Samstag, 17. Januar 2015

In ihren Augen

How do you live a life full of nothing?



El secreto de sus ojos (The Secret in Their Eyes), Juan José Campanella, ARG 2009 - 9.25/10

Zunächst einmal: Klickt auf diesen Link, einer der besten Szenen der letzten Jahre. Danke, weiterlesen!

Benjamín Esposito (Ricardo Darín) ist ein ehemaliger Gerichtsangestellter aus Buenos Aires, der vor kurzem in den Ruhestand gegangen ist. Wir befinden uns im Jahr 1999 und Esposito sitzt an seinem Schreibtisch. Er will seine Erlebnisse in einem Buch zuammenfassen, vor allem ein Ereignis, welches vor 25 Jahren passierte, lässt ihn keine Ruhe.

Der Film macht immer wieder Zeitsprünge, die jedesmal ausgezeichnet gewählt wurden und nicht aufgesetzt wirken. Das Jahr ist, ihr habt richtig gerechnet, 1974. Ein wesentlich jüngerer Esposito sitzt an seinem Schreibtisch im Gerichtsgebäude, gegenüber seines bebrillten Kollegen Pablos Sandoval (Guillermo Francella), der sich für keinen Spruch zu schade ist und immer wieder viel zu viel trinkt. An diesem Tag bekommen die beiden eine neue Chefin: Irene Hastings (Soledad Villamil) und Esposito ist sofort von ihr angetan. Doch er hat gar nicht lange Zeit, seine neue Chefin zu bewundern, denn ein Auftrag von "der beschissenen" Abteilung 18 kommt in sein Büro: Eine jungen Frau wurde vergewaltigt und ermordet aufgefunden.

Widerwillig geht er zum Tatort, will den Fall schon abgeben, aber als er das Opfer erblickt, ist er wie versteinert. Solch eine Brutalität hätte er nicht erwartet und von nun an widmet er jede Minute, um den Täter zu finden. Überraschend schnell geschieht dies, Abteilung 18 hat eigene Nachforschungen angestellt, aber als Esposito die mutmaßlichen Täter im Gefängnis sehen möchte, wird er abgewiesen. Nur nachdem er seine Beziehungen spielen lies, findet er die beiden Täter vor, die mit geschwollenem Auge und blutverschmiert in der Zelle sitzen. Ihnen wurde das Geständnis aufgezwungen. Esposito knöpft sich den Chef von Abteilung 18 vor, der aber sehr viel mehr Macht als er besitzt. Der eigentliche Täter läuft immer noch frei herum und Esposito macht sich mit Sandoval und Hastings auf die Suche nach ihm.

Der Film erinnert an Finchers "Zodiac", bei dem ein einzelner Ermittler über Jahre auf der Suche nach einem unbekannten Täter ist. Hier gibt es einige Unterschiede, auf die ich natürlich nicht eingehen kann, denn den Film müsst ihr schon selbst sehen. Ich kann nur so viel verraten: Das Ende gehört zu den eindrucksvollsten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die Atmosphäre, die im Film geschaffen wird, ist herausragend, was auch am sehr guten Script liegt. Man sympathisiert fast von Beginn an mit den drei Hauptfiguren und der Sprung in der Handlungszeit lässt sie noch einmal interessanter erscheinen. Die Beziehung zwischen Benjamín und Irene bleibt immer relevant und es kommen nach und nach neue Details ans Tageslicht, genauso wie bei der großen Ermittlung, um die sich der gesamte Film dreht.

Letztlich wird immer wieder auf die Militärdiktatur in Argentinien angesprochen, die später entscheidend Einfluss auf den Film nimmt. Doch bleibt dies sehr farblos, vielleicht wäre hier das Auftreten eines Vertreter des Militärs sinnvoll gewesen, so bleiben einige Handlungsstränge merkwürdig im Unklaren. Dies ist aber der einzige Schwachpunkt eines ansonsten exzellenten Films. Die siebziger Jahre wurden hervorragend wiedergegeben, vor allem die Kostüme und Kulissen müssen erwähnt werden, hier wurde gute Arbeit geleistet. Die Schauspieler überzeugen alle durch die Bank, die drei Hauptfiguren sind alle ausgezeichnet. Völlig zu Recht hat dieser Film den Oscars als bester ausländischer Film 2009 gewonnen.

Wer einen ausgezeichneten Thriller sehen möchte, einen wirklichen Geheimtipp, der ist hier genau richtig. Meine vollste Empfehlung.

2 Kommentare:

  1. Ich wusste doch, dass ich Ricardo Darín irgendwoher kenne: "Wild Tales" - der Bombita :)) Auch ein großartiger Argentinier.
    Schreibst Du eigentlich nur über Filme, die Du sehr magst oder ist das eher Zufall? Habe nur einen "Ausreißer" gefunden :)

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  2. Ah cool, den wollte ich mir auch noch ansehen, wurde ja auch für den Oscar nominiert. Eher ersteres, ich mach mit diesem Blog im Grunde meine Freunde und alle Interessierte auf tolle Filme aufmerksam. Aber ich hab ein paar Enttäuschungen noch im Köcher, über die ich demnächst noch schreiben will.

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