Samstag, 16. Mai 2015

Mad Max: Fury Road




George Miller, USA 2015 - 9.75/10 

Als die Credits liefen, fühlte ich mich als ob mir jemand Sand aus meinem Schädel gepustet hätte, der mein Wissen über Actionfilme darstellt. Dieser Film ist der kommende Goldstandard, an dem sich alle zukünftigen Werke dieses Genres werden messen lassen müssen. Über dieses Meisterwerk kann man so viel schreiben, aber das werde ich hier nicht machen, ich versuche euch einen kleinen Einblick zu geben, solltet ihr nach diesem ersten Absatz noch nicht heiß darauf sein.

Beginnen wir bei der Handlung: Max Rockatansky braust nach einem kleinen Eidechsen-Snack durch das karge Ödland, als er von einer Bande in monströsen Autos und auf rasenden Motorrädern, gefangen genommen wird. Kommandiert werden diese extrems weißhäutigen und glatzköpfigen Raufbolden von Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), ein alter Warlord, der sich das gesamte Wasser und Benzin der Region unter den Nagel gerissen hat und damit alle Einwohner kontrolliert. Desweiteren ist in dieser Zivilisation das Kinderkriegen zum kostbaren Gut geworden - neben der Muttermilch, welche großzügig in einer doch sehr verstörenden Szene, abgepumpt wird. Fünf bildhübsche junge Damen, welche zwangweise von Immortan Joe als Gebärmaschinen missbraucht werden, sollen in das nächste Lager transportiert werden. Das klingt nach einen Auftrag für Imperator Furiosa (Charlize Theron), die sich flux mit dem großen Lastwagen voll mit Wasser, Benzin und den Ladys auf den Weg macht.

Doch dann... IHR HABT ES ERRATEN!!! ändert sich der Plan, der Zuschauer trifft Max wieder, der als Blutkonserve missbraucht wird (bitte spätestens JETZT auf die Überschrift klicken, damit ihr das versteht), ausgenutzt vom blassen Schergen Nux (Nicholas Hoult), der auf Verfolgungsjagd geht.Mit keinem Platz auf dem Beifahrersitz, also wird Max flux an die Front des Autos geschraubt, Maulkorb inklusive. Die erste von drei gigantischen Verfolgungsjagden beginnt, die spektakulärer sind, als alle Szenen dieser Art, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Meine Kinnlade ist bereits beim ersten Crash runtergefallen und dort blieb sie auch. Das besondere hierbei ist, dass wirklich alle Stunts zum einen wirklich ausgeführt wurden, sowohl mit echt gebauten Autos als auch mit wirklichen Stuntmen, die durch die Luft flogen. BUCHSTÄBLICH flogen. Oder an Stangen von einem Auto zum anderen hinüberschwangen. Es wurde teilweise an Computern ergänzt, vor allem sieht man das bei einem großen Knall im letzten Drittel, doch wirkt dieser Effekt so erfrischend, nach dem Computerspiel-Realismus, der NUR vor Greenscreen gedreht wird, aus Superheldenfilmen und anderen Actionstreifen.

Das Tempo des Films ist atemberaubend und wird nur teilweise durch ruhige, dramatische Momente unterbrochen, die zwar unter etwas holprigen Dialogen leiden und auch manchen Charaktere sind nicht mit einer richtigen Hintergrundgeschichte ausgestattet, aber gut, das kann man ohne Probleme verschmerzen. Es ist sehr viel positiver, gleich in die Geschichte zu fallen, als dass Max beispielsweise einen der Handlanger fragen muss: "Wer ist das da?" und der Handlanger sagt es ihm (und damit auch dem Zuschauer).



In "Fury Road" wird sehr viel über die Handlung gemacht. Max wird von einer Situation in die nächste geworfen, aber er tritt wirklich erst im zweiten Drittel des Films auf, nachdem er aus seiner misslichen Lage befreit wird, erst da konzentriert sich der Film auf seine Perspektive. Zuvor werden Furiosa und Immortant Joe seperat verfolgt. Ein cleverer Schachzug, der den Zuschauer um einiges effektiver in die Handlung zieht und sich dabei auf die Orte abseits der Wüste. Die Zitadelle beispielsweise, die Basis von Imortant Joe, ist spektakulär gestaltet und all ihre Bewohner sind direkt aus einem sensationell verrückten Comic entnommen. Insgesamt erinnert der Film sehr an das leider untergegangene Videospiel "RAGE" von 2011, das ebenso in einem Wüstenszenario angesiedelt ist. Vor allem die erste Szene, bei der Max ans Tageslicht gelangt ist fast 1:1 aus dem Spiel kopiert worden, was mich sehr gefreut hat, denn ich bin immer noch großer Fan dieses Spiels.

Ich wiederhole es noch einmal: Ich war komplett begeistert von "Mad Max: Fury Road" und hatte nie gedacht, dass mich ein Actionfilm jemals noch überraschen könnte. Schaut ihn euch an, so lange er noch im Kino läuft, George Miller hat mit seinen 70 Jahren es allen gezeigt. Theron und Hardy spielen großartig, es gibt nur verrückte Figuren - wie den noch gar nicht erwähnten Gitarristen (unterstützt von sechs Trommlern), der einen völlig übertriebenen, dabei aber enorm effektiven Rock-Soundtrack über die Szenerie wirft und die Truppen einheizt.

Ein besonderes Lob an Nicholas Hoult, der seinem Nux enorm viel Leben einhaucht. Diese Figur sagt die meiste Zeit nur sinnloses Zeug, doch seine schauspielerischen Künste lässt sie so viel interessanter erscheinen, als es vorher geplant wurde. Tom Hardy hat nicht viel zu sagen, das wurde aber zu unrecht kritisiert, meiner Meinung nach ist es genau richtig, sich mehr auf die vielen Figuren zu konzentrieren, als eine One-Man-Show starten zu lassen. Filme dieses Genres mit es tausende, man denke nur an Schwarzenegger- oder Stallone-Streifen. Über die Rolle Charlize Therons habe ich bewusst nicht viel verraten, doch ist sie letztlich die beste Kämpferin des gesamten Films.

Wer auch nur im entferntesten am Genre des Actionfilms seine Freude hat, der muss diesen Film sehen. Ich hätte ihm fast die Höchstwertung verpasst.

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