If we burn, you burn with us
The Hunger Games - Mockingjay Part 1, Francis Lawrence USA 2014 - 8.5/10
Katniss Everdeen, das Mädchen, das in Flammen stand. Das Symbol der Revolte, das sie aber gar nicht wahrhaben will bzw. wollte. Der zweite Teil der zum Vierteiler aufgeblähten Trilogie nach den Bestsellern von Suzanne Collins, geht dort weiter, wo wir Zuschauer Katniss im zweiten Teil - Catching Fire - verlassen haben (JETZT FOLGEN SPOILER!!, Nicht-Kenner der Vorgänger natürlich ab hier bitte nicht weiterlesen):
Die Arena des "Quarter-Quell" (im deutschen blöd übersetzt: Jubel-Jubiläum) wurde durch einen präzisen, elektrischen Pfeil von Katniss (Jennifer Lawrence) durchbohrt und explodierte in Millionen kleinster Partikel, sie wurde ohnmächtig und das Kapitol wurde düpiert. Ohne ihr Wissen, wurde sie daraufhin in einen Helikopter des Distrikts 13 hochgezogen und in den zerstört geglaubten Distrikt gebracht. Das Kapitol hat zwar die Oberfläche zerbombt, aber viele Meilen unter der Erde konnte der Distrikt weiter existieren. Katniss ist genauso wie der Zuschauer überrascht, aber nach ihrem anfänglichen Schock soll sie nicht untätig dort zwischengelagert werden, sondern soll die Revolte weiter anführen. Allerdings hat der ganze von Präsident Coin (Julianne Moore) und dem ehemaligen Spielleiter Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle, ich vermisse ihn) verfasste Plan seine Tücken: Denn das Kapitol hat Katniss' best buddy, vielleicht sogar Liebhaber gefangen genommen, Peeta Mellark (Josh Hutcherson). Erst wenn er aus den Fängen von President Snow (schön gruselig: Donald Sutherland) befreit wird, dann will Katniss der "Mockingjay" sein, der Panem von Grund auf verändern will. Ein Besuch an die Oberfläche in Miss Everdeens Heimat-Distrikt 12, verändert aber alles: Er wurde dem Erdboden gleich gemacht, als Strafe für ihre Taten in der Arena...
War der Vorgänger durch die Oppulenz des Kapitols, der Exotik der Arena und der interessanten Mitstreiter sehr abwechslungsreich, so dominieren im Nachfolger graue und braune Farben und eine unfassbare Monotonie, die zwar der Vorlage nahe kommt, aber für den Zuschauer schlichtweg langweilig ist, leider. Ich habe mich an vielen Stellen an Weltkriegsfilme wie "Der Soldat James Ryan", oder auch "Der schmale Grat" erinnert gefühlt. Als Katniss und Gale in Distrikt 8 ankommen, ist es wie ein Level aus "Call of Duty". Als diese Aspekte sind nicht als schlecht zu deuten, nur treten sie in solch einer Häufigkeit und Gleichförmigkeit auf, das sich Langeweile einstellt. Genauso wie die Architektur und Kleidung im Untergrund, das mich sehr an das Anfangslevel von Fallout erinnert. Die gesamte Szenerie ist interessant, doch wird zu wenig Abwechslung geboten.
Technisch ist der Film wieder einmal sehr gelungen. Gadgets fast wie bei James Bond erleichtern das Rebellen-Dasein ungemein, mit Dank an Beetee (Jeffrey Wright, der in "Casino Royale" und "A Quantum of Solace" mitspielte). Die Kulissen sind trotzt Farblosigkeit beeindruckend gestaltet, was auch an den überzeugenden Spezialeffekten liegt. Die Kriegsgebiete wirken ungemein realistisch, wenn die Kamera langsam über die Zerstörungen fliegt, da bekommt man unweigerlich eine Gänsehaut.
Leider hat der Film ein enormes Problem: Er ist nur der erste Teil und wirkt an allen Ecken und Enden unfertig, als ob er auf ein großes Ereignis zusteuert, was er letztlich nicht erreicht. Zwar endet er mit einem großen Überraschungseffekt, aber es bleiben zu viele Handlungsstränge unbeantwortet - vor allem die kühle Präsidentin Coin wirkt in ihren Taten unnahbar und auch, dass ihr Distrikt die Freiheit darstellen soll, das "freie Panem", wird nicht deutlich. Was ist nun eigentlich die Rolle von Gale und was läuft mit Katniss? Wieso sehen wir von Prim so wenig?? Aber dieser Mangel wird mit der Zusammenführung der beiden Teile mit Sicherheit deutlich, bis dahin bleibt der Film unfertig und damit unbefriedigend, trotz aller Anstrengung der Beiteiligten.
Der Film ist spannend, mitreissend und ich musste nicht einmal auf die Uhr schauen, da war er auch schon um. Es gab eine Szene, in der gesungen wurde (im Grunde total überflüssig bei einem Film dieser Art), die mir den Schauer über den Rücken gejagt hat. Letztlich ist er gutes Popcorn-Kino, das auf der großen Leinwand seine Stärke ausspielen kann, aber ein schales Gefühl bleibt. Hoffentlich werden beide Teile gut zusammengeführt (was mit dem plötzlichen Tod Hofmans leider schwer möglich ist) und das Gesamtwerk wird dann sichtbar.
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