Hach, jung zu sein und das erste mal zu lieben. Das war das Gefühl, als sich Wes Anderson und Roman Coppola diesen Film ausgedacht haben müssen. Es gibt unzählige Filme über die Liebe, aber dieser hier, der ist ein besonderer, was vor allem an der unfassbaren Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren liegt, die Wes Anderson-typisch abgedreht sind und in keinem normalen Haushalt zu finden sind, allerdings gerade dadurch einen besonderen, unwirklichen Touch. Susi und Sam passen perfekt zusammen eben weil sie nicht perfekt sind. Klingt verrückt, aber macht im Verlauf dieses Films absolut Sinn.
Auf einer fiktiven Insel in den 1960er Jahren, irgendwo nahe der Ostküste, namens New Penzance, hat ein kleiner Pfadfinder namens Sam Shakusky (Jared Gilman) keine Lust mehr, sich das (im Grunde sensationell gemachte) Theaterstück über die Arche Noah in der Kirche anzusehen. Kurzerhand nimmt er Reißaus und verschwindet in den Hinterräumen, dort in die Mädchen-Umkleidekabine. Fünf als Vögel verkleidete Mädchen sitzen vor dem großen Spiegel und machen sich für ihren Auftritt bereit. "What kind of bird are you?" fragt er sie. Sie ist der Rabe (und Star) der Show: Suzy Bishop (Kara Hayward). Irgendetwas macht in dem Moment *KLICK* und die beiden beginnen sich für einander zu interessieren. Am Schluss dieser exzellenten Anfangsszene erhält Sam einen Brief von Suzy...
Ein paar Monate später - sie haben sich zwischenzeitlich immer wieder Briefe geschrieben (was in einer urkomischen Montage gezeigt wird) - treffen sich beide auf einer großen Wiese wieder, voll bepackt: Sam ist aus dem Pfadfinderlager ausgebrochen, während Suzy Reißaus von zu Hause und ihren anstrengenden Eltern (Frances McDormand und Bill Murray) genommen hat. Alle sind in heller Aufruhr, wie der Leiter der Pfadfinder Scout Master Randy Ward (Edward Norton) und der alarmierte Polizist Captain Sharp (Bruce Willis(!)), der mit dem einzigen Auto der Insel auf die Suche nach den beiden geht, unterstützt von den anderen Pfadfindern. Sam und Suzy allerdings genießen ihre gemeinsame Zeit bei der sie noch mehr als Freundschaft füreinander entwickeln.
Wes Anderson gelingt es wieder einmal eine vergangene Zeit wieder auferstehen zu lassen. Diesmal jedoch in einem eigens dafür geschaffenen Umfeld - eine fiktive Insel, auf der er alle seine Einfälle genug Platz haben um farbenfroh und überraschend eingesetzt werden können. Die Locations (meistens wurde in Rhode Island und Massachusetts gedreht) sind perfekt gewählt, eine heimelige, abgeschiedene, vergangene Atmosphäre wird erzeugt, die den ganzen Film über fesselt. Das klingt jetzt dramatisch, aber das ist es gar nicht. Der Film sprudelt über von Sprachwitz, Situationskomik und absurden Momenten - wie ein Baumhaus, das acht Meter hoch auf einem dünnen Baumstamm steht. Man wird durchgängig unterhalten.
Die Schauspieler machen ihre Arbeit erstklassig, Bruce Willis vor allem, den man sich im verqueren Kosmos eines Wes Anderson im Vorfeld nur schwer hätte vorstellen können, ist ganz anders als seine John McClane-Stirb Langsam-Actionstar-Persona (was für ein Wort!!) die tragischste Figur im ganzen Film. Edward Norton (der später auch in "Grand Budapest Hotel" eine entscheidende Rolle spielt) ist ebenso in seiner Kindheit scheinbar gefangen, alle Erwachsenen sind im Grunde sehr viel mehr von Problemen belastet, als alle Kinder, nach denen gesucht wird.
Für manche dürfte dieser Film zu abgedreht sein, und selbst ich muss zugeben, dass manche Szenen - wie etwa das reine präsentieren von Suzys merkwürdigen Gegenständen - etwas übertrieben ist, aber ansonsten ist es ein extrem liebenswerter Film, der von seinen beiden Jungstars lebt und von den Altstars in perfekter Weise abgerundet wird. Die große Liebe lässt sich im Film doch noch entdecken und sei es nur auf einer verqueren, fiktiven Insel unweit der amerikanischen Ostküste in den sechziger Jahren. Wenn man sich darauf einlässt - bei mir passierte es nach dem dritten mal sehen - dann kann die letzte Szene einem das Herz brechen.
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