag für viele Zeitgenossen ein arroganter Vollidiot gewesen sein, der zwar enorm schlau war, aber sozial ein Desaster. Er versteht es, Turing zwar anders, aber um einiges menschlicher und facettenreicher darzustellen, als es irgendwelche beliebige Actionhelden sind. Cumberbatch versteht es, alle Emotionen, die Turing zwar angestaut, aber nicht ans Tageslicht bringen kann, zu unterdrücken und ihn so noch mehr zur tragischen Figur zu machen, der emotionale letzte Akt tut sein übriges. Neben ihm hat Keira Knightley als Joan Clark die wichtigste Rolle neben Turing. Sie spielt eine intelligente junge Frau im London der Kriegszeit, die auf einem Level wie Turing arbeitet, aber bei den Sekretärinnen unterkommen muss, weil Frauen zu damaliger Zeit solche Berufe ausübten, falls sie überhaupt arbeiteten. Der Weg Knightleys Figur ist sehr vorhersehbar gestaltet (wie fast der gesamte Film, eines der wenigen Problemen), aber es fällt nicht groß ins Gewicht. In zwei wichtigen Nebenrollen sind zum einen Charles Dance (Tywin Lannister aus "Game of Thrones") als Turings konsequenter und strenger Boss und Allen Leech (Tom "The Chaufeur" Branson aus "Downton Abbey") als Alans Kollege John.

Der Film schafft es seine Spannung aufrecht zu erhalten, ein Wunder, bedenkt man, dass es viele Szenen gibt, bei denen stupide auf den tuckernden und klackernden Computer gestarrt wird. Tyldum versteht es selbst in solchen Situationen durch den Einsatz des exzellenten Soundtracks von Alexandre Desplat (völlig zurecht für den Oscar nominiert, seine achte Nominierung in neun Jahren - auch für "Grand Budapest Hotel" dieses Jahr) und den Klängen der Maschine Spannung zu erzeugen. Insgesamt wurde der Film für acht Preise nominiert, darunter Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Es würde mich sehr wundern, wenn er in einer dieser Kategorien siegreich wäre, Cumberbatch hat noch die besten Chancen, aber Eddie Redmayne ("Theory of Everything") und Michael Keaton ("Birdman", den schaue ich mir nächste Woche an) werden den Preis unter sich ausmachen. Knightley wird keine Chance gegen die überragende Patricia Arquette aus "Boyhood" haben.

Das Film endet mit einem buchstäblichen Schlag in die Magengrube, was vorher einem routinierten Zweiten-Weltkriegs-Streifen nahe kommt, wird durch dieses Ende um einiges ergreifender - damit will ich nicht sagen, dass der Film vorher schlecht war, ganz im Gegenteil, sondern, dass er durch die Szenen im Jahr 1951 noch einmal besser wird.

Wer einen sehr guten Thriller sehen möchte mit einem überragenden Cumberbatch, der ist hier absolut richtig aufgehoben.

Freitag, 16. Januar 2015

ANALYSE Teil 1: Oscar Nominierungen 2015 - Die wichtigsten Kategorien


Just a bunch of middle aged white dudes



Nach dem anfänglichen Aufarbeiten der Verkündung der Nominierten, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ich werde meine Prognose zur Hand nehmen und jede Kategorie durchgehen, dabei auf Gewinner und Verlierer und vor allem die großen Überraschungen eingehen, denn von denen gab es sehr viele!!!

BEST PICTURE (7/8) 

Hier habe ich auf die "traditionellen" 9 Nominierungen getippt, die in den letzten drei Jahren auftraten, seit die Kategorie "Bester Film" erweitert wurde. Diesmal allerdings gab es "nur" 8 Filme, die in der Königs-Kategorie vertreten sind. Von diesen habe ich 7 richtig prognostiziert.

Einzig "American Sniper" habe ich nicht auf dem Schirm gehabt. I mean. WHAT UP WITH THAT??? Die Academy ging echt steil auf diesen Film, ich sah das nicht so weit kommen. Mehr dazu später. "Nightcrawler" fiel ebenso raus und wurde insgesamt nur einmal nominiert. Genauso wie Finchers "Gone Girl", das ich viel stärker eingeschätzt habe. Dass "Selma" nominiert wurde ist ja schön und gut, dass dies allerdings die einzige Nominierung neben "Original Song" bleiben würde, das ist dann schon extrem überraschend und für viele enttäuschend, dieser Tweet bringt es auf den Punkt.



Am meisten freue ich mich über die erwartete Nominierung für "Boyhood", aber vor allem über die Liebe, die "The Grand Budapest Hotel" durch die Bank erfährt (mehr dazu später). Dass einmal ein Film vom Meister Wes Anderson so dermaßen bei der Academy absahnen würde, das hätte ich nie für möglich gehalten. Um so schöner, dass es nun passiert ist. Nach dem vierten Sehen muss ich sagen, dass er mir immer besser gefällt und ich nun sogar zur 9.75/10 tendiere, die "Boyhood" schon bei dessen ursprünglichen Kritik erhalten hätte sollen.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: "Boyhood"

BEST PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A LEADING ROLE (3/5)

Jeder, der eine Prognose für die Awards abgegeben hat, wird diese Kategorie letztlich falsch aufgestellt haben. Dass Keaton, Redmayne und Cumberbatch nominiert werden würden, das war klar. Ich habe auch immer an Benedict geglaubt, auch wenn da in letzter Zeit anderslautende Meinungen aufkamen. Die letzten beiden Slots hätten an David Oyelowo für "Selma" und Jake Ghyllenhaal für "Nightcrawler" gehen sollen, aber dem war nicht so.

Stattdessen wurden Steve Carrel für seine Rolle in "Foxcatcher" nominiert, der zu Beginn der Award-Season als einer der Favoriten gehandelt wurde. Als aber der Film nicht so wie erwartet bei den einzelnen Kritikergruppen eingeschlagen hat, auf einen der Plätze außerhalb der Top 5 verschoben wurde.

Die andere Nominierung dagegen kommt TOTAL überraschend und man kann vermuten dass die Academy einen neuen Liebling haben: Bradley Cooper für "American Sniper", die weißeste Rolle, die man sich nur vorstellen kann. Sasha Stone von Awards Daily hat zwar schon angedeutet, dass die Academy sehr positiv auf das neue Werk von Clint reagiert haben soll, aber dass es so positive Wellen schlagen würde, das war nicht abzusehen. Ich glaube zwar nicht, dass Cooper letztlich eine Chance haben wird (ich habe eine Flasche Tequila auf Michael Keaton gesetzt), aber seine Nominierung allein kam schockierend. Vor allem, weil er nicht nur die beiden vorher genannten Schauspieler ausgeschlagen hat, sondern vor allem Ralph Fiennes in "The Grand Budapest Hotel", eine Rolle, die bei jedem sehen noch sehr viel witziger wird. Schade.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Michael Keaton - "Birdman"

BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A LEADING ROLE (4/5)

Hier lag ich fast komplett richtig, nur wurde leider nicht Jennifer "Rachel" Aniston für ihre Rolle in "Cake" nominiert - Insider sagen, dass viel zu wenig Screener an die Mitglieder verteilt wurden und dass der Film generell viel zu klein war. Dafür wurde eine der in Augen vieler Kritiker besten weiblichen Performances des Jahres belohnt: Marion Cotillard in "Two Days, One Night" der Dardennes-Brüder aus Belgien. Hier spielt sie eine Arbeiterin, die alles verliert und dies mit solcher Hingabe, dass selbst die konservative Academy nicht an ihr vorbei kam. Die Vorbehalte gegenüber Performances in ausländischen Filmen ist hinreichend bekannt, nur gut, dass Cotillard schon einmal einen Oscar gewonnen hat, also kein Newcomer ist.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Julianne Moore - "Still Alice"

BEST PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A SUPPORTING ROLE (5/5!!!)

BÄM! Die erste Kategorie, bei der ich alle Nominierten richtig getippt habe. Eine Möglichkeit wäre Tom Wilkinson in "Selma" gewesen, aber seine Darstellung - auch durch das Script bedingt - des Präsidenten Lyndon B. Johnson stieß auf heftige Kritik in den letzten Wochen, genauso wie der gesamte Film, deshalb die geringe Anzahl der Nominierungen. Ich freue mich für Ethan Hawke, der eine super Performance als Vater in "Boyhood" abgeliefert hat. "Foxcatcher" habe ich bislang noch nicht gesehen, bin aber großer Fan von Mark Ruffalo, genauso wie von Edward Norton, der für seine Rolle in "Birdman" bedacht wurde.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: JK Simmons - "Whiplash"

BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE (4/5)

Es kam zur obligatorischen Mery Streep-Nominierung, ihre 18. bislang. Diesmal als böse Hexe bei "Into The Woods", einen Film, an dem ich absolut gar kein Interesse habe. Ich freue mich persönlich für Patricia Arquette in "Boyhood", die dem Film eine ganze, weitere Dimension verleiht. Jessica Chastain wurde NICHT für "A Most Violent Year" nominiert, der ganze Film ging leer aus. Ein Zeichen dafür, dass die Strategie, den Film am 31.12. zu starten gehörig in die Hose gegangen ist. Ihren Platz hat Laura Dern in "Wild" eingenommen. Dern ist Schauspielerin, die schon ewig im Geschäft dabei ist, sie war schon in "Jurassic Park" beispielsweise zu sehen. Eine schöne Belohnung nach all den Jahren, ihre letzte Nominierung liegt über zwanzig Jahre zurück.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Patricia Arquette - "Boyhood"

BEST DIRECTOR (3/5)

WES ANDERSON WURDE FÜR DEN BESTEN REGISSEUR NOMINIERT!! So geil, darauf habe ich seit über zehn Jahren gewartet, er ist schon immer einer meiner Lieblingen gewesen und nun bekommt er endlich die Aufmerksamkeit, die er schon immer verdient hat. Innaritu wurde völlig zurecht für "Birdman" nominiert, mehr über diesen Film am Ende des Monats. Linklater für "Boyhood" ist der Favorit, sein Engagement und Glaube an das Projekt über 12 Jahre ist bemerkenswert und muss belohnt werden. Dass Fincher ausgeschlossen wird, hätte ich nicht gedacht, vor allem auch, weil "Gone Girl" ein Hit war. Aber gut, außer Rosamund Pike wurde der Film komplett ignoriert. Auch Ava DuVerney für ihre Arbeit bei "Selma" wurde ignoriert, was für einen großen Aufschrei sorgte.

Stattdessen hat Bennett Miller für seinen dritten Film die dritte Nominierung erhalten hat (für "Moneyball" zwar nur "Best Picture", aber immerhin). Er muss viele Fans bei den Regisseuren haben, denn ansonsten hat der Film keine "Best Picture" Nominierung erhalten - übrigens der erste Regisseur bei dem dies so eingetreten ist, seitdem die Kategorie "Bester Film" auf bis zu zehn Filme erweitert wurde. Den letzten Platz in der Riege der besten Regisseure ging an Morten Tyldum für "The Imitation Game". Weil er bislang noch relativ unbekannt in Hollywood war, hätte ich nicht gedacht, dass es für eine Nominierung reichen würde - aber seinen Film "Headhunters" von 2011 fand ich super.

Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Richard Linklater - "Boyhood"


TOTAL: (26/33) = 79%

Donnerstag, 15. Januar 2015

Oscar Nominierungen 2015




Es ist soweit, hier sind die Nominierungen der diesjährigen Oscar Verleihung.
Eins vorweg: AMERICAN SNIPER?! WTF???!!! Eine Analyse kommt morgen.
Aber: JUHUUU an "The Grand Budapest Hotel" und "Boyhood".


 Best Picture
"American Sniper"
"Birdman"
"Boyhood"
"The Grand Budapest Hotel"
"The Imitation Game"
"Selma"
"The Theory of Everything"
"Whiplash"
Best Director
Alejandro González Iñárritu, "Birdman"
Richard Linklater, "Boyhood"
Bennett Miller, "Foxcatcher"
Wes Anderson, "The Grand Budapest Hotel"
Morten Tyldum, "The Imitation Game"
Best Actor
Steve Carell, "Foxcatcher"
Bradley Cooper, "American Sniper"
Benedict Cumberbatch, "The Imitation Game"
Michael Keaton, "BIrdman"
Eddie Redmayne, "The Theory of Everything"
Best Actress
Marion Cotillard, "Two Days, One Night"
Felicity Jones, "The Theory of Everything"
Julianne Moore, "Still Alice"
Rosamund Pike, "Gone Girl"
Reese Witherspoon, "Wild"
Best Supporting Actor
Robert Duvall, "The Judge"
Ethan Hawke, "Boyhood"
Edward Norton, "Birdman"
Mark Ruffalo, "Foxcatcher"
J.K. Simmons, "Whiplash"
Best Supporting Actress
Patricia Arquette, "Boyhood"
Laura Dern, "Wild"
Keira Knightley, "The Imitation Game"
Emma Stone, "Birdman"
Meryl Streep, "Into the Woods"
Best Adapted Screenplay
"American Sniper" (Jason Hall)
"The Imitation Game" (Graham Moore)
"Inherent Vice" (Paul Thomas Anderson)
"The Theory of Everything" (Anthony McCarten)
"Whiplash" (Damien Chazelle)
Best Original Screenplay
"Birdman" (Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Armando Bo)
"Boyhood" (Richard Linklater)
"Foxcatcher" (E. Max Frye, Dan Futterman)
"The Grand Budapest Hotel" (Wes Anderson, Hugo Guiness)
"Nightcrawler" (Dan Gilroy)
Best Cinematography
"Birdman" (Emmanuel Lubezki)
"The Grand Budapest Hotel" (Robert D. Yeoman)
"Ida" (Ryszard Lenczweski; Lukasz Zal)
"Mr. Turner" (Dick Pope)
"Unbroken" (Roger Deakins)
Best Costume Design
"The Grand Budapest Hotel" (Milena Canonero)
"Inherent Vice" (Mark Bridges)
"Into the Woods" (Colleen Atwood)
"Mr. Turner" (Jacqueline Durran)
"Maleficent" (Anna B. Sheppard)
Best Film Editing
"American Sniper" (Joel Cox, Gary Roach)
"Boyhood" (Sandra Adair)
"The Grand Budapest Hotel" (Barney Pilling)
"The Imitation Game" (William Goldenberg)
"Whiplash" (Tom Cross)
Best Makeup and Hairstyling
"Foxcatcher"
"The Grand Budapest Hotel"
"Guardians of the Galaxy"
Best Music (Original Score)
"The Grand Budapest Hotel" (Alexandre Desplat)
"The Imitation Game" (Alexandre Desplat)
"Interstellar" (Hans Zimmer)
"Mr. Turner" (Gary Yershon)
"The Theory of Everything" (Jóhann Jóhannsson)
Best Music (Original Song)
"Lost Stars" from "Begin Again"
"I'm Not Gonna Miss You" from "Glen Campbell: I'll Be Me"
"Everything is Awesome" from "The LEGO Movie"
"Glory" from "Selma"
"Grateful" from "Beyond the Lights"
Best Production Design
"The Grand Budapest Hotel" (Adam Stockhausen; Anna Pinnock)
"The Imitation Game" (Maria Djurkovic; Tatiana Macdonald)
"Interstellar" (Nathan Crowley; Gary Fettis, Paul Healy)
"Into the Woods" (Dennis Gassner; Anna Pinnock)
"Mr. Turner" (Suzie Davies; Charlotte Watts)
Best Sound Editing
"American Sniper"
"Birdman"
"The Hobbit: The Battle of the Five Armies"
"Interstellar"
"Unbroken"
Best Sound Mixing
"American Sniper"
"Birdman"
"Interstellar"
"Unbroken"
"Whiplash"
Best Visual Effects
"Captain America: The Winter Soldier"
"Dawn of the Planet of the Apes"
"Guardians of the Galaxy"
"Interstellar"
"X-Men: Days of Future Past"
Best Animated Feature Film
"Big Hero 6"
"The Boxtrolls"
"How to Train Your Dragon 2"
"Song of the Sea"
"The Tale of Princess Kaguya"
Best Foreign Language Film
"Wild Tales" (Damián Szifrón; Argentina)
"Tangerines" (Zaza Urushadze; Estonia)
"Timbuktu" (Abderrahmane Sissako; Mauritania)
"Ida" (Pawel Pawlikowski; Poland)
"Leviathan" (Andrey Zvyagintsev; Russia)
Best Documentary Feature
"CITIZENFOUR"
"Finding Vivian Mayer"
"Last Days in Vietnam"
"The Salt of the Earth"
"Virunga"
Best Documentary (Short Subject)
"Crisis Hotline: Veterans Press 1"
"Joanna"
"Our Curse"
"The Reaper"
"White Earth"
Best Short Film (Animated)
"The Bigger Picture"
"The Dam Keeper"
"Feast"
"Me and My Moulton"
"A Single Life"
Best Short Film (Live Action)
"Aya"
"Boogaloo and Graham"
"Butter Lamp"
"Parvaneh"
"The Phone Call"

Read more at http://www.hitfix.com/in-contention/2015-academy-awards-nominations-complete-list#jwXy1KZGyAKtHH2A.99

Mittwoch, 14. Januar 2015

PROGNOSE: Oscar Nominierungen 2015



Es ist wieder so weit: Die Oscar-Nominierungen werden morgen Nachmittag (14:30 Uhr) deutscher Zeit bekannt gegeben. Im folgendem werde ich meine Prognosen abgeben, wer in den wichtigen Kategorien nominiert wird, eine ausführliche Analyse wird morgen, spätestens Freitag folgen.

Also dann: Viel Vergnügen beim lesen!!!

BEST PICTURE: Die letzten Jahren wurden IMMER neun Filme in dieser Kategorie nominiert, also werde ich das auch machen.

Boyhood

Birdman

The Imitation Game

The Theory of Everything

Whiplash

Selma

Nightcrawler

The Grand Budapest Hotel

Gone Girl


Best Actor: SEHR schwierige Kategorie!! Ich will Ralph Fiennes hinzufügen...

Michael Keaton - Birdman

Eddie Redmayne - The Theory of Everything

Jake Gyllenhaal - Nightcrawler

Benedict Cumberbatch - The Imitation Game

Michael Oyelowo - Selma


Best Actress:

Julianne Moore - Still Alice

Reese Witherspoon - Wild

Rosamund Pike - Gone Girl

Felicity Jones - The Theory Of Everything

Jennifer Aniston - Cake


Best Director:

Alejandro González Iñárritu - Birdman

Richard Linklater - Boyhood

Ava DuVerney - Selma

Wes Anderson - The Grand Budapest Hotel

David Fincher - Gone Girl


Best Supporting Actor

JK Simmons - Whiplash

Edward Norton - Birdman

Mark Ruffalo - Foxcatcher

Ethan Hawke - Boyhood

Robert Duvall - The Judge


Best Supporting Actress

Patricia Arquette - Boyhood

Emma Stone - Birdman

Keira Knightley - The Imitation Game

Meryl Streep - Into The Woods

Jessica Chastain - A Most Violent Year


Best Original Screenplay

The Grand Budapest Hotel

Birdman

Boyhood

Nightcrawler

Foxcatcher

Best Adapted Screenplay

Gone Girl

Whiplash

The Imitation Game

The Theory Of Everything

American Sniper

Best Cinematography

Birdman - Emmanuel Lubezki

Interstellar - Hoyte van Hoytema

Mr Turner - Dick Pope

Unbroken - Roger Deakins

The Theory of Everything - Benoite Delhomme


Best Costume Design

Into The Woods

The Grand Budapest Hotel

Mr Turner

Selma

The Theory of Everything


Best Production Design

Into The Woods

The Grand Budapest Hotel

The Imitation Game

Birdman

Interstellar


Best Editing

Birdman

Boyhood

Whiplash

The Imitation Game

Gone Girl


Best Visual Effects

Interstellar

Godzilla

Guardians Of The Galaxy

Dawn of the Planet of the Apes

The Hobbit: The Battle of the Five Armies


Best Animated Feature

The LEGO Movie

How To Train Your Dragon 2

Big Hero 6

The Boxtrolls

Princess Kaguya


Make Up / Hair:

The Grand Budapest Hotel

Foxcatcher

Guardians of the Galaxy


Original Song

Selma - Common / John Legend

Big Eyes - Lana Del Rey

The Hunger Games: Mockingjay Part 1 - Lorde

The Hobbit: The Battle of the Five Armies - Billy Boyd

The LEGO Movie - Tegan & Sara


Original Score

The Theory of Everything

The Grand Budapest Hotel

Birdman

Gone Girl

Interstellar

Best Foreign Language Film

Ida (Poland)

Leviathan (Russia)

Wild Tales (Argentina)

Force Majeure (Sweden)

Timbuktu (Mauretania)


Best Sound Effects Editing

Fury

Birdman

Godzilla

Dawn of the Planet of the Apes

Interstellar

Best Sound Mixing

Birdman

Into The Woods

Whiplash

Fury

American Sniper


GESAMT, alle Filme mit mehr als einer Nominierung:

Birdman 12 Nominierungen

The Theory of Everything 7 Nominierungen

The Imitation Game 6 Nominierungen

Boyhood 6 Nominierungen

The Grand Budapest Hotel 6 Nominierungen

Gone Girl 6 Nominierungen

Whiplash 5 Nominierungen

Selma 5 Nominierungen

Interstellar 5 Nominierungen

Into The Woods 4 Nominierungen

American Sniper 3 Nominierungen

Nightcrawler 3 Nominierungen

Foxcatcher 3 Nominierungen

Mr Turner 2 Nominierungen

Guardians of the Galaxy 2 Nominierungen

The LEGO Movie 2 Nominierungen

Fury 2 Nominierungen

The Hobbit: The Battle of the Five Armies 2 Nominierungen






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