"You're my favorite... and I won't lose you." sagt Patrick (John Hawkes, Saul Star aus "Deadwood") zu Martha (Elizabeth Olsen). Dies stellt den Höhepunkt in der ungewöhnlichen Beziehung zwischen den beiden dar, denn er ist Sektenführer und sie fühlt sich zu ihm hingezogen, akzeptiert und letztlich zu Dingen animiert, die sie absolut in der endgültigen Konsequenz nicht geplant und gewollt hat. Der Film ist Sean Durkin ist von enormer Wichtigkeit und sollte meiner Meinung nach an jeder Schule weltweit gezeigt wurden, um auf die Gefahren von Sekten aufmerksam zu machen. Denn wenn ein charismatisches Oberhaupt unbedarfte, bisweilen noch schutzbefohlene, junge Menschen in seinen Bann zieht, dann geschehen Dinge, die unbegreiflich erscheinen, aber für die Opfer von ungemeiner Wichtigkeit und ohne Überlegung ausgeführt werden.
Der Film erzählt von Marthas Zeit in Rückblenden, mit dem letztlichen Anruf - einem Hilferuf - bei ihrer Schwester ganz zu Beginn der Erzählung. Dort angekommen, wirkt Martha völlig verstört und braucht lang, bis sie wieder am geregelten Alltag in der kleinen Familie ihrer Schwester Lucy (Sarah Paulson, Mrs. Isringhausen aus der legendären Serie "Deadwood" über die ich unbedingt schreiben muss) und deren Mann Ted (Hugh Dancy) teilnehmen kann. Sie verheimlicht ihr Leben in der Kommune Patricks, aus Angst, dass die anderen Mitglieder erfahren, wo sie sich aufhält, denn sie wird gesucht. Immer wieder denkt sie Leute aus den "Catskill Mountains" zu sehen, aber sind sie es wirklich, oder hat sie traumatische Erscheinungen?
In den Rückblenden wird deutlich, was Martha durchgemacht hat, dass sie aber zunächst gar nicht zum Vorschein bringt. Elizabeth Olsens schauspielerische Leistung kann hier gar nicht hoch genug gelobt werden, dass sie nicht für den Oscar nominiert wurde, kann ich nicht verstehen (John Hawkes hätte auch bedacht werden MÜSSEN). Sie wirkt äußerlich komplett ruhig bis plötzlich alle aufgestaute Emotion in einer wilden Attacke rausgelassen wird. Eine Intensität, die den Zuschauer verstört.
"I'm Martha" - "You look more like a Marcy May to me." So stellt sie sich bei Patrick vor, von dem sie in einen der darauffolgenden Nächten vergewaltigt werden wird - ein Schicksal, das vielen neuen weiblichen Ankömmlingen ergehen wird. Für ihn ist sie egal, er will ihr gleich einen neuen Namen geben und nach seinem Willen formen. Das Lied, das ihr beim Anklicken der Überschrift anhören könnt, von John Hawkes selbst gespielt im Film, handelt ebenso davon. Sie ist nur ein Bild an seiner Wand, eine Trophäe.
"Martha Marcy May Marlene" schafft eine unfassbar dichte Atmosphäre, die viele Höhepunkte hat, aber vor allem eine Szene bei Nacht wird einem auch wegen des dramatischen Endes (sowohl dieser spezifischen, als auch der allerletzten Szene des Films), wird den Zuschauer verfolgen. Eindrucksvolle Bilder tun ihr übriges, ebenso der ruhige Soundtrack, der vor allem die Szenen in der Kommune vorkommt und die bedrückende, aber auch seltsam akzeptierte Situation (ich selbst habe teilweise laut aufgeschrien) seitens der Mitglieder, noch unterstreicht.
Ein wichtiger Film, den wirklich jeder einmal gesehen haben sollte.
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