Just a bunch of middle aged white dudes
Nach dem anfänglichen Aufarbeiten der Verkündung der Nominierten, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ich werde meine Prognose zur Hand nehmen und jede Kategorie durchgehen, dabei auf Gewinner und Verlierer und vor allem die großen Überraschungen eingehen, denn von denen gab es sehr viele!!!
BEST PICTURE (7/8)
Hier habe ich auf die "traditionellen" 9 Nominierungen getippt, die in den letzten drei Jahren auftraten, seit die Kategorie "Bester Film" erweitert wurde. Diesmal allerdings gab es "nur" 8 Filme, die in der Königs-Kategorie vertreten sind. Von diesen habe ich 7 richtig prognostiziert.
Einzig "American Sniper" habe ich nicht auf dem Schirm gehabt. I mean. WHAT UP WITH THAT??? Die Academy ging echt steil auf diesen Film, ich sah das nicht so weit kommen. Mehr dazu später. "Nightcrawler" fiel ebenso raus und wurde insgesamt nur einmal nominiert. Genauso wie Finchers "Gone Girl", das ich viel stärker eingeschätzt habe. Dass "Selma" nominiert wurde ist ja schön und gut, dass dies allerdings die einzige Nominierung neben "Original Song" bleiben würde, das ist dann schon extrem überraschend und für viele enttäuschend, dieser Tweet bringt es auf den Punkt.
Am meisten freue ich mich über die erwartete Nominierung für "Boyhood", aber vor allem über die Liebe, die "The Grand Budapest Hotel" durch die Bank erfährt (mehr dazu später). Dass einmal ein Film vom Meister Wes Anderson so dermaßen bei der Academy absahnen würde, das hätte ich nie für möglich gehalten. Um so schöner, dass es nun passiert ist. Nach dem vierten Sehen muss ich sagen, dass er mir immer besser gefällt und ich nun sogar zur 9.75/10 tendiere, die "Boyhood" schon bei dessen ursprünglichen Kritik erhalten hätte sollen.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: "Boyhood"
BEST PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A LEADING ROLE (3/5)
Jeder, der eine Prognose für die Awards abgegeben hat, wird diese Kategorie letztlich falsch aufgestellt haben. Dass Keaton, Redmayne und Cumberbatch nominiert werden würden, das war klar. Ich habe auch immer an Benedict geglaubt, auch wenn da in letzter Zeit anderslautende Meinungen aufkamen. Die letzten beiden Slots hätten an David Oyelowo für "Selma" und Jake Ghyllenhaal für "Nightcrawler" gehen sollen, aber dem war nicht so.
Stattdessen wurden Steve Carrel für seine Rolle in "Foxcatcher" nominiert, der zu Beginn der Award-Season als einer der Favoriten gehandelt wurde. Als aber der Film nicht so wie erwartet bei den einzelnen Kritikergruppen eingeschlagen hat, auf einen der Plätze außerhalb der Top 5 verschoben wurde.
Die andere Nominierung dagegen kommt TOTAL überraschend und man kann vermuten dass die Academy einen neuen Liebling haben: Bradley Cooper für "American Sniper", die weißeste Rolle, die man sich nur vorstellen kann. Sasha Stone von Awards Daily hat zwar schon angedeutet, dass die Academy sehr positiv auf das neue Werk von Clint reagiert haben soll, aber dass es so positive Wellen schlagen würde, das war nicht abzusehen. Ich glaube zwar nicht, dass Cooper letztlich eine Chance haben wird (ich habe eine Flasche Tequila auf Michael Keaton gesetzt), aber seine Nominierung allein kam schockierend. Vor allem, weil er nicht nur die beiden vorher genannten Schauspieler ausgeschlagen hat, sondern vor allem Ralph Fiennes in "The Grand Budapest Hotel", eine Rolle, die bei jedem sehen noch sehr viel witziger wird. Schade.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Michael Keaton - "Birdman"
BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A LEADING ROLE (4/5)
Hier lag ich fast komplett richtig, nur wurde leider nicht Jennifer "Rachel" Aniston für ihre Rolle in "Cake" nominiert - Insider sagen, dass viel zu wenig Screener an die Mitglieder verteilt wurden und dass der Film generell viel zu klein war. Dafür wurde eine der in Augen vieler Kritiker besten weiblichen Performances des Jahres belohnt: Marion Cotillard in "Two Days, One Night" der Dardennes-Brüder aus Belgien. Hier spielt sie eine Arbeiterin, die alles verliert und dies mit solcher Hingabe, dass selbst die konservative Academy nicht an ihr vorbei kam. Die Vorbehalte gegenüber Performances in ausländischen Filmen ist hinreichend bekannt, nur gut, dass Cotillard schon einmal einen Oscar gewonnen hat, also kein Newcomer ist.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Julianne Moore - "Still Alice"
BEST PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A SUPPORTING ROLE (5/5!!!)
BÄM! Die erste Kategorie, bei der ich alle Nominierten richtig getippt habe. Eine Möglichkeit wäre Tom Wilkinson in "Selma" gewesen, aber seine Darstellung - auch durch das Script bedingt - des Präsidenten Lyndon B. Johnson stieß auf heftige Kritik in den letzten Wochen, genauso wie der gesamte Film, deshalb die geringe Anzahl der Nominierungen. Ich freue mich für Ethan Hawke, der eine super Performance als Vater in "Boyhood" abgeliefert hat. "Foxcatcher" habe ich bislang noch nicht gesehen, bin aber großer Fan von Mark Ruffalo, genauso wie von Edward Norton, der für seine Rolle in "Birdman" bedacht wurde.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: JK Simmons - "Whiplash"
BEST PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE (4/5)
Es kam zur obligatorischen Mery Streep-Nominierung, ihre 18. bislang. Diesmal als böse Hexe bei "Into The Woods", einen Film, an dem ich absolut gar kein Interesse habe. Ich freue mich persönlich für Patricia Arquette in "Boyhood", die dem Film eine ganze, weitere Dimension verleiht. Jessica Chastain wurde NICHT für "A Most Violent Year" nominiert, der ganze Film ging leer aus. Ein Zeichen dafür, dass die Strategie, den Film am 31.12. zu starten gehörig in die Hose gegangen ist. Ihren Platz hat Laura Dern in "Wild" eingenommen. Dern ist Schauspielerin, die schon ewig im Geschäft dabei ist, sie war schon in "Jurassic Park" beispielsweise zu sehen. Eine schöne Belohnung nach all den Jahren, ihre letzte Nominierung liegt über zwanzig Jahre zurück.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Patricia Arquette - "Boyhood"
BEST DIRECTOR (3/5)
WES ANDERSON WURDE FÜR DEN BESTEN REGISSEUR NOMINIERT!! So geil, darauf habe ich seit über zehn Jahren gewartet, er ist schon immer einer meiner Lieblingen gewesen und nun bekommt er endlich die Aufmerksamkeit, die er schon immer verdient hat. Innaritu wurde völlig zurecht für "Birdman" nominiert, mehr über diesen Film am Ende des Monats. Linklater für "Boyhood" ist der Favorit, sein Engagement und Glaube an das Projekt über 12 Jahre ist bemerkenswert und muss belohnt werden. Dass Fincher ausgeschlossen wird, hätte ich nicht gedacht, vor allem auch, weil "Gone Girl" ein Hit war. Aber gut, außer Rosamund Pike wurde der Film komplett ignoriert. Auch Ava DuVerney für ihre Arbeit bei "Selma" wurde ignoriert, was für einen großen Aufschrei sorgte.
Stattdessen hat Bennett Miller für seinen dritten Film die dritte Nominierung erhalten hat (für "Moneyball" zwar nur "Best Picture", aber immerhin). Er muss viele Fans bei den Regisseuren haben, denn ansonsten hat der Film keine "Best Picture" Nominierung erhalten - übrigens der erste Regisseur bei dem dies so eingetreten ist, seitdem die Kategorie "Bester Film" auf bis zu zehn Filme erweitert wurde. Den letzten Platz in der Riege der besten Regisseure ging an Morten Tyldum für "The Imitation Game". Weil er bislang noch relativ unbekannt in Hollywood war, hätte ich nicht gedacht, dass es für eine Nominierung reichen würde - aber seinen Film "Headhunters" von 2011 fand ich super.
Viel zu frühe Gewinner-Prognose: Richard Linklater - "Boyhood"
TOTAL: (26/33) = 79%
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen