Samstag, 25. Juli 2015

Ant-Man

I think we should call the Avengers!




Peyton Reed, USA 2015 - 8.75/10

Wenn ihr den Link zu diesem Film angeklickt habt, dann werdet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit gedacht haben: "Oh man, schon wieder ein Marvel-Film. Das reicht aber langsam mal." und ich kann ich komplett verstehen. Mir ging es nämlich genauso - was sollte dieser Film bieten, was schon so viele Actionfilme dieser Art vorher boten? Tja, liebe Leute, dies hier ist der beste Marvel-Film seit dem ersten "Captain America"!!! Wieso das so ist, lest ihr im Folgendem.

Dieser Film nimmt sich nicht zu ernst, der Trailer führt in die Irre. Er ist das genaue Gegenteil der ernsten Handlung, der weltbewegenden Katastrophe, die angeblich eintreten könnte. Natürlich gibt es wie gewohnt einen Bösewichten, der Macht an sich reißen will - hier mit Hilfe eines Kampfanzuges (aber dazu später mehr) - aber es ist viel eher die Geschichte des Räubers Scott Lang (Paul Rudd), eines legitimen Verlierers, als die um Darren Cross (Corey Stoll aus "House of Cards", oder auch Hemingway aus "Midnight in Paris"), der als Antagonist zwar viel rumbrüllt, aber nicht überzeugen kann. Schade, denn sonst macht dieser Film sehr viel Spaß. Rudd spielt sehr überzeugend, als Mann, der nicht viel zu Stande bringt, aber ein großes Herz hat, vor allem wenn es um seine kleine Tochter geht, die bei ihrer Mutter (Judy Greer ) und dessen Partner, dem Polizisten Paxton (Bobby Cannavale, aus "Boardwalk Empire") lebt.

Der Film beginnt mit Scotts Entlassung aus dem Gefängnis nach drei Jahren, und er wird gleich enthusiastisch von seinem besten Freund Luis (Michael Pena, der allen anderen die Schau stielt) empfangen. Scott kann erstmal bei ihm und seinen Kumpels Kurt (David Dastmalchian, beeindruckend in "Prisoners", hier leider mit albernen russischem Akzent) und Dave (Rapper "T.I."). Die drei wollen Scott gleich wieder zu einem kriminellen Auftrag überreden, ohne ihn klappe es nicht. Er sträubt sich zunächst dagegen, aber mit einem legalen Job will es nicht klappen und als er letztlich den Unterhalt für seine kleine Tochter nicht mehr zahlen kann, stimmt er letztlich zu. Scott steigt also in das leerstehende Haus ein, doch lässt sich nichts kostbares entdecken... bis auf einen alten Motorradanzug nebst Helm mit Antennen. Scott nimmt ihn mit, weil es sonst nichts zu holen gab.

Na, wer kennt sich aus? BLUE STEEL
Aus Neugier zieht Scott den Anzug an, entdeckt zwei Knöpfe an beiden Händen und ZACK, er ist auf Ameiseingröße geschrumpft. Aber nicht nur das: Dr. Pym (Michael Douglas) spricht zu ihm in seinem Helm. Vielleicht war es doch ganz gut, dass er in diese Wohnung gestiegen ist, ein Zufall war es auf jeden Fall nicht.



Reed schafft es auch Dank des Einflusses von Edgar Wright ("Cornetto"-Trilogie) einen konstanten Witz den ganzen Film über beizubehalten, der ihm eine gewisse Lockerheit verleiht, welchem so vielen Comic-Filmen fehlte, dem letzten Avengers-Film eingeschlossen, der in einer wunderbaren Sequenz in die Handlung eingebaut wird. Die Prämisse ist Films ist lächerlich, aber das ist für die Macher absolut kein Problem, seine Stärken kommen erst gerade daher. Scott schlägt zum Beispiel vor, die Avengers zu rufen, die seien doch viel eher bereit, das Böse zu bekämpfen als er. Natürlich muss er aber letztlich selbst die Welt retten, aber da alle Zuschauer diese übliche Geschichte schon kennen, konzentriert sich der Film viel mehr auf die anderen Elemente, und davon hat dieser Film einige zu bieten. Die Nebenfiguren sind bis in die kleinste Rolle sehr gut besetzt - der Bösewicht ist leider nicht gut gelungen, aber das hat Corey Stoll nicht zu verantworten, die Rolle ist einfach nicht gut geschrieben. Pyms Tochter Hope (Evangeline Lilly, die ihr alle aus "LOST" kennen solltet) zum Beispiel wandelt zwischen zwei Welten und es ist spannend ihren Konflikt mitzuerleben.

Selbst auf Deutsch kommen die Witze gut rüber, der Film lebt von diesen Momenten, aber auch die Action kommt keinesfalls zu kurz. Die letzte große Szene des Films, die in einem Kinderzimmer spielt, ist um einiges mitreißender, als viele große Schlachten in Hollywood-Reißern. Der Einfallsreichtum, der in diesem Film demonstriert ist sehr erfreulich, es wird eine neue Perspektive aus der Größe einer Ameise auf viele bekannte Tropen des Films (Verfolgungsjagden, Stand-Offs) geworfen.

Wer von vielen Comic-Blockbuster gelangweilt ist, aber grundsätzlich Actionfilme mag, für den ist dieser Film absolut richtig. "Ant-Man" nimmt sich nie zu ernst, bleibt unterhaltsam dabei, vor allem in den Nebenfiguren - man beachte Luis - aber auch einen charismatischen Helden, der leider in voller Montur versteckt etwas von seinen Charme verliert, in seinem Kampf gegen den merkwürdigen Gegner - aber das ist meckern auf hohem Niveau. Ich hatte viel Spaß, schaut ihn euch noch im Kino an, solange er noch dort läuft, ein großes Vergnügen.

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